Buch-Tipp: „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer

10.01.2011 Allgemein, Buch

Tiere essen – ein ewiges Streitthema, ein Thema, dass die Geister scheidet, Vegetarier vor Wut erglühen lässt und Fleischliebhaber mal mehr und mal weniger kalt lässt. Der Verzehr von Fleisch ist schon lange nicht mehr nur eine Frage der gesunden Ernährung, sondern unumgänglich ein Thema, das die ganze Welt betrifft, eines, das inzwischen sogar ein globales Problem darstellt. Ich selbst esse seit einiger Zeit schon keine toten Tiere mehr, Schuld daran ist aber nicht Jonathan Safran Foer, so viel steht fest. Einigen Fleischfressern hat der New Yorker Autor mit seinem aktuellen Buch allerdings den Appettit auf Steak, Burger und Co gehörig ausgetrieben.Ich selbst griff zu Foers neustem Werk, da sich zum Zeitpunkt des Erscheinens schon seine ersten beiden Romane „Alles ist erleuchtet“ und „Extrem laut und unglaublich nah“ auf meiner persönlichen Lieblings-Bücher-Liste befanden. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch gar nicht so viel von „Eating Animals“ gehört, ich kaufte es, auf englisch, fing an es zu lesen und… uff. Mit einer Mischung aus Kopfnicken, Übelkeit und dem Drang, jede Zeile zu verschlingen, kämpfte ich mich von Kapitel zu Kapitel. Alles verstanden habe ich zugegebenweise nicht, ein paar Vokabeln fehlten mir auf beinahe jeder Seite. Aber das, was ich verstand, brannte sich in mein Hirn und wird wohl niemals mehr entschwinden.

„Er ruft in Erinnerung, dass 99,9 Prozent der Masthühner, 95 Prozent der Schweine und 78 Prozent der Rinder aus Intensivhaltung stammen. Er schreibt, dass fast ein Drittel der Landoberfläche dieses Planeten für Viehzucht genutzt werden, und dass die landwirtschaftliche Nutztierhaltung erheblich mehr zur globalen Erwärmung beiträgt als alle Autos dieser Welt. Und er weist darauf hin, dass allein für die Ernährung eines einzigen Amerikaners rund 21.000 Tiere sterben müssen.“ (Stern.de)

In „Eating animals“ oder „Tiere essen“ geht es aber nicht nur um Zahlen, sondern vor allem um Emotionen. Foer appeliert an die Gefühle seiner Leser, kein noch so grausames, ekliges und erschreckenedes Detail der Tötung von Tieren für die Befriedigung unserer Fleischeslust wird ausgelassen. Foer selbst sagt, eigentlich wolle er gar nicht missionieren – tut es aber doch. Und zwar sprachlich wortreich, mal knapp lakonisch, mal poetisch, aber beinahe niemals ironisch. Die dazugehörigen Fakten rauben uns obendrein den Atem und verderben jeglichen Fleischappetit nachhaltig. Einige Passagen konnte ich gar nicht auf Anhieb durchlesen, weglegen musste ich das Buch definitiv öfter als nur ein Mal.

Auf der letzten Seite angekommen, bleibt jedem denkenden Menschen dann tatsächlich kein einziger, plausibler Grund übrig, warum man überhaupt noch Fleisch essen sollte.

Egal wie sehr man Schnitzel, Chicken McNuggets und Co auch liebt, dieses Buch sollte tatsächlich jeder lesen. Nicht, um anschließend jedem noch so saftgien Stück Fleisch komplett zu entsagen, sondern vielmehr, um bewusster zu konsumieren. Ein flächendeckeneder Vegetarismus wäre zwar wünschenswert, ein erster Schritt in Richtung „bewusster Konsum“ würde aber auch schon einiges verändern – zum Guten hin. Die Frage „Woher kommt überhaupt das Fleisch, das ich da esse?“, sollte man sich zu allererst stellen. Denn es geht nicht nur um unsere Gesndheit, sondern auch um den Respekt gegenüber dem Lebewesen an sich. Eine glückliche Kuh, die ihr Leben auf einer grünen Wiese verbacht hat, bringt auch Fleisch. Das ist zwar teurer, aber eventuell sollte man darüber nachdenken, dass Fleisch eine Delikatesse sein kann, etwas Besonderes, etwas, das man eben selten isst und vor allem eine Leckerei, die nicht wie selbstverständlich tagtäglich auf unserem Teller landen muss. Wäre das denn wirklich zu viel verlangt, hm?

P.S: „Wenn alle Amerikaner nur jeweils eine Fleischmahlzeit pro Woche auslassen würden, würde das der Umwelt die Abgase von 5 Millionen Lastwagen ersparen, und ungefähr 200 Millionen Tiere weniger würden misshandelt und geschlachtet.“, erklärt Foer im ZEIT-Interview.

Hier könnt ihr das Buch bestellen.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_EZVI2t9Vzw[/youtube]

Wer ein bisschen mehr Zeit mitgebracht hat…

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=nrcdP23sah0&feature=player_embedded#at=1968[/youtube]

UPDATE: Dank Anna wissen wir jetzt: Am 20.1.2011 um 20 Uhr findet im Fritzclub im Postbahnhof eine Lesung statt. Merci!

Buch-Tipp: „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related