Sarah hatte bereits im Interview mit Stylish Kids in Riot ihre Liebe zu talentierten Skandinaviern gestanden und eins ist sicher: Allein ist sie damit nicht. Die deutschen Modeverrückten sind ihnen ohnehin schon verfallen und nun beuge auch ich mich dem Trend zum nordischen Design. Schuld daran ist die Gruppenshow der drei Schwedinnen Ida Sjöstedt, Diana Orving und Camilla Norrback.
Das erste Model betritt den Laufsteg, trägt eine Kreation von Ida Sjöstedt. Ein Bustierkleid in Blassrosa, verziert mit zarter Spitze. Kopfkino. Ich sehe ein Himmelbett, sehe ein Mädchen, wie es sorgsam Glanzbilder in ein ledernes Album klebt. Mädchenträume werden wahr. Es wird glitzriger, Altweiß, Creme und bräunliche Baumrinden und Spiegelmuster dominierten die Kollektion. Eisprinzessinnen und Winterfeen schweben durch den Raum– wie schön sie auch sind, frieren würde man trotzdem in den leichten Kreationen der Designerin mit Hang zu geschmackvollem Kitsch.
Schnitt. Urbaner Schick trifft auf fließende Stoffe. Marmor- und Steinmuster. Blusen legen sich in große, runde Falten, raffen sich, sind voluminös oder geben den Blick auf die nackte Haut der Trägerin frei. Diana Orving bleibt ihrem Stil treu, kombiniert konstruierte Schnitte mit transparenten oder zarten Materialien. Selbstbewusste Entwürfe gehen eine Symbiose mit der zerbrechlich-zarten Seite der Weiblichkeit ein und lassen Raum für das Spiel mit Stofflichkeit und Layering. Wir sind gefangen in einer Landschaft voll Kunst, Tanz und Bewegung, sind inspiriert und bleiben zufrieden zurück.
Aber dann kommen die Designs von Camilla Norrback und plötzlich weiß ich nicht mehr, ob ich zu berauscht von den zauberhaften Kreationen Sjöstedts und Orvings bin, um in ihren Entwürfen das Besondere zu entdecken. Die dritte im Bunde verbindet Retro-Romantik mit modernen Formen und zukunftsorientierten Materialien. Was ich sehe ist solide, nett anzusehen, aber der Wow-Effekt bleibt aus. Ich sehe einen Pullover, der mich an ältere H&M – Kollektionen erinnert, für einen kurzen Augenblick muss ich sogar an Vero Moda denken. Aber ist das schlimm? Nein, es ist bloß tragbar und mein Kopf ist einfach noch ein wenig beduselt von dem Eisprinzessinnen-Traum bei Ida Sjöstedt. Und plözlich passiert es doch. Das letzte Model der Schau betritt den Laufsteg. Sie trägt einen Overall aus Samt in einem satten, dunklen Grün – ich kann wieder klar denken und stelle fest: Der Funke ist soeben übergsprungen. Camilla, ich muss nur noch ein wenig an dich gewöhnen.