Ich entschuldige mich vorab bei all meinen Freunden und Lesern, deren Wayfarer entweder im Etui oder auf dem Kopfhaar schlummert. Ich mag euch immer, auch wenn ihr eine solche Brille spazieren tragt. Aber es tut mir leid. Ich kann den Namen Ray Ban nicht mehr hören, das 1952 ins Leben gerufene typischste Gestell „Wayfarer“ nicht mehr sehen und überhaupt, ich könnte kotzen ob der bunt-bebrillten, gelfrisierten, V-Ausschnit-tragenden Hipsterbrigade.
Eine ganze Generation hat das Image eines einzigen Brillenmodells zu Boden geworfen und anschließend noch mals kräftig draufgespuckt. Denn eigentlich ist sie schön, die Wayfarer, ebenso wie ihre Geschichte. 50 Jahre lang galt sie Symbol für Jugendlichkeit, Kunst und Kreativität. John Lennon, Andy Warhol, John F. Kennedy, ja alle mochten sie. So auch ich. Bis ich irgendwann, nach einem Stadtspaziergang, traumatisiert nach Hause kam. Anscheinend hatte sich eine Ray-Ban-Armee gegründet, denn wohin das Auge auch reichte, wer auch immer mir entgegen trat, alle sahen sie gleich aus im Gesicht, alle trugen sie dieses eine Modell – gut, manches war schwarz, manches rot, blau oder grün, aber das machte es nicht besser. Schockzustand. Und Fragezeichen im Kopf. Was war denn bloß passiert?
Es mag an der zweifellos hübschen Optik gelegen haben, dass die Wayfarer so beliebt wurde. An den richtigen Leuten, welche sie im richtigen Moment trugen, aber vor allem am Hype. Was ich daraus gelernt habe: Hype zerstört jeden Zauber, es ist eben wie sooft im Leben. Und so bange ich schon jetzt um die Ray Ban Clubmaster (links im Bild). Ist sie nicht hübsch anzusehen? Fragt sich nur, wie lange noch.