Gestern Abend hatte ich das Glück, von Arte eingeladen worden zu sein – zur Premiere des Dokumentarfilms „Unser täglich Gift“ und anschließender Diskussionrunde. Welche Schlüsse ziehe ich aber nun aus diesem Abend, aus dieser Doku, die Marie-Monique Robins zwei Jahre Recherche gekostet hat?
Der Titel „Unser täglich Gift“ spricht Bände. Es ist kein Geheimnis, dass wir tagtäglich nicht nur wichtige Nähstoffe und Vitamine, sondern auch ganz schön viel Mist schlucken. Mist, der uns krank macht, Gifte, die uns vielleicht nicht heute, morgen oder übermorgen umbringen, vielleicht aber in 20 Jahren. Pestizide, Fungizide und Zuckerersatzstoffe, die uns ans Bett fesseln können, oder das Leben unerträglich machen. Die aber vor allem eins tun: Krebs erzeugen. Seit 30 Jahren beobachtet man eine stetige Zunahme von Krebs-, Immunschwäche- und neurodegenerativen Erkrankungen.
„Zahlreiche wissenschaftliche Studien verdeutlichen – und das bestätigen auch die Aussagen von Vertretern der entsprechenden Zulassungsbehörden für Lebensmittel in den USA und Europa – Die Hauptursache ist in der Umwelt und in der Ernährung des Menschen zu suchen.“
Seltsam, dass dieser beunruhigende Anstieg der lebensgefährlichen Krankheiten vor allem in „entwickelten Ländern“ zu beobachten ist, nicht wahr? Nehmen wir das Besipiel Indien: Dörfer, die sich komplett selbst versorgen, kennen die Krankheit Krebs nicht.
Dass vor allem der synthetisch hergestellte Süßstoff Aspartam einen großen Beitrag zu dieser Krankheit, die beinahe ein Volksleiden geworden ist, leistet, wissen wir nicht erst seit heute. Schon oft wurde das Produkt der amerikanischen Superfirma „Nutra Sweet“ heiß diskutiert, noch öfter hieß es „Cola Light ist schädlich.“ Am aller häufigsten wurden diese Aussagen aber unter den Tisch gekehrt, alle Bedenken dementiert. Und was ist passiert? Genau. Gar Nichts. Wieso nur? Die Antwort ist einfach:
„Die Bewertungs- und Zulassungsverfahren für chemische Lebensmittelzusätze sind mangelhaft und ungeeignet“.
Viele von euch werden das alles an dieser Stelle für Unsinn halten. Kann doch gar nicht sein, wenn´s giftig wäre, wär’s doch gar nicht erlaubt. Falsch. Es ist wie sooft im Leben: Trauen kann man eben nur den Wenigsten. Anscheinend nicht mal Wissenschaftlern und Ausschussangehörigen, denn die sind nur in den seltensten Fällen gänzlich unabhängig. Beweise dazu liefert Marie-Monique Robins in ihrem Dokumentarfilm erschreckenderweise zu genüge.
„Der Film zeigt außerdem, mit welchen Mitteln die Industrie Druck ausübt und manipuliert, um weiterhin hochgiftige Produkte vermarkten zu können.“
Es tat beinahe weh, dieses Werk gesehen und all die Fakten erklärt bekommen zu haben – denn die Gewissheit, dass sich an unserem Konsumverhalten, vor allem aber an der korrupten Vorgehensweise großer Firmen und entscheidungstreffender Ausschussabgeordneter so schnell nichts änder wird, schwingt in jedem Bild mit. Am meisten aber schmerzt die Ignoranz unserer Mitmenschen. Ich weiß genau, ich würde gegen Mauern reden, würde ich dem ein oder anderen Freund auf die Finger schlagen, wenn er zu Light-Produkten oder Süßstoff griffe. Viele wollen eben nicht aufwachen aus diesem Traum, in dem sie sich sicher fühlen. Aus der Illusion, ihnen könne schon nichts passieren. Aus der Wunschvorstellung, dass mit unserem Essen schon alles in Ordnung sei.
Wie aber reagiere ich auf mein neu errungenes oder aufgefrischtes Wissen? Verwehre ich nun gänzlich alles, was nicht aus kontrolliert biologischem Anbau kommt? Nein. Auch ich werde kein Vorzeige-Konsument sein. Schon allein deshalb, weil mir die finanziellen Mittel dazu fehlen, mich tagtäglich im Reformhaus eindecken zu können. Ich werde weitermachen wie bisher. Darauf achten, dass die Milch, die ich kaufe, vom Biobauern stammt. Keine Light-Produkte die Kehle runterspülen, Bio-Gemüse und -Obst kaufen, soweit es mir möglich ist und Fleisch verwehren – aber diesmal ist es vor allem an der Regierung, krankmachende Chemikalien komplett zu verbieten, statt sich kaufen zu lassen. Es ist an den Landwirten, für pestizidfreien Anbau einzustehen. Es ist an den Firmen, ihr Gehirn, ihr Herz und ihre Moral zu benutzen. Und letzendlich müssen auch wir lernen, zurückzustecken – denn auch ein buckliger gelber Apfel kann durchaus lecker sein.
Ausstrahlung der Doku: 15.03.11 um 20.15 Uhr
Ein Buch zum Film gibt’s übrigens auch.
Zitate via Arte