Grunge bedeuted „Schmutz“ und „Dreck“, soviel wissen wir. Dass es sich hierbei nicht nur um eine Muskrichtung aus den späten 80ern und 90ern, sondern inzwischen auch um einen wiederbelebten Laufsteg-Trend handelt, haben wir der aktuell brodelnden Rückbesinnung auf die feschen Nineties zu verdanken. Nirvana als Leitbild der Schmuddelkultur und Holzfällerhemden als Schlüssellook der Second-Hand-Generation sind wohl jedem bekannt. Trotzdem tippte ich noch ein Mal „Grunge“ in meine Googleleiste ein. Heraus kam ein skurriler Artikel, den der Focus 1993 verfasst hatte. Darin heißt es:
„Unsere Welt fürchtet den Teufel Arbeitslosigkeit, bangt um Kaufkraft und Bruttosozialprodukt. Gottlob ist auf eines noch Verlaß in solch unsicheren Zeiten: Für jede Lage gibt es den passenden Trend: Der Rezessions-Look naht. Sein Name: „Grunge“ Und weiter: “ Ein Outfit wie aus der Mülltonne. Nur nicht immer so preiswert.“
Der Master of Grunge hieß damals nämlich Marc Jacobs. Er behandelte Seide so lange mit Sand, bis sie aussah wie Flanell. Seine Models trugen strähniges Haar, sahen usselig aus. Heute würden wir uns darum nicht mehr scheren – wir sind es schließlich gewohnt, dass Trends sich irgendwann wiederholen.
„Die Popmusik verwendet das Label „Grunge“ schon seit 1988 – für die Musik schriller Underground-Bands wie Seattles Nirvana, Soundgarden oder Mudhoney. Sie wurden Repräsentanten einer Generation desillusionierter, verschlampter Jugendlicher, die Büchsenbier tranken, rumhingen und sich mit Klamotten aus zweiter Hand kleideten.“ Das schrieb der Fokus im Januar 1993. Der Verfasser jenes Artikels hätte sich wohl niemals träumen lassen, dass sich 18 Jahre später ein Revival des Pennertums ankündigen würde.
Um das Revival noch ein Mal genauer zu veranschaulichen, habe ich mir kurzerhand das Lookbook des australischen Labels „Evil Twin“ geschnappt – denn kaum ein Modemacher setzte das Trendthema derart offensichtlich um. Wir sehen eine stilistische Mischung aus 70er-Jahre Punk und Gothic. Und dennoch haben wir eine Kollektion vor uns, die wir heutztage in die Kategorie „Grunge“ einstufen würden – der Details wegen.
Hüte, dunkle Lippen, langes, ungestyltes Haar. Ein löchriger Fetzenlook, Maxi-Röcke, Batik-Muster und Creepers (die eigentlich aus de 50ern Stammen, hier aber die derben Schnürboots ersetzen). Bauchfreie Outfits, lange Ketten und Leder – das ist wohl der Inbegriff der Neuinterpretation von Grunge.
Mir hat es eine Sache allerdings besonders angetan: Sonne-Mond-und Sterne – Patterns!
P.s: Evial Twin gibt’s zum Beispiel bei Urban Outfitters!
Bilder via lifelounge
Zitate via Focus