Manchmal packt mich das Laufstegfieber. Ich sitze dann da und lasse mich von Bildern der vergangenen Fashion Weeks berieseln, mich in ein Traumland aus Farben, Schnitten und Stoffen entführen. Chloé ist mir bisher aus irgend einem Grund durch die Lappen gegangen – hier also ein „Nachruf“.
Hippieske Züge und das Bedürfnis nach einem unbeschwerten Lebensgefühl, nach Leichtigkeit und Laissez-Faire erobern seit geraumer Zeit die Kreativschmieden großer Designer – kaum eine Kollektion kam in diesem Jahr ohne Woodstock-Attitüde aus. Erstaunlich, dass wir uns daran einfach nicht satt sehen können. Vielleicht liegt unsere Freude auf die neuen, weiten Schnitte aber auch an Designtalenten wie Hannah MacGibbon, die 2008, nach Karl Lagerfeld und Stella McCartney, das Erbe der Traditionsmarke Chloé antrat. Sie spielt subtil mit Materialien, Mustern und optischen Brüchen und kreiert damit einen ganz eigenen Look. Schlange wird plötzlich tragbar, Streifen kommen in ungewohnt großflächiger Manier daher. Leder und Mut zur Farbe ziehen sich als Leiftaden durch die gesamte Kollektion. Gleichheit gibt es in MacGibbons Entwürfen dennoch nur selten – die Designerin setzt auf Abwechslung und vereint Trendthemen zu einer komplett neuen Form von Harmonie.
Chloé enthält sich dem Streifen-Trend zwar nicht gänzlich, setzt ihn aber um einiges subtiler um als Prada & Co. Insoiration holt di Designerin sich anscheinend überall her – Das linke Outfit erinnert beinahe an lederne Motorcross-Anzüge.
Schlangen-Optik wird alltagstauglich – hierbei kommt es aber vor allem auf die richtige Farb- und Materialwahl an. Grelle Schlangen-Prints auf langen Röcken waren schier undenkbar, Grün macht’s diesmal aber möglich.
Wenn MacGibbon nicht auf den Stil der Großstadthippies setzen darf, wer dann? Chloé zählte in de 70ern zu den einflussreichsten Marken weltweit und prägte eine ganze Generation. Jackie Kennedy, Brigitte Bardot, oder auch Grace Kelly waren den luxuriösen, aber dennoch alltagstauglichen Entwürfen verfallen. In diesem Jahr wird mit Farbe, Denim und unterschiedlichsten Inspirationsquellen gespielt – das Kleid in der Mitte jedenfalls mutet nicht nur dunkel-hippiesk, sondern auch mittelalterlich an.
Chloé erfindet die Romantik neu – Zurückhaltung ist passé, in diesem Herbst stehen die Zeichen auf Overdose statt Understatement. Auch hier hat sich das 15. Jahrhundert eingeschlichen…
Leder ist Trend und auch Chloé kommt nicht umher, die persönliche NOte darf’s aber trotzdem sein – und zwar als Latzhose und in weiter Palazzo-Form.
Fotos via Style.com