Im Grunde lege ich nicht viel Wert auf Marken und schon gar nicht auf Labeling. So sehr ich Mode auch liebe, manchmal suche ich nach der rechten Relation. Hoher Preis = große Freude? Bestimmt. Aber ist ein Schuh für 500 Euro wirklich so viel hübscher als das Lieblingspaar, das man für schlappe 100 ergattern konnte? Nein, ist er nicht. Aber manchmal geht’s um das Gefühl, nicht um rationales Denken.
Ich besitze wirklich nicht viele Handtaschen. Eigentlich brauche ich auch keine neue, ich schleppe so oder so tagein, tagaus meinen Rucksack mit mir herum. Vielleicht könnte sich das aber auch ändern. Vor ein paar Tagen stand ich dort in diesem Laden und sie sah mich an. Die schwarze „Cherry Bag“ von See by Chloé. Ich höre mich noch laut schimpfen über meine Jute-Beutel, mir selbst einredend, dass ich dringend eine Tasche brauche. 435 € soll sie kosten. Sie ist ein Traum. Wunderschön. Aber 435€… was ich davon nicht alles kaufen könnte. Ich rufe meine Mutter an, denn ja, sie ist eine von diesen Müttern, die dummerweise immer Recht haben. „Mama, hör zu. Da ist diese Tasche, ich weiß, sie ist teuer, aber ich will mir keinen billigen Quatsch kaufen, sondern mal investieren, das hübsche Ding jeden Tag tragen, immer, das ist was fürs Leben! Ich kaufe nie H&M Taschen und würde ich das tun, hätte ich sicher schon 15 Stück, aber keine würde mich so richtig glücklich machen, also laufe ich ohne Tasche durch die Welt und ich denke, es ist an der Zeit das zu ändern und schließlich habe ich in all den Jahren als Nicht-Taschen-Trägerin eine immense Summe gespart! Diese Summe könnte ich nun anlegen, investieren! Verstehst du? Ich denke, ich muss mir diese Tasche kaufen, soll ich?? Ja?“ Stille.
Meine Mutter: „Nike, ich würde meine Prioritäten da anders setzen. Was ist mit Urlaub? Ist so ein Erlebnis nicht viel mehr wert? Spar doch erst mal.“
Stille. Ich hab ein scheiß schlechtes Gewissen. Ich halte die Tasche in den Händen. Sie ist wunderschön. Ich brauche 25 Minuten. Dann lege ich sie weg, stelle sie zurück ins Regal und verlasse das Geschäft. Meinem Gewissen geht’s großartig. Was ich noch niemals hatte, kann mir schließlich auch nicht fehlen.
… so ganz vergessen kann ich das Modell „Cherry“ allerdings nicht. Sollte mein Sparschwein irgendwann einmal durch ein Wunder reichlich gefüllt sein, werde ich’s vielleicht doch noch tun. Aber bloß, wenn ich mir dann so sicher bin, dass ich nicht mal mehr daran denke, jemanden um Rat zu fragen.
Was meint ihr – hab ich das Richtige getan? Denn wenn ich so drüber nachdenke… die Tasche würde mich wirklich ein bisschen glücklich machen. Und immer und überall tragen würde ich sie auch. Jawohl.