Seit ich denken kann, sind Pornos für mich etwas abstoßendes und verbotenes. Ein gestörtes Verhältnis zu Sexualität liegt mir allerdings fern und prüde bin ich auch nicht. Trotzdem. Für mich gehörten fremde Knabbereien und Blow Jobs bisweilen nicht auf den Bildschirm, sondern ins Bett.
Als ich klein war, keine Ahnung wie klein, aber sicher noch im Grundschulalter, war das Fernsehen zu später Stunde natürlich verboten. Mein guter Kumpel vom Haus nebenan kannte allerdings schon recht früh Tricks, sich seinen Weg zur elterlichen Flimmerkiste zu bahnen. Whoa, habt ihr „Wahre Liebe“ schon mal gesehen? Ich erinnere mich noch genau. Mit zittrigen Knien schlich ich ins Wohnzimmer, eines Nachts, und schaltete Vox an. Was ich sah, waren gigantische Brüste, Frau Ferrari und etliche blankliegende Schniedel, wie man sie damals nannte. Eigentlich war mir schon damals klar, dass das ein Männerding sein muss. Unbefriedigt, wohl eher geschockt, legte ich mich schlafen und versuchte, das Gesehene samt schlechtem Gewissen schnellstmöglich zu verdrängen.
Die Pubertät klopfte alsbald an die Tür und alles nackte, samt der „bösen Bravo“- Seiten zog jeden von uns quasi magisch an. Bloß ging es bei den meisten von uns Mädchen nicht über verstohlene Blicke in die Schmuddelheftchen der Jungs hinaus, irgendwie verlangte man von uns Oilily-Trägerinnen sogar, dass wir brüskiert waren ob all der zu Papier gebrachten Frivolität. Auf den ersten Kellerparties schmiss hie und da wer den Computer an, um seinen Kumpels recht stolz den „Youporn“-Kanal zu präsentieren, auch hier erinnere mich gut an die entgegengesetzten Reaktionen der Betrachter. Gut, weggucken wollten wir nicht, aber dennoch waren wir weit davon entfernt, ein warmes Kribbeln zu verspüren.
Ich schätze, jedes Mädchen hatte mal einen Freund, der mehr als offenherzig mit seinem Pornofilmchen-Konsum hantierte, dann und wann kam’s auch eher unfreiwillig ans Licht. Wieder ein Grund, den fremden Nackedeis mit einer geballten Portion Hass entgegen zu treten. Wieso man fremde beim Anal-Oral-undwasichichnichtwas-Verkehr zuschauen soll, wenn man’s auch selbst machen kann, blieb vielen Freundinnen und mir lange ein Rätsel, bereitete manchen gar Tränen und Bauchweh.
Und nun? Nun befinden wir uns in einem Alter, in einer Generation und Welt, in der man ganz offen mit erotischen Streifen umgeht. Jeder guckt sie schließlich, sagt man. Stimmt nicht, sage ich. Ich kenne zwar die ein oder andere, die selbst zugibt, drauf abzufahren, dennoch bin ich der Meinung dass das heimliche Anschauen im Schreibtischsessel der Männerwelt eher zusagt, als uns Mädchen. Und ehrlich? Wir sind raus aus der Pubertät, einen Partner, der sich ständig einen von der Palme wedeln muss, will keiner mehr.
Warum ist das so? Sind wir hoffnungslose Romantikerinnen? Wurde uns die Rolle der stillen Beobachterin, oder eher der lauten Demonstrantin, in die Wiege gelegt? Der Gedanke an einen Freund, der daheim sitzt und aufgrund fremder Schenkel jede Menge Blut in den Unzterleib gepumpt bekommt, ist irgendwie befremdlich.
Wieso sagt denn dann jeder „das ist so, die machen das, damit muss man sich abfinden?“. Nee, muss man nämlich nicht. Und nein, nicht alle Jungs machen das. Außerdem gibt es da noch eine Welt fernab von Cumshots und Schaumkronen auf dem allerheiligsten Stängel. Erotikfilme, die nichts mir pervertierten Vorstellungen von körperlicher Nähe zutun haben, nichts mir Ausdauersport und Missionen, die tatsächlich nur dem männlichen Part Freude bereiten können – wenn überhaupt. Aber die werden belächelt. Mädchenpornos, halt. Mit Handlung und so. Nicht, dass ich sie für nötiger halte, aber ja, die gibt’s.
Hotel Desire nennt sich so ein Projekt, zum Beispiel. Anna Maria Mühe ist sogar dabei und der erste Ausschnitt zeigt, dass das Ganze auch hoch ästhetisch möglich ist. Aber gut, das wollen die meisten Männer gar nicht mehr. Viel zu abgehärtet sind sie, die Pornoindustrie hat sie abgestumpft. Traurig, aber wahr.
Man mag mich nun Feministin schmimpfen. Oder kleinkariert. Stimmt aber nicht. Jeder soll doch tun, worauf er Lust hat. Ich frage mich bloß, woher diese Lust bei Nicht-Singles, denn bei Soloisten versteh ich’s ja, kommt. Ist ihnen die Realität zu langweilig geworden? Was ist da passiert, verdammt noch mal. Frauen haben keine standatisierten blankgeleckten „Mösen“ und nein, Brüste stehen auch nicht nach oben, wenn man auf dem Rücken liegt. Komisch. Ich fürchte, bei mir läuft was schief. Denn geil find ich Analaddin und die wunder Schlampe echt nicht.