Düstere Töne aus den Boxen, Nebel, dann Models, deren Haare ihnen die Sicht nehmen. Durchgedrückte Hohlkreuze und labile Schräglagen, statt graziler Haltung. Mode, die sorgsam drapiert ist, aber das Gegenteil suggeriert. Verstörende Augenblicke, ungewohnt für den Laufsteg. Stroboskopartig – aufblitzendes Licht, hell, dunkel, hell, dunkel. Mal fällt ein Shirt über die Schulter, mal werden Jacken beinahe schlampig und nur halbseitig getragen. Alles wirkt zerbrechlich, so, als könnten Models und Mode jeden Moment den Halt verlieren.
An Vandeforst und Filip Arickx bildeten mit ihrer A.Friend – Sommerkollektion für das kommende Jahr einen Fashion Week Abschluss, der die Modewelt infrage stellt, ja, beinahe parodierte. So jedenfalls sehen wir das.
Performance-Kunst? Ausgelebte Satire? Oder schlichtweg geschmacklos? Die Geister schieden und scheiden sich an dem, was uns die beiden Designer hinter dem belgischen Label für die kommende Saison auferlegen. Der Zufall bestimmt die Form, jedenfalls optisch. Schals bedecken blanke Brüste, das Shirt wird lieber um die Hüften geschwungen. So in etwa könnte man aussehen, wenn nur noch 5 Minuten Zeit zum anziehen bleibt. Schmeiß dir über, was du willst. Sprenge Grenzen, missachte Konventionen. Angezogen ist angezogen, egal was die Modeetikette von dir verlangt.
Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Denn obwohl geplante Fahrlässigkeit stilprägend ist, verliert das Design in keiner Sekunde den einenden Faden. Vertikale Längststreifen als immer wiederkehrendes Element, Schwarz, ein kühles Blau und wärmendes Rot bilden eine Einheit und nehmen der Kollektion alle auferzwungene Finsternis. Maxi-Längen brechen das Chaos, Chaos die Strenge. Streng ist nur das Spiel mit Silhouetten, das Konzept, das Gefühl.
Lässt man dem Kopf noch viel mehr Interpretationsfreiraum, spielen sich Geschichten ab, die irgendwo zwischen japanischen Märchen, traurigen Clowns, Elfenwesen und Nomaden spielen. Spiele mit all deinen Mitteln, hätte A.F.Vandeforsts Credo lauten können. Denn Mode macht Spaß – jedenfalls dann, wenn sich endlich einer traut, auszubrechen aus dem Berliner Laufsteg-Saubermann-Zwang.
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