Ich weiß nicht, ob ich geschockt bin oder enttäuscht, vielleicht auch einfach ahnungslos. Aber das, was Mademoiselle Carin Wester uns während der vergangenen Fashion Week in Stockholm präsentierte, will einfach nicht von meinem Kopf verarbeitet werden. Kann es denn tatsächlich sein, dass mich kein einziges Outfit der sonst so hoch gelobten Absolventin der Beckman’s School of Design überzeugen will? Seit Gründung ihres eigenen Labels im Jahr 2003 heimste die ehemalige Paul&Friends-Designerin eine wichtige Auszeichnung nach der anderen ein und auch die Blogosphäre zeigt sich seit Langem schwer begeistert. Ihr Online-Shop zwingt mich regelmäßig in die Knie und jetzt? Pure Ernüchterung.
Natürlich sind ein paar Stücke dabei, die ich nicht aus meinem Kleiderschrank verbannen würde, aber der ganz große Funken fehlt. Die Idee, es Acne gleich zu tun und Kleidchen über Hosen zu stylen, gefällt mir zunächst sehr, beim näheren Betrachten erinnern mich die Outfits aber tatsächlich an dieverse Kaufhausketten-Ästhetiken und ja, mir tut’s ein bissche weh, das auszusprechen.
Was ich allerdings mag, sind die körperfern-luftigen Silhouetten und die Verdrängung der taillierten Mode. Bauchnabel-hohe Röcke werden verbannt, stattdessen rutscht die Taille wieder Richtung Hüfte. Sportiver Schick paart sich mit skandinavischer Eitelkeit, gerade Formen treffen auf seidig-flatternde Hosen und allerhand Materialmixe. So weit, so schön. Aber weiter reicht meine Begeisterung leider nicht.
Höcht wahrscheinlich gehe ich so hart mit Carin Wester ins Gericht, weil ich den reinsten Augenschmaus erwartet habe. Ihre gezeigten Entwürfe sind natürlich alles andere als schlecht, bloß treffen sie diesmal schlichtweg nicht meinen persönlichen Geschmack. Und genau deshalb sollte ich nun aufhören zu meckern. Ich bin mir nämlich ganz, ganz sicher, dass dem ein oder anderen von euch ein paar Stücke sehr wohl gefallen werden. Gerade bin ich bloß wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach nur fassungslos vor einem Hype stehe, den ich nicht nachvollziehen kann und mich frage: Muss ich das jetzt schön finden, bloß weil’s Carin Wester ist?