Modeblogger zu sein ist überhaupt nicht schwer. Man muss nicht viel denken und der Kopf muss auch nicht sonderlich groß geraten sein, schließlich brauchen wir gar nicht so viel Hirnkapazität. Wir gucken ja eh den ganzen Tag nur Bilder an und starren verballert auf strahlende Bildschirme. Ab und an bilden sich blutige Blasen an unseren zarten Fingern, weil es nämlich sehr anstrengend ist, den ganzen Tag SMS auf viel zu schweren iPhones zu schreiben und Emails zu checken und ach, das ganze Twittern erst. Und wenn wir noch dazu kein anstößig-erotisches Instagram-Motiv finden, also wir uns zu fett fühlen, um unsere Umwelt mit visueller Scheiße und hässlichen Outifts aus Omis Garage vollzumüllen, dann fühlt sich das so an, als würden wir gar nicht existieren. Manchmal müssen wir dann Magazine kaufen, aber solche, die kein anderer kennt. Aber weil wir die ja gar nicht lesen, sondern uns nur von einer bunten Seite zur nächsten hangeln, neongelbe Post-Its reinkleben und noch dazu motorisch recht unausgebildet sind, schneiden wir uns oft tiefe Kerben in die Pulsadern, ganz ausversehen, manchmal auch Kreuze, weil Kreuze modern sind, das nennt man Grunge.
Nachmittags gucken wir dann, wer alles so online ist und dann verabreden wir uns im Skype zum Fotos machen auf irgend einer Wiese und tun so, als würden wir rosa Eis essen und Spaß haben, dabei mögen wir gar kein rosa Eis, überhaupt finden wir Essen eher doof, bloß Sushi ist okay, aber wie gesagt, das Eis, das passt grad so gut zum Rock.
Wenn keiner guckt, dann sehen wir manchmal aus wie traurige Clowns in Blechdosen, aber wenn einer guckt, dann können wir ganz gut so tun, als wären wir Prinzessinnen oder so was. Eher Eisprinzessinnen. Halt irgendwas, was cool ist und unnahbar und hübsch. Hübsch aussehen ist nämlich das wichtigste, aber das geht ganz einfach. Man muss sich das Haar bloß vor’s Gesicht hängen, aber bloß nicht richtig kämmen, Acne Pistol Boots oder Litas tragen und was skandinavisches und Weekday und Monki und der Yves Saint Laurent Arty Ring muss an den Finger, vielleicht in blau, dazu irgendwas von Sabrina Dehoff und dann noch ein Rucksack und pinker oder orangefarbener Lippenstift. Ist auch nicht schlimm, wenn Papi auch mal nein sagt, wir bekommen ja jeden Tag große Pakete von so netten Leuten geschickt, da ist dann alles drin.
Abends sind wir dann so traurig, dass wir Tagebuch schreiben. Aber nicht mit Stiften, weil Stifte fiese Flecken auf seifenfarbenen Blusen hinterlassen und diese Flecken nicht mit Seife rausgehen. Wir stellen das alles dann einfach immer online, damit die ganze Welt lesen kann, dass wir uns gerade voll unglücklich fühlen und es regnet und die anderen Mädchen miese, stillose Schlampen sind. Aber dann können wir nicht einschlafen, weil das MacBook ständig piepst, weil der Herr Zuckerberg netterweise immer Bescheid sagt, wenn andere Leute Sachen in unser Gesichtsbuch schreiben. Da sind wir alle angemeldet um zu socialisen, also so zu tun, als würden wie die anderen mega nett finden und so, und unsere Tagebücher haben da sogar eigene Seiten. Ich glaube, das ist dafür da, damit wir neue Freunde machen können. Die neuen Freunde laden uns dann immer zu Eröffnungen von neuen Klamottenläden ein und weil wir Politik und Afirka und so eh komisch finden, gehen wir dann dahin, weil da redet man über wichtigere Sachen, zum Beispiel über andere Blogger.
Manchmal merken wir gar nicht, dass wir dann mit anderen reden, weil die genauso aussehen wie wir, das ist total lustig, weil wir ja überhaupt keinen eigenen Stil mehr haben. Vielleicht habt ihr ja auch Lust, mit uns verwechselt zu werden? Weil wir nämlich so lieb sind, haben wir für all jene Schubladendenker unter euch, die diesen gequirlten Schwachsinn tatsächlich glauben, die hübschesten Must-Haves zusammen gestellt – dann aber bitte alles auf einmal tragen!
1. pinkes Glitzer-iPhone Case, 2. pinker Chanel Lippenstift, 3. Acne Pistol Boots,, 4. Yves Saint Laurent Ring, 5. Acne Pulli, 6. Mateial Girl, 6. Mulberry Alexa Bag, 7. Sabrina Dehoff Armband