Meine Oma schimpfte am Telefon wie ein Rohrspatz, während meine beste Freundin der Realität schon längst ins Auge blickte: „Oh Gott, du wirst es einfach mal sowas von bereuen.“ Gemeint war das Abschneiden meiner so oder so in den letzten Monaten immer kürzer gewordenen Haarpracht, aus der eigentlich irgendwann mal eine Löwenmähne hätte werden sollen.
Nun ist das Haar ab und kürzer geht’s beinahe nicht. Ich fühle mich eher so mittel befreit, denn neuerdings brauche ich zwar nicht mehr auf Haargummis aufzupassen, dafür bin ich aber ständig damit beschäftigt, mir den Pony aus der zu kleinen Stirn zu stecken und Lippenstift aufzutragen, um meine haarbedingt-fehlende Weiblichkeit auszugleichen, ergo: Ich kämpfe mit typischen Mädchenkomplexen und halte mich dabei selbst nicht aus. Und ja, das Foto ist natürlich auch sehr vorteilhaft von der Seite geknippst und ich versuche obendrein seriös auszuschauen trotz Spaghetti-Top. Es wäre eine glatte Lüge zu behaupten, dass ich ein paar aufmunternde Worte und Tipps zum Besserfühlen nicht annehmen würde. Ich hab‘ diese Nacht nämlich sogar von meinen alten, langen Haaren geträumt.