Wie oft habe ich als kleines Mädchen auf dem Fahrrad gesessen und rote Ampeln hypnotisiert, wie oft habe ich sie mir doch grün zaubern wollen. Wie oft habe ich mit zusammen gekniffenden Augen auf den Löffel in meiner Hand gestarrt, obwohl aus mir keineswegs eines dieser Orakel-Kinder aus der Matrix werden wollte. Und wie traurig war ich doch, damals, als ich feststellte, dass ich keine Mary Poppins bin. Als mein Regenschirm sich einklappte, als ich vom Scheunendach sprang. Alles was mir blieb, war der angeknackste Knöchel.
Der Norwegische Grammy-Gewinner Kristoffer Borgli scheint für diese Tragik durchaus Verständnis zu haben. Sein neuestes Werk erzählt die erdrückend-düstere Geschichte eines jungen Mädchens, das all die wunderbar überirdischen Fähigkeiten besitzt, von denen wir bloß träumen. Sonderlich zufriedenstellend scheint diese Begabung aber keineswegs, denn trotz fliegender Gläser wird das Leben der Protagonistin durch all die Magie keineswegs schöner. Nein, vielmehr bitterböse: Nach Glücksmomenten sehnt sie sich vergebens, stattdessen kommt es, wie es kommen muss, wenn man ein derartiger Sonderling ist: Sie wird ausgenutzt. Und irre. Wir sollten also vielleicht gar nicht erst versuchen, über unseren geistigen Tellerrand hinüber zu klettern und uns stattdessen an unseren Spartenhirnen erfreuen.
Man achte jedoch bitte nicht bloß auf die Ästhetik dieses wunderbaren Werks, sondern ebenso auf dessen musikalische Untermalung: Verantwortlich hierfür zeichnet nämlich das New Yorker Duo The Golden Filter, das erst einmal den Soundtrack zum Film lieferte, bevor dieser überhaupt existierte. Kurzerhand kontaktierte man also Mister Bogli, welcher sich von all den Tönen und Klängen begeistert zeigte und prompt die visuelle Umsetzung dazu lieferte. Et voilà, die liebe Wenke hatte mal wieder den richtigen Riecher und beschert uns mit ihrem Fund ein paar gruselige, aber sehenswerte 10 Minuten.