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„Zuerst gibt es ein Nichts, dann ein tiefes Nichts, und schließlich eine blaue Tiefe.“ Y.K.
Als ich noch etwas kleiner war als heute, da konnte ich nicht begreifen, warum meine Tante und mein Onkel sich ein einfaches, monchromes blaues Bild in den Treppenaufgang hängten und weshalb es dort auf ewig seinen Platz behalten sollte. „Mama, das ist doch gar nicht schwer, so ein blaues Bild zu malen, was ist denn daran Kunst?„, quengelte ich oft. Irgendwann kapitulierte aber selbst ich vor diesem Ultramarinblau, vor dem wohl schönsten Blau der Welt, der Trendfarbe der 80er Jahre, die heute den Namen seines Erfinders trägt. Es ist aber nicht nur deren bloße Wirkung, sondern viel mehr diese romantische kleine Geschichte dazu, Yves Kleins Vision, die es noch heute vermag, etliche kunstinteressierte Köpfe zu verzaubern.
Yves Klein, der französische Maler, Bildhauer und vielleicht allererste Performancekünstler (hier muss ich immer an die blauen Brüste auf Leinwand denken, deren Sinn ich ebenfalls lange Zeit nicht entschlüsseln konnte und es vielleicht bis heute nicht kann), der 1962 im jungen Alter von 34 Jahren verstarb, hatte einen eigentlich recht bescheidenen Traum: Die ganze Welt sollte irgendwann einmal restlos in sein Blau getränkt sein, komplett überzogen sein mit der Farbe, die für Geistlichkeit und Klugheit steht, für die Seele, das Unbewusste und die Unendlichkeit. Ja, das dachte er sich damals, als er im Gras liegend in den Himmel starrte. Und plötzlich scheint es gar nicht mehr so weit hergeholt, dass man immer wieder in Yves Kleins Bildern versinkt, dass sie die Gedanken irgendwo hin tragen, wo Zeit und Raum keine Rolle spielen, dass sie inspirieren – zum Beispiel die Modewelt. Denn nicht nur Céline, sondern auch Carven und der israelisch-amerikanische Designer Yigal Azrouël sehen für den Pre Fall 2012 erneut blau. Findet ihr denn, dass die Rechnung aufgeht, oder geht eher was am Blau verloren?