Jeremy Scott ist ein seltsamer, kunterbunter Vogel. Nur die allerwenigsten seiner Entwürfe würde ich tatsächlich am eigenen Leibe tragen, aber sympathisch ist er mir trotzdem, der alte Träumer. Manchmal denke ich, dieser junge Herr nimmt schlichtweg die gesamte Modewelt auf die Schippe, zeigt, dass Spaß haben wichtiger ist als das immer fortwährende Pflegen des allgemeinen Stilempfindens. Es ist nicht so, als wolle ich ihm seinen persönlichen Sinn für Ästhetik gar absprechen, ganz im Gegenteil. Ich freue mich bloß darüber, dass seine Wahrnehmung von dem, was schön ist, dem vieler anderer Modemacher widerstrebt. Er ist einfach immer ein bisschen zu doll. Zu bunt, zu grell, zu wow. Aber zumindest bin ich beim Betrachten seiner Herbst/Winter Kollektion 2012 hell wach – wobei ich mich bei ganz anderen Beispielen doch gänzlich fragen muss, ob mich da wer in den Schlaf wiegen will. Sei’s drum. Scott’s Mode ist nicht für Langweiliger gemacht, sondern für Paradiesvögel. Für Seinesgleichen.
Inspirieren ließ er sich ganz offensichtlich von technoiden, psychedelischen Zeiten, den 90ern eben, dem Glam Rock der 70er Jahre und vom Hier und Jetzt. “I really was just inspired by the internet and the computer itself”, lässt style.com uns wissen. Finden wir gut. Gegen die Simpsons und Einhörner kann man schließlich gar nicht anstinken.
Besonders gut: Das Styling. Nee, ich hätte wirklich nichts gegen so eine Nasen-Ohren-Kette.
Alle Bilder via style.com, dort könnt ihr euch auch die gesamte Kollektion ansehen!