An der jüngst gezeigten Herbst-/Winterkollektion von Acne scheiden sich die Geister. Und zwar so sehr, dass gleichermaßen gewettert und gelobhudelt wird. Treue Anhänger geraten plötzlich ins Wanken und zweifeln an ihren sonst so romantischen Gefühlen für das schwedische Modehaus, im Gegenzug dazu gesellt sich ob der etwas anderen Ästhetik allerdings eine ganz neue Fan-Riege dazu. Seit heute Morgen lassen auch wir das Gesehene sacken – verdaut haben wir’s trotzdem noch nicht.
Zum einen wären da nämlich breite Taillengürtel, deren Existenz mir aus optischen Beweggründen noch immer nicht ganz einleuchten mag – was in Kombination mit dem schwingenden Look der 50er Jahre zweifelsohne schmeichelhaft ausschaut, kommt mir in diesem Kontext geradezu überflüssig vor. Drücken wir es etwas vorsichtiger aus: Ohne die formgebenden Lack- und Ledergurte wäre mir der kommende Herbst lieber. Schnell wird jedenfalls klar: Acne will künftig ganz oben mitspielen und für diesen Ruhm nimmt das Brand einen Zielgruppenwechsel nur allzu gerne in Kauf. All meine persönlichen Differenzen mit Jonny Johanssons Vision der neuen Acne-Ära ändern jedoch nichts an der offensichtlichen Genialität dieses Chefdesigners.
Johanssons Inspirationsquelle fällt diesmal jedenfalls sehr kunstbewegt aus: Dem Fotografen André Kertész sind die verzerrten Silhouetten zu verdanken, das „unsaubere“ Hineinfriemeln von Blusen in Röcke und Hosen, das zugleich Form-gebende und -nehmende Spiel mit Gürteln. Die zwischen Brooklyn und Oslo pendelnde Malerin Hanneline Røgeberg lieferte mit ihren Gemälden die passende Farbpalette und der längst verstorbene deutsche Bildhauer Hans Bellmer setzte dem Inspirationsfluss mit seinen erotischen Skulpturen geschundener Frauenkörper wohl noch die Kirsche auf. Immer im Fokus: Die Deformation.
Und was sehen wir denn da für Schuhe? Genau. Unter Anderem sowas wie Sneaker – und Klettverschlüsse. Isabel Marant hat’s also tatsächlich geschafft, die Treter zu etablieren, hm?
Credit: Catwalking.com