Obwohl wir euch erst jetzt mit der ersten News versorgen, startete unser Tag sogar noch ein klein bisschen früher als sonst. Den sogenannten Media Morning ließen wir uns nämlich nicht entgehen, schließlich wartete neben lieben Kollegen, frischem Saft und Schnittchen auch Mr. Marc Jacobs himself auf uns. Gut, „wartete auf uns“ ist reichlich übertrieben, aber zumindest war er zu einem kleinen Plausch in netter Runde bereit. Anlass für das morgendliche Stelldichein war der Startschuss zur 5. Runde der Nachwuchförderung „Designer for Tomorrow„, dessen Schirmherr natürlich weiterhin Marc Jacobs bleibt.
Vor rund einer Woche wurden aus allen Bewerbern insgesamt fünf Finalisten gekürt – in den kommenden Monaten heißt es für die glücklichen und zugleich ziemlich nervösen Auserwählten also fleißig sein, was das Zeug hält, um am Ende vielleicht Alexandra Kiesels Nachfolge als Gewinner des „Designer for Tomorrow Awards“ anzutreten. Es winkt nämlich nicht nur der Support von Herrn Jacobs sowie ganz schön viel medialer Ruhm, sondern auch die Chance auf einen Runway Pannel während der Fashion Week Berlin.
Wie die Hühner auf der Stange saßen sie heute Morgen also um Marc Jacobs und John Cloppenburg, Manager vom Hauptsponsor P&C, herum und beantworteten brav jede Frage, obwohl das Herz bestimmt so oder so schon wie verrückt raste. Denn auch wir hatten schwere Probleme damit, uns nicht vollends von Marc Jacobs Charme um den Finger wickeln zu lassen. Ganz ehrlich: Ich war noch nie der größte Marc Jacobs-Fan. Seine Arbeit für Louis Vuitton ist einmalig, keine Frage, gar zauberhaft. Aber Marc by Marc Jacobs und all das, ich weiß ja nicht recht. Für meinen Geschmack liegt ein klein wenig zu viel Fremdinspiration in den Entwürfen des New Yorker Modeschöpfers. Aber auch darüber lässt sich streiten. Worüber sich allerdings nicht mehr streiten lässt: Dieser nicht gerade groß gewachsene junge Herr ist ein ziemlich lustiger Vogel.
Es gibt sie eben, diese Menschen, die man eigentlich nur aus der Ferne kennt und trotzdem ganz schön gern hat. Distanziert-gern, aber von Herzen, irgendwie. Marc Jacobs ist so ein Sympathie-Fänger, einer, dem man am liebsten mal den Arm um die Schulter legen mag, um mit kühlem Bier anzustoßen. Oder Champagner, je nachdem was der Herr denn nun lieber mag. Um ganz ehrlich zu sein, waren wir vor lauter positiver Überraschung nur schwerlich in der Lage, all das Gesagte abzuspeichern. Woran wir uns allerdings erinnern: Marc liebt es, Aufmerksamkeit zu bekommen. Seltsam, dass wir ihn dafür nicht schräg finden. Aber vielleicht hat er Recht, wenn er behauptet, es ginge uns allen so. Bloß würden wir uns diese verpönte Eigenheit vielleicht schlichtweg nicht eingestehen wollen.
Außerdem fiel ihm das Modemachen in früheren Zeiten einfacher als heute. Was schockt uns schließlich noch und wer hält sich noch an Normen? Und dann zum Thema Gender-Diskussionen und dem Verschwimmen der Grenze zwischen weiblicher und maskuliner Mode: Marc hofft, dass er die Zeit noch miterleben wird, in der Männer wie selbstverständlich auch zu Röcken greifen werden. Oder zu Kleidern. In der man wirklich tragen kann, wonach einem der Sinn steht, ohne Rücksicht auf Konventionen.
Hübsche Decke und noch hübscherer Stuck auf der Münzstraße.
Die Bewerbungskreationen der fünf Finalisten.
Für die extrem charmante Moderation sorgte die zauberhafte Modejournalistin Marlene Sørensen (2. v.r.)
Um einiges internationaler als in den Vorjahren geht es diesmal zu: Camilla Saalgrad Nielson erlernte in Birmingham die hohe Kunst des Modedesigns, Ramil Makinano besuchte die Talentschmiede Central Saint Martins, Laura Williamsan hingegen die University of Westminster und Leonardo Cano Luque stammt aus Sevillia. Der einzige deutsche Finalist ist der Mann mit dem fabulösen Namen, nämlich Siddharta Anselm Meyer, der derzeit noch an der Kunsthochschule Weißensee studiert.
Bei der Auswahl der Feministen stellte Marc Jacobs seinen eigenen Geschmack hinten an. Was für ihn am meisten zählt, sind Leidenschaft, Persönlichkeit, kleine Eigenheiten und große Träume.
Camilla Saalgrad Nielson & Ramil Makinano
Siddharta Anselm Meyer & Laura Williamsan
Leonardo Cano Luque
Ein Schnappschuss vom Vorabend: Nora Tschirner beim DfT Event: