Es ist nicht immer einfach, wenn man einerseits zur Riege der Geborenen Nörgler und Skeptiker gehört, andererseits aber über die Gabe verfügt, mit offenem Mund über die Schönheit der Dinge zu staunen. Hieraus ergibt sich ein innerer Konflikt, der sich in letzter Zeit vor allem in Bezug auf das ursprünglich japanische Brand Kenzo bemerkbar macht. Vor einiger Zeit nahmen hier nämlich die beiden Masterminds hinter dem schwer gehypten Retailer Opening Ceremony designtechnisch die Zügel in die Hand. Die Folge: Modemenschen aus aller Welt sind ganz entzückt und kommen aus der Schwärmerei für die offensichtlich geglückte Entstaubung des lange Zeit quasi untergetauchten Brands kaum mehr raus.
Auch wir haben uns zu Lobeshymnen hinreißen lassen. Dass die jüngst präsentierte Kollektion der reinste Augenschmaus ist, lässt sich kaum leugnen und auch die Kollaboration mit Vans ließ unsere Augen förmlich glitzern. Beim Betrachten des Videos für Kenzos Prefall Kollektion (das aus der derzeit schwer beliebten Feder der kanadischen Illustratorin Quentin Jones stammt) geriet ich allerdings ins Wanken. Schön ist das, ja. Und es ist kein Geheimnis, dass man mich dieser Tage sehr leicht mit diesen übertriebenen 80er-Jahre-Label-Drucken auf Sweatshirts angeln kann. Aber jetzt mal ehrlich: Ich würde gerne von euch wissen, was ihr denn nun vom neuen Gesicht von Kenzo haltet. Schwärmen wir bloß, weil alle schwärmen, oder ist das aufrichtige Liebe? Eigentlich tendiere ich zu Variante Nummer Zwei. Aber würde uns diese optische Zuneigung tatsächlich dazu treiben, von nun an auf einen 300 Euronen-Pulli inklusive fetter KENZO-Letter zu sparen?