Meine Mutter sagt immer: „Nike, du musst ein bisschen auf die Länge deiner Röcke achten, sonst wirken deine Waden kräftig, obwohl sie gar nicht kräftig sind.“ Die Wahrheit ist: Ich habe, im Vergleich zum Rest meines Körpers, kräftige Waden. Und zwar seit ich denken kann. Daran ändert auch Sport nichts, der hat’s nämlich bloß gefördert. Wahrscheinlich müsste ich mir beide Beine brechen und sechs Monate liegen, um auch nur einen Zentimeter Umfang verlieren zu können. Bloß hab‘ ich das überhaupt nicht vor. Überhaupt habe ich noch nie viel mit der These „Trage vorteilhafte Kleidung, die dich schlanker macht!“ anfangen können. Wieso heißt es nicht „Trage, was du schön findest, dann findest du dich selbst auch schön!“ ?
Natürlich sehe ich mit einem weiten Kleid, über das ich einen weiten Pullover stopfe, nicht aus wie Cleopatra oder eine dieser niedlichen, zierlichen Elben aus „Der Herr der Ringe“ und man kann nur darüber spekulieren, ob ich unter dem Stoff nun Rettungsringe oder einen stählernden Bauch verstecke. Aber ich mag alles was ich trage und deshalb mag ich auch das Outfit. Das Herz auf der Brust, die seltsamen Spice Girls Klotz-Schuhe (ich weiß schon, ihr wünscht euch sicher, ich hätte andere gewählt, aber ich kann mir einfach nicht helfen), das alte Kleid von Oma und ein ungewohnt adrettes Täschchen. Vielleicht liegt es an der Vitaminkur, die ich mir gerade gönne, aber das Leben ist schön. Das sollten wir uns vielleicht alle mal hinter die Ohren schreiben oder auf die Oberschenkel tätowieren.
Pullover: Acne, Bluse: COS, Kleid: Oma, Schuhe: Vagabond, Mantel: Mama, Tasche: MCM