Überraschungseier nur für Mädchen, Frauenquoten, die von Alpha-Männern belächelt werden und Jungs, die nicht mit Puppen spielen dürfen, dafür aber zu jedem neuen Lebensjahr einen neuen Panzer geschenkt bekommen. Ich kann die ganze Gender-Scheiße nicht mehr ertragen und frage mich, wann man wohl endlich begreifen wird, dass es besser ist, einfach Mensch zu sein, als stereotypischen Sozialisierungsmodellen zu folgen und Schubladen mit veralteten Vorstellungen zu füllen. Vielleicht mag ich deshalb die Mode so gern und vielleicht empfinde ich sie deshalb auch als ziemlich überhaupt nicht dumm, wenn man sich nur wirklich mit ihr beschäftigt. Die Entscheidung für ganz bestimmte Kleidungsstücke und -stile wird von uns ganz allein gefällt, jedenfalls überall fernab des Büros. Niemand kann uns hier reinreden, jeder darf machen, was er will, solange nur ausreichend Mut vorhanden ist. Eine der wenigen Freiheiten also, die uns heute noch bleibt. Wir sollten das auskosten, wirklich wahr.
Deshalb möchte ich die schwedische Designerin Carin Wester auch für ihre jüngst gezeigte Herbst/Winter Kollektion 2013/2014 küssen. Dass an antiquierten Regeln wie „Oben schlabbrig, unten eng (oder eben andersrum)“ nämlich tatsächlich nichts mehr dran ist, wird uns mit sämtlichen Outfit-Variationen demonstriert.
Weite Hosen im Marlene-Schnitt, dazu Rollkragen und Bauchblitzer, boxy Silhouetten samt Anzug, Mantel und derbem Schuhwerk, körperferne Shorts, die knapp über dem Knie enden und in Kombination mit ebenfalls locker fallenden Stiefel ein wenig an die drei Musketiere erinnern. Dazu Oversize-Jacken und Midiröcke, gefütterte Blousons und softe Nadelstreifen – wenn wohl dosierte Spießigkeit auf die mittlerweile omnipräsenten 90er Jahre knallen, dann wird daraus ein ziemlich starker Look, der Geschlechtergrenzen verwischt, ohne der gesunden Portion Weiblichkeit den Garaus zu machen. Wer hat denn eigentlich gesagt, dass immer alles außerordentlich sexy sein muss und eng und überhaupt? Wer auch immer das war: Die Zeiten sind gezählt.
Mit dem Signature-Fuchsschwanz-Print kann ich mich sogar auch anfreunden, nur wieso hängen da schon wieder Teile von toten Tieren an den sonst so makellosen Kreationen? Schade, ein einziger Minuspunkt muss dann leider doch noch sein.