Trends werden längst nicht mehr ausschließlich von den großen Modeschöpfern dieser Welt in Blei gegossen. Natürlich gibt es sie noch, Visionäre wie Rei Kawakubo, aber eines hat sich mit den Jahren drastisch gewandelt: Die Inspirationsquellen der Designer. Was damals der Musik, Jugendkulturen und gesellschaftlichen Bewegungen vorbehalten war, nämlich der Einfluss auf das Treiben in der Modewelt, kommt heute nicht nur aus den Tiefen des Internets (Tumblr-Ästhetik), aus der medialen Traumblase (Serien wie Mad Men und Co.) oder von der Straße (unübertroffen: London während der 50/60er Jahre). Es sind zunehmend Stylisten, die mit ihren Star-Looks Maßstäbe setzten, aber auch: Modeblogger.
Beim Betrachten der kommenden Herbstkollektion von Phoebe Philo für Céline, konnte ich mir ein fieses Lachen beinahe nicht verkneifen.
Jetzt mal ehrlich: Wäre ich nicht selbst das, was man heute ein „Modemädchen“ nennt, würde ich mich nicht ständig mit genau dieser Thematik auseinandersetzen, ich wäre gestern vom Glauben abgefallen, hätte mir mit dem Finger gegen die Stirn getippt und mir still und heimlich gedacht „Die spinnen doch“. Nicht nur, dass ich vor einiger Zeit herzhaft darüber lachen musste, dass Magazine wie die Instyle das arglose Umbinden von Hemden und Pullovern um die Hüfte zum neuen Über-Trend adelten, bloß weil man Gwen Stefani und Rihanna im diesem vermeindlichen Look der 90er Jahre samt Kaffeebecher in der Hand gespotted hatte, mir blieb kurz darauf auch das Käsebrot im Hals stecken als 3.1. Phillip Lim, Derek Lam oder Nina Ricci genau jene Demonstration der Lässigkeit auf den Laufsteg katapultierten.
Noch dazu meinen wir Modeblogger, dass das Überwerfen einer Jacke tausendfach kleidsamer ausschauen würde als das schlichte Tragen selbiger, Ärmel sind mittlerweile quasi überflüssig geworden. Umso gewitzter von Célines Chefdesignerin, diese beiden modischen Tendenzen in einer einzigen Kollektion unterzubringen, sie eleganter zu interpretieren als Leandra Medine und Co es je vermocht hätten und damit einen wirklichen Über-Trend zu gebären. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Fashion Blogosphäre schon vor alten Mänteln und Pullovern kapitulieren, weil die Do It Yourself Versuche einfach nicht an Céline heranreichen wollen.
Das Allerschlimmste daran: In meinem Kopf überlege ich schon, ob für dieses Experiment denn nun mein grauer Pullover oder doch der schwarze besser geeignet wäre.
Bilder: Style.com, Anywho, The Man Repeller.