„Sag mal Nike, wie viele Ringel-Shirts besitzt du eigentlich – eine Million?“ -Nö, nur drei. Wirklich wahr. Wenn man es genau nimmt, sogar nur zwei. Denn eins davon ist eigentlich ein Kleid. Gut, ich hab‘ noch ein paar Teile samt Blocksteifen – manch einer differenziert da ja nicht. Aber um die geht es hier nicht. Es geht um große Liebe und Investitionen, die sich lohnen. Ich kann mir nämlich kaum ein Kleidungsstück vorstellen, das so schmeichelhaft ist und immer passt, egal was das Gemüt gerade sagt.
Vor kurzem wurde ich unterschwellig angepöbelt. Da hieß es „Aha, muss es jetzt sogar schon das einfache Streifen-Dingsi ein Marken-Dingsi sein? Die gibt’s doch auch bei H&M und kosten so gut wie nix.“ Und hier wären wir auch schon beim springenden Punkt. Ja, auch H&M und Co produzieren Ringelshirts. Und ich besaß auch mal welche. Die waren gar nicht schlecht, bloß ist deren Lebensdauer eher gering. Wer sie häufig trägt, muss sie häufig waschen. Seltsame Beulen, Fussel, Verlust der Farbe und so weiter sind die Folge. Wer mit den neusten Trends die Garderobe wechselt ist dort trotzdem gut aufgehoben, bloß war ich’s ganz einfach satt.
Ihr denkt jetzt sicher, dass ich hier ja viel Blabla erzählen kann, aber Fakt ist: Seit ich knapp 70 Euro in das Exemplar von Wood Wood investiert habe, 110 in eines von Comme des Garçons PLAY, und dann nochmal knapp 100 in ein Kleid von Ganni, trage ich mindestens zwei Mal pro Woche Ringel. Mit großer Freude. Ich wasche und wasche und wasche und trotzdem sieht alles noch aus wie am allerersten Tag. Die Schnitte sind erste Sahne und überhaupt. Die Investion hat sich gelohnt, da kann man nix sagen und ich habe vorerst ausgesorgt.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, ob meine Freude dermaßen groß wäre, wenn ich nun ein preiswertes Modell in selber Qualität von xy abgestaubt hätte – ich bin schließlich keineswegs Markenresistent, wenn auch kein Marken-Fanatiker. Aber ist das nun verwerflich? Ich finde: Nein. Denn mein Kaufverhalten sah schon mal ganz anders aus – weniger ausgegeben hab‘ ich damals trotzdem nicht und ich bin mir sicher, das geht vielen so.
Als ich noch über diese Menschen meckerte, die so viel Geld für so ein einfaches Kleidungsstück ausgaben, kaufte ich entweder Second Hand oder bei H&M – bis mir irgendwann klar wurde, dass das irgendwie großer Quatsch ist. Dass ich nicht besser bin als all die Markenheinis. Weil ich genau so viel Kröten über die Ladentheke wandern lasse, wenn man alles zusammen rechnet. Nur merkt man’s in kleinen Portionen nicht so sehr.
Das kennen wir doch alle. „Nur mal kurz bei H&M rein“. Drei Mal im Monat. Und jedes Mal legen wir 40 oder 50 Euronen auf den Tisch. Richtig glücklich machen diese Spontankäufe am Ende auch nicht und wirklich wertschätzen kann man sie auch nur selten. Viel häufiger landen die Teile schon nach kurzer Zeit in der hintersten Ecke des Schranks. Das kann ja auch keine Lösung sein. Was ich mir deshalb angewöhnt habe: In Basics investieren, die man für sehr lange Zeit lieben kann. Auch für ausgefallene oder zeitlose Stücke darf ein höherer Betrag ausgegeben werden. Offensichtliche Trend-Teile, an denen ich mich höchstwahrscheinlich schon in einem halben Jahr satt gesehen haben werde, kaufe ich weiterhin bei Ketten – außer bei Zara. Ihr wisst ja, warum.