Normalerweise neigen wir dazu, während der Fashion Week auf Schnelligkeit zu setzen und einen Beitrag nach dem anderen zu produzieren. Weil wir uns aber immer wieder selbst ermahnen und uns daran erinnern müssen, dass eine Entschleunigung der Zeit längst überfällig ist, haben wir’s diesmal anders gemacht. Nicht jede Show wurde sofort gezeigt und das mit gutem Grund. Mein Kopf zum Beispiel funktioniert nicht so, wie man es annehmen würde. Ich vergesse keine Show, auch nicht, wenn noch zehn andere folgen. Es ist eher anders herum. Ich muss das Gesehene erst einmal sacken lassen, um anständig darüber urteilen zu können. Jedenfalls manchmal. Als Lala Berlin ihre ziemlich schmalen Models vergangene Woche über den Laufsteg schickte, war ich zunächst traurig. Weil mich keines der Outfits auf Anhieb überzeugen konnte. Und weil ich vergeblich nach dem Signature-Teil suchte, nach den altbewährten Pali-Drucken oder was auch immer.
Und die Stohhüte sollen daraus jetzt einen Tropentraum machen?, dachte ich noch. Und wer um Himmels Willen soll diese super kurzen Shorts tragen? Und manche der Prints wirken so furchtbar unruig. Jetzt, ein paar Tage später, fand ich aber endlich Zeit, mir die Kollektion „On some faraway beach“ in Ruhe anschauen zu können. Und plötzlich fange ich an, Leyla Piedayesh für diese neue Zurückhaltung zu mögen. Kein Quietschpink, kein „Hallo-hier-bin-ich-und-ich-trage-Lala-Berlin“-Sweater mehr. Dafür ein erwachsenes Gesamtbild, das gespickt ist mit Lieblingsstücken.
„Diffuses Licht. Schlanke zarte Flamingos in der Ferne. Es ist heiß. Das Meer, die Palmen, aber auch aufgeheizter Beton und das pulsierende Großstadtleben – eine Welt voller vager Kontraste. Virtuos vereint Designerin Leyla Piedayesh in der S/S 2014 Kollektion Motive der Tropen mit Sujets des urbanen Lebens und beweist erneut ihre interkulturelle Kreativität. Das Ergebnis: die lala Berlin-typische Eklektik mit innovativen Ansätzen.“
So steht es jedenfalls in der Pressemitteilung geschrieben. Und irgendwie scheint mir diese Kurzbeschreibung ganz passend zu sein. Lala Berlin schafft es immer wieder, zwischen den Welten zu balancieren. Zwischen Tradition und Moderne, zwischen ihren Wurzeln und der Wahlheimat Berlin und jetzt eben auch zwischen Urlaubsgefühlen und Großstadtlärm:
Was wir lernen können:
Bermudas sind das nächste große Ding, was so viel bedeutet wie: Die Hose darf endlich wieder gen Hüfte rutschen und muss nicht mehr zwingend den Bauchnabel bedecken.
Spaghetti-Träger sind zurück.
Die Trend-Farbe „Coral“ bleibt uns erhalten.
Weißes Schuhwerk ebenso.
Cut Outs werden in Strick-Skulpturen übersetzt.
Ausschnitte bis zum Bauchnabel müssen nicht zwingend billig aussehen.
Kastenformen bleiben schön.
Der Safari-Trend der 70er Jahre ist kaum wieder zu erkennen und wird so schön interpretiert wie selten zuvor.
Und wenn wir uns jetzt alle fix die Lala-Prints ins Gedächtnis brennen, dann gibt’s im nächsten Sommer doch noch so etwas wie Lala-Berlin-Signature-Teile:
Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week