Copenhagen Fashion Week:
Ganni – Interview & Preview Sommer 2014

19.08.2013 Allgemein, Mode, box3

Ganni

Ja, vielleicht war Ganni erst Liebe auf den zweiten Blick, dafür hat’s aber umso mehr gefunkt. Das dänische Label ist Fachmann in Sachen Lieblingsstücke, zaubert vier Kollektionen im Jahr aus dem Hut, die allesamt das Prädikat ‚Hui‘ bekommen und schafft den Spagat zwischen skandinavischer Coolness und französischem Chic wie kein anderer. 

Für den Sommer 2014 geht’s mit den Ganni-Designerinnen ins L.A. der 70er Jahre, zu den schönsten Ikonen ebendieser Zeit und ihrem neuen Selbstverständnis, Mode wieder in den Alltag einziehen zu lassen. Wie sich das in der Kollektion widerspiegelt seht ihr in unserer Preview zur SS 2014 Kollektion und im Interview mit Designerin Ditte. 

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Jane Wayne: Ditte, ihr kreiert vier Kollektionen und vier Themen pro Jahr und schreibt euch eine DNA auf die Fahne. Und wie sieht das zum Beispiel im Sommer 2014 aus?

Ganni: Für den Sommer 2014 haben wir uns von den LA Girls nach ’68 beschäftigt. Wir wollten ihren Vibe einfangen und haben uns an Schauspielgrößen wie Mia Farrow oder Bianca Jagger orientiert. 70er Einflüsse treffen auf einen eleganteren Einschlag – es geht also nicht um den klassischen Hippie, sondern um die Attitüde, die die Frauen damals hatten. Vielmehr stellen wir also die selbstbewusste, emanzipierte Frau in den Vordergrund, die sich gerne zeigt, feminin, unabhängig und stark ist. Eben so wie Ganni.

JW: „Eben so wie Ganni“. Wie hat die Erfolgsstory Ganni denn eigentlich angefangen?

Ditte: Ganni gibt es jetzt seit 10 Jahren und ich arbeite hier nun seit fünf Jahren. Franz, der Besitzer, wollte eigentlich zu Anfang nur ein paar Cashmere-Stücke auf den Markt bringen – Basics, die durch hohe Qualität bestechen sollten. Mit uns (Anm. d. Red. noch zwei weitere Mädels gehören zum festen Design-Team) kam allerdings dieser Mode-Anspruch zu Ganni und unsere Mission war es, aus Ganni ein richtiges Mode Label zu machen. In den vergangenen Saisons haben wir uns super gefunden und die Kollektionen werden immer stärker.

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JW: Was ist Ganni heute? Skandinavien trifft französische Riviera?

Ditte: Ich denke, wir sind schon sehr skandinavisch. Die Schweden fokussieren sehr schmale Silhouetten und architektonische Looks, während die Dänen viel wert auf hochwertige Materialien legen. Ich denke, wir haben einen sehr guten Mix gefunden. Viele denken, wir sind französisch angehaucht, weil wir recht verspielt sind und uns auf auf weibliche Formen konzentrieren. Uns ist es vor allem wichtig, dass unsere Kleidung gut sitzt. Wir haben ein eigenes Team, dass sich nur auf Korrekturen fokussiert und Schnitte nachbearbeitet. Das ist es.

Auch unsere Print sind sehr stark und Ganni-typisch. Im Sommer wird es beispielsweise einen sehr ausdrucksstarken Print geben, der handgezeichnet wurde. Wir versuchen, trendunabhängig zu sein und uns auf unsere Stärken zu konzentrieren. 

JW: Hast du das eine Lieblingsstück in der Kollektion?

Ditte: Oh ja. Oh, oder doch nicht? Hach, es ist immer so schwer, sich zu entscheiden, weil viele Lieblinge unter der Kollektion sind. Das, was ich an Ganni am schönsten finde, ist diese Wandelbarkeit. Ein Kleid kann in Kombi mit High Heels zum Beispiel super schick wirken, mit Turnschuhen aber durchaus auch für den Park herausgekramt werden. Aber wenn ich ein Outfit wählen würde, dann würde ich das rote Dress nehmen. Es ist so schön geworden.

JW: Wie entstehen eure Kollektionen?

Ditte: Wir bei Ganni verstehen uns als Team. Es gibt nicht die eine Designerin, die entscheidet oder designt, wir packen unsere Ideen in einen Topf und erarbeiten gemeinsam. Für diese Kollektion sind wir beispielsweise alle zusammen nach New York geflogen, um zu recherchieren, neue Einflüsse aufzusaugen und uns mit anderen Materialien vertraut zu machen. Wir lesen viel zusammen oder schauen viele Filme. Nach der Woche kümmern wir uns um Farben, Details und neue Schnitte. Bei der Sommerkollektionen geht’s vor allem um Musik, um den Vibe der Power Girls – und das floss ganz selbstverständlich in die Kollektion mit ein.

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JW: Habt ihr diese eine Vision für euer Label?

Ditte: Oh ja, die haben wir. Wir lieben das, was wir tun und natürlich würden wir wahnsinnig gerne größer werden. Wir würden super gerne einen Store in London eröffnen, auch wenn wir schon 14 Stores haben. Auch Berlin-Mitte wäre super gut. Ganni gibt’s in Deutschland mittlerweile schon bei Karstadt, aber es wäre natürlich supertoll, wenn wir auch noch einen Flagship Store hätten (online übrigens auch bei ASOS.)

JW: Bei kleineren Labels können wir uns noch gut vorstellen, dass man alles kontrollieren kann – von der Produktion über Vertriebswege. Wie sieht das bei Ganni aus? So klein ist das Label mittlerweile ja nicht mehr.

Ditte: Ganni ist nicht 100 Prozent eco. Wir haben viele Strick-Stücke, die nachhaltig produziert werden, aber wir scheitern ein bisschen an der Herstellung unserer Prints. Die lassen sich gegenwärtig noch nicht ökologisch herstellen. Es ist schwierig. Unser Anspruch ist es natürlich nicht, nur 70 Prozent nachhaltig zu arbeiten. Aber bevor es nicht 100 Prozent ist, können und wollen wir damit natürlich auch nicht werben. Wir fokussieren die Arbeit in der EU, denn dort gibt es einfach andere Gesetzesbestimmungen, auf die wir uns verlassen können. Unsere Partner in Indien werden regelmäßig kontrolliert und von unseren Teams überwacht, damit wir auch da sicher sein können, das alles mit rechten Dingen zu geht. Wir mussten in der Vergangenheit auch schon mehrere Partner wechseln, weil es einfach Unstimmigkeiten gab.

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JW: Es ist so eine große Kollektion und dann gibt es jedes Jahr auch noch vier neue Linien. Wie schafft ihr das als solch „kleines“ Label?

Ditte: Du, wir könnten noch viel mehr schaffen. Wir lieben das. Ganz ehrlich. Es ist so eine tolle Zusammenarbeit im Team, es fruchtet so toll. Und diese unterschiedlichen Einflüsse von verschiedensten Designern kann bei uns in den Kollektionen auch Ausdruck finden. Sieh mal hier: Wie haben nicht diese und jene Stringenz in der Kollektion – da prallen viele verschiedene Dinge aufeinander. Was nicht zu unterschätzen ist: Das Wetter. Wir nehmen uns den Veränderungen des Wetters an und designen nicht mehr nur eine Sommerkollektion mit leichten Kleidchen und kurzen Shorts, sondern eben auch Strick-Teile oder leichte Mäntel – die Saisons sind so unbeständig geworden, dass wir einfach darauf reagiert haben. Eine Kollektion für verschiedenste Wetterlagen praktisch. Und unsere Kollektion war dank der Ausrichtung dieses Jahr echt erfolgreich!

Du kannst Ganni immer tragen, ohne dich verkleidet zu fühlen. Du brauchst keine Anlässe oder wirkst overdressed. Ganni funktioniert einfach irgendwie immer. Und das ist das, was wir wollen. Ein Partner, mit dem du dich gut fühlst. Ein Partner, der sich drehen und wenden lässt und sich auf dich einlässt. Und wenn das eintrifft, ist unsere Aufgabe auch schon erfüllt. 

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