Eine der schönsten Schauen der Kopenhagener Fashion Week zeigte zweifelsohne Ganni, das dänische Brand, das seit ein paar Saisons immer wieder Einzug in unsere eigenen Kleiderschränke hält und dabei halbwegs bezahlbar, aber vor allem tragbar bleibt.
Wovon sich das Design-Team hinter Ganni hat inspirieren lassen, bleibt erst mal ein Geheimnis, denn die Pressemitteilung ist im Mail-Wust wohl abhanden kommen. Wir können höchstens spekulieren, was eigentlich ohnehin die größere Freude bereitet als das plumpe Umdichten fremder Worte. Ich persönlich würde fast darauf tippen, dass diverse Accessoires und Looks nicht nur zufällig an den typisch russischen Stil erinnern, sondern ganz bewusst. Im Putin-Land läuft derzeit nämlich so gut wie alles schief – Größenwahn, Anti-Homosexuellen-Gesetze und Verfolgung, Milliardenausgaben für Olympia und so ganz nebenbei noch Tausende Menschen, die ihre Häuser für das große Spektakel und die damit verbundenen Bauten in Sochi verlassen mussten, Naturschäden, Terroranschläge undsoweiterundsofort. Es ist wohl an der Zeit, ein bisschen nach Liebe nach Russland zu schicken.
Was wir in modischer Hinsicht von Ganni lernen können:
♥ Culottes aka kurze Hosen, die etwas länger und weiter ausgefallen als gewohnt, sind laut Trend-Prognose nicht mehr aus den kommenden Saisons weg zu denken.
♥ Dazu trägt man eine Kombi, auf die wir in abgewandelter Form bereits vor längere Zeit hofften: Bluse über Rollkragenpulli – damals beschworen wir allerdings ein Comeback der geliebten Long-Sleeve unter T-Shirt-Zeiten.
♥ Und noch mal: Rollkragenpullover forever.
♥ Karo-Muster bleiben – am besten in Pastell- oder Eisprinzessinnen-Nuancen. Außerdem: Twin-Sets sind das Gegenteil von spießig und spitze Schuhe sind endgültig zurück.
♥ Auch der Leo-Print darf bleiben! Dem Ganzen wird allerdings noch das Krönchen aufgesetzt und zwar mithilfe von schwarzer Spitze, die munter zum Raubtier kombiniert wird. Dürfte im Alltag etwas schwierig sein, sieht aber zum Rollkragenpulli absolut straßentauglich aus.
♥ Neu: Rote Spitze zum Kuschelpullover.
♥ Ein Trend, der in letzter Zeit häufiger gesichtet wurde und sich mittlerweile zu manifestieren scheint: Man trägt Kleider jetzt ganz schamlos über Röcken. Sogar florale Hippie-Blusenkleider.
♥ Twin-Set Alert! Körperfern und monochrom! Große Liebe.
♥ Wickel-Kleider – schon wieder zum Rollkragen. Bloß die Wedge-Sneaker dürften bitte langsam verschwinden. Aua.
♥ Mäntel in Bademantel-Optik, damit kriegt man uns so oder so.
♥ Sexy: Kleider im Lingerie-Look zu Fake Fur. Überraschender Weise bin ich ganz angetan von der Kombi.
EDIT:
Gerade flatterte folgende Erklärung ins Mail-Fach – wir lagen also gar nicht mal so daneben:
„The Ganni Autumn/Winter 2014 collection is inspired by Russian history. It’s the extravagance of the nobility, the Tsar’s swansong and the dancers of the Bolshoi. It’s the Soviet propaganda machine and its brutalist architecture. It’s space travel and Pussy Riot. Histories, eras and politics collide. And the look is double-sided: femininity meets sensuality, both trademarks that creative director Ditte Reffstrup has refined for the quintessential ‘Ganni girl’.“