Suzy Menkes ist sozusagen die Über-Ikone unter den Modejournalisten, eine, die redet wie ihr der Schnabel gewachsen ist und kein Blatt vor den Mund nimmt, die einzige, der Walt Disney meiner Meinung nach endlich ein eigenes Zeichentrick-Alter-Ego zusprechen sollte (ich schreibe da auch gerne das Drehbuch). Ihr Metier: Print. Und zwar seit mindestens 1988. Ganze 25 Jahre lang schrieb die Britin mit der Pony-Tolle als Style Editor für die International Herald Tribune (und ab und an auch für die „New York Times“, die „Times“ oder „Haper’s Bazaar“), galt als überaus spitz-züngig aber fair, schimpfte lauthals über den vor den Fashion Week Zelten herrschenden Streetstyle-Wahnsinn und Selfie-Blogger in den ersten Reihen der wichtigsten Schauen.
Jetzt, mit 70 Jahren, wechselt sie trotzdem das Ufer und verabschiedet sich mit Pauken und Trompeten vom gedruckten Wort. Das rasante Tempo der digitalen Konkurrenz hat die Dompteurin des Modezirkus offensichtlich zur Räson gebracht: Ab sofort wird nur noch „getippt und hochgeladen“ – als International Style Editor beehrt die womöglich erfahrendste Modekritikerin des Planeten fortan die VOGUE und damit ganze 19 hauseigene Websites. Suzys Mammut-schwere Kolumne wird nämlich, natürlich, überall auf der Welt gespielt.
Suzy Menkes will aber nicht nur bloggen und sich auf den neuen, fortschrittlichen Lorbeeren ausruhen, Suzy will, vielleicht auch weil sie es genau so gewöhnt, endlich wieder in der ersten Liga mitmischen (in der letzten Zeit war sie schlichtweg überholt wurden) und wirklich überall am Puls der Zeit sein. Klar, dass Instagram da als neuer Kommunikations-Kanal nicht fehlen darf:
“I didn’t want to have just a blog and retire, effectively. I don’t feel like retiring; I’ve got lots of energy left.”
Im äußerst sehenswerten Interview mit Business of Fashion erklärt sie außerdem, wie es zum persönlichen Sinneswandel kam, was sie sich von ihren neuen Amt bei Condé Nast verspricht und in wiefern sich der Modejournalismus im Laufe der Jahre gewandelt hat:
Aber was steht nun in der ersten veröffentlichten VOGUE-Kolumne der Königin Menkes?
“The internet shows the ugly face of fashion criticism. If there is something mean to be said in 140 characters, there is always someone ready to dish the dirt about the ill-fitting haute frock or the wobbly super-high heels“, zum Beispiel. Was sie damit sagen will: Man kann es den Leuten heute nicht mehr recht machen, irgend ein „Journalist“ wird das Haar in der (Mode-)Suppe nämlich garantiert finden und sei es nur den Klickzahlen zuliebe.
Suzy aber macht deutlich, dass sie mit wenig konstruktiven Kommentaren nicht einverstanden ist: „I have a very different perception of being a fashion critic. (…) My personal take on fashion criticism is that I am so happy to see a great collection and give credit where it is due. And if the show is a flop? I try to offer constructive – not hateful – comments. It is about thoughtfulness as opposed to meanness and analysis rather than knee- jerk reaction.“
Denn:
“If the bitches are winning, the true fashion lovers are losing.
Suzy Menkes in Vogue is going to be anti-bitch.”
Amen.
Diese und alle weiterhin Kolumnen (zum Beispiel über das Hochzeitskleid von Poppy Delevingne) sind hier nachzulesen.