Dieses belgische Städtchen Antwerpen zwingt mich regelmäßig in die Knie und Schuld sind nicht nur diverse Second-Hand-Superläden, sondern vor allem die dort ansässige Royal Academy, eine wahnwitzige Talentschmiede, die immer wieder übermenschlich talentierte Designer ausspuckt und nein, das ist überhaupt nicht übertrieben, man denke nur an die phänomenalen Antwerp Six. Bei zwei von ihnen, nämlich Ann Demeulemeester und Dries van Noten, hat auch Christian Wijnants gelernt, den wir erstmals vor zwei Jahren für sein feines Print-Gespür in den Himmel lobten. Mit dem Lookbook zu seiner allerersten Prespring-Kollektion wickelt der Woolmark-Preisträger von 2013 uns heute erneut um alle zehn Finger.
Irgendwie hat der 35-Jährige es nämlich geschafft, das Nomadenleben der Seezigeuner-Stämme der Moken und Bajau mithilfe seiner Kreationen zu visualisieren und trotzdem tragbare Mode zu schaffen, die vom empfindlichen Gleichgewicht zwischen überlebenswichtiger Unterwasserakrobatik und gefährlicher staatlicher Reglementierung geprägt ist. Optimismus vs. Überlebenskunst, Stärke vs. Zerbrechlichkeit:
Muster setzen sich bei Wijnants aus Collagen und Abenteuerroman-Schnipseln zusammen, Marinestreifen werden als Ausdruck von verschwommener Unvollkommenheit von Hand auf Seide gemalt, der Seiden-Print wurde in Stücke zerrissen, um schließlich wieder zu einem gescheckten Kaleidoskop aus Pastelltönen gestrickt zu werden – wenn das hier keine Kunst zum Anziehen ist, weiß ich auch nicht weiter: