„Bobby, du bist´n Superstar“ – gerade eben, als wir Bobby Kolade nach seiner Schau in der Halle am Berghain Backstage trafen, da standen mir vor Freude ein paar Armhaare zu Berge. Darüber, dass der Nachwuchsdesigner, Start your own Fashion Business-Gewinner und Weißensee-Absolvent zum dritten Mal infolge eine wirklich und wahrhaftig wunderbare Kollektion zeigte, darüber, dass es eben doch noch allen Grund gibt, um an Berlin als Modestadt zu glauben (aus gegebenem Anlass wurde soeben der Hashtag #InBerlinWeTrust eingeführt), darüber, dass wir aufrichtig überrascht wurden, statt angesichts des 75. seidig fließenden Seidenkleids, wie es hier so häufig präsentiert wird, ins Schlafkoma befördert zu werden.
Wenn man den Berliner nach seiner größten Inspiration fragt, dann antwortet er ganz schlicht: „Die Menschen“. Denn da wo Kolade lebt, kommen die einen gerade aus der Moschee, andere schleppen den Einkauf aus dem Supermarkt gegenüber, andere tingeln gerade zur nächsten Technoparty oder hängen in ihren Gedanken irgendwo in längst vergangenen Jahrzehnten fest. Multikulti auf hohem modischem Niveau sozusagen. Ein bisschen haben wir die Anti-Langweile dieser Kollektion also auch der Diversität unserer Lieblingsstadt zu verdanken.
Wenn man so will, dann ist Bobby Kollades Herbst 2015 außerdem eine eklektische Hommage an die Kunst und das Können anderer Designer – hier ein bisschen Jacquemus in der typischen Mondian’esquen Farbgebung, dort ein Hinweis auf Saint Laurents glitzernde Psychedelic-Rock-Attitüde und plötzlich ein bisschen Margiela, Miu Miu oder Dies van Noten. Das Wort „Nachmacher“ kommt uns trotzdem nicht im geringsten in den Sinn.
Bobby ist Bobby – ein Superstar, wirklich wahr:
Gelernt hat der außerdem überaus nette und charismatische Baumarkt-Fan und Baumrinden-Verwerter (die Schuhe!) übrigens unter anderem bei Balenciaga und, ja genau, wir ahnten bereits, Margiela. Wenn einer allerdings selbst so talentiert ist, dann reicht das Gestalten für andere irgendwann nicht mehr aus, dann muss er seinen eigenen Weg gehen – und das macht
und meistert Bobby mit Bravour, mehr gibt’s da kaum zu sagen.
Merci, dass es dich gibt.
Fotos: This is Jane Wane