„New York has a trip-hammer vitality which drives you insane with restlessness, if you have no inner stabilizer… .
In New York I have always felt lonely, the loneliness of the caged animal, which brings on crime, sex, alcohol and other madnesses.“ Henry Miller
Tausend Geschichten eilen dir voraus – von Sex and the City bis Charles Bukowski: Man klärte mich bereits früh auf – über dich großen, verlockenden Apfel. Manch einer sagt, du bist eine blutsaugende Bitch, die leere Hüllen ausspuckt. Machst süchtig mit deiner lächerlich strahlenden Anziehungskraft. Ist das wirklich wahr? Ich werde es nun erfahren.
Schon im Flugzeug beobachte ich die immer gleiche Reaktion der Leute, wenn ich ihnen erzähle, dass dies mein erstes Mal New York werden wird. Ein verblüffter Ausdruck knittert sich aus ihren Gesichtern und auch ein bisschen Neid lese ich darin ab, so als ob sie gern nochmal mit mir tauschen wollen. „Das erste Mal ist Magie“.
Umso ernüchternder ist das Gefühl am JFK Airport: Kein Frank Sinatra schnulzt durch die Empfangshalle. Es ist das gleiche Klackern und Raunen wie an jedem anderen Flughafen der Welt auch. Ein Mann mit meinem Namen auf einem Zettel begrüßt mich nüchtern. Ich steige zu ihm in die fette Karre – hier in Amerika ist alles fett, soviel wusste ich schon. Wortkarg schieben wir uns durch die Rush Hour und den Midtown Tunnel, als wir wieder auftauchten reibe ich mir die reisetrunkenen, verkrusteten Schlitzaugen und da ist es plötzlich: Boomzinzin – mein Herz flackert angesichts dieser absurden Skyline. Der Mutter aller Skylines. In meinem Unterleib ziept etwas.
48 Stunden bleiben uns beiden also ab jetzt und ich fühle mich wie ein Liebhaber, der mit seiner Affäre alles erdenkliche ausprobieren will – sofort. Wir fahren ein: Manhattan, du bist größer als gedacht. Rauch strömt aus Gullylöchern, Sirenen jaulen, blinkende Lichter und Menschen mit starren Gesichtern frösteln vorbei. Man sieht ihnen die Kälte an, minus Zehn Grad Kälte. Blick nach oben, ich kralle meine Hände in das schwarze Leder des Shuttles, eine kalte Schweißperle auf der Nase – mir ist schwindelig.
Ich schließe schnell die Zimmertür des hippen Ace Hotels hinter mir. Hier fällt mir vor lauter Schreck zunächst nichts anderes ein, als mir stundenlang die Zähne zu putzen und hektisch alle Schalter und Hebel im Raum auszuprobieren. Ist es das jetzt schon? Dieses Gefühl? Die Begrüßungstafel Schokolade auf dem Kopfkissen verschwindet vollständig in meinem gierigen Mund. Warum steht hier eine Gitarre? Wieso lassen sich die Fenster nicht öffnen? Und was steht da an der Wand? Ich komme mir vor wie der erste Mensch. Cool bleiben, Calamari – es ist nur eine Stadt.
Auf der Agenda der Desigual-Reise steht ein Dinner im ABC Kitchen Restaurant – die Bedienungen sehen aus wie zusammengecastet. Es gibt Tapas und extrem schöne Menschen mit Fancy Drinks, ich esse Tapas in New York mit extrem schönen Menschen – ich exe zwei fancy Drinks – ich bin erschöpft – ein guter erster Abend.
Drei Uhr Zwanzig – hellwach – Hallo Jetlag. Ich schleiche durchs Zimmer, klebe meine Nase auf die Fensterscheibe, draußen ist es dunkel – SEI HELL, Manhattan! Ich dusche heiß, putze lange die Zähne. Auf dem Sieben mal Zwölfhundert Meter Bett schieße ich ein paar Selfies. Was wohl Berlin gerade ohne mich tut. Mein Gewissen, es ist schlecht. Was zum Geier ist denn nur los mit mir?
Es wird hell…
Was genau am nächsten Tag im Big Apple passierte, wie ich meine Euphorie doch noch in den Griff bekam und überhaupt, das erfahrt ihr natürlich noch diese Woche.