Die kurze Antwort: Irgendwie schon.
Emma Watson ist eine. Beyoncé (Nachname überflüssig) auch. Keira Knightley ist dabei, genauso wie Zooey Deschanel und Anna Kendrick. Taylor Swift war sich erst nicht sicher, steht jetzt aber auch dazu. Lady Gaga hat sich noch nicht richtig entschieden. Katy Perry hingegen will damit nichts zu tun haben. Ähnlich geht es Susan Sarandon und Joni Mitchell.
Feministin zu sein, das fällt der einen schwer, der anderen leichter – Celebrities machen da keine Ausnahme. Was sie von uns Normalsterblichen unterscheidet ist allerdings die Tatsache, dass potenziell mehr Menschen Interesse an dem haben, was sie sagen, als an dem, was wir so von uns geben. Nachteil: Das Gesagte kriegen – Überraschung – auch viel mehr Menschen mit. Dadurch muss ich leider ständig feststellen, dass von mir verehrte Frauen meine feministische Haltung nicht teilen. Sängerin/Kunstprojekt/isländische Fee Björk verkündete beispielsweise 2005 in einem Interview mit Bust, für sie sei der Begriff „Feminismus“ gleichzusetzen mit „sich beschweren“. Warum das für sie etwas Negatives ist, habe ich nicht ganz verstanden – ohne ordentliches Beschweren sind Veränderungen in unserer Gesellschaft schließlich noch nie passiert.
Jungs gegen Mädchen
Andere berühmte Damen haben andere Probleme mit Feminismus. Weil er männerfeindlich ist (glaubt Lady Gaga), der Name nicht passt (Susan Sarandon fände „Humanismus“ besser) oder Feminismus schlicht nicht mehr gebraucht wird (davon ist PJ Harvey überzeugt). Selten passiert so etwas wie bei Taylor Swift: Die dachte erst, Feminismus bedeute „Jungs gegen Mädchen“, dann lernte sie Femininja Lena Dunham kennen, shoppte ein paar feministische Bücher – und siehe da, alles nur ein großes Missverständnis, diese Anti-Feminismus-Haltung:
„As a teenager, I didn’t understand that saying you’re a feminist is just saying that you hope women and men will have equal rights and equal opportunities […] What it seemed to me, the way it was phrased in culture, society, was that you hate men. And now, I think a lot of girls have had a feminist awakening because they understand what the word means.”
Feministische Erweckungserlebnisse dieser Art sind genauso schön wie Aussagen à la Björk nervig. Die Frage, die sich bei alledem stellt, lautet jedoch: Brauchen wir das überhaupt? Brauchen wir berühmte, schöne und erfolgreiche Frauen, die lauthals verkünden, sie seien Feministinnen? Was haben wir davon? Eigentlich sollte uns das doch ziemlich egal sein, findet die von mir sehr verehrte Autorin Roxane Gay:
„Feminism should not be something that needs a seductive marketing campaign. The idea of women moving through the world as freely as men should sell itself.”
Dem letzten Satz würde ich absolut zustimmen – glaube aber, dass die Sache mit dem feministischen Selbstmarketing bisher nicht besonders gut funktioniert hat (sonst hätte ich wohl kaum dieses Buch geschrieben). Es ärgere sie, so Gay weiter, dass wir Feminismus und feministische Botschaften bereitwilliger annehmen, wenn sie in der richtigen Verpackung geliefert werden. Celebrities würden genau die Standards verkörpern, die wir angeblich hinterfragen.
Celebrity-Feminismus als Einstiegsdroge
All das stimmt – und doch bin ich jede Mal ein kleines bisschen froh, wenn irgendeine berühmte Dame etwas Positives zum Thema Feminismus sagt oder noch besser, sich mit der Bewegung identifiziert. Warum? Weil diese Frauen in der Öffentlichkeit stehen. Sie werden gesehen und gehört. Ja, das ist wahnsinnig unfair gegenüber dem unglamourösen Rest der Bevölkerung – zu leugnen ist es nicht. Mir ist also lieber, solche Frauen nutzen ihre Bekanntheit, um über ihre politischen Überzeugungen zu sprechen als darüber, welchen Designer sie tragen und ob sie tatsächlich mit ihrem heißen Co-Star zusammen sind.
Und wenn es nun so ist, dass eine junge Frau dank Miley Cyrus (O-Ton „Ich bin die größte Feministin der Welt!“) Lust bekommt, sich mit dem Feminismus und der dazugehörigen Bewegung zu beschäftigen, finde ich das ziemlich großartig: Celebrity-Feminismus als Einstiegsdroge. Von da aus ist es bis zu Texten von Simone de Beauvoir, Roxane Gay oder Gloria Steinem nicht mehr ganz so weit.
Von Julia Korbik
Das Kompliment vom Sportlehrer, sie mache Liegestütze so gut wie ein Junge, fand Julia Korbik schon in ihrer Schulzeit daneben. In Frankreich und Deutschland studierte sie European Studies, Kommunikationswissenschaften und Journalismus – und ärgerte sich über Leselisten, die nur männliche Autoren enthielten. Bevor es sie 2012 nach Berlin und zum Debattenmagazin The European verschlug, arbeitet sie u.a. für die WAZ und Cafébabel. 2014 erschien Julias Buch Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene (Rogner & Bernhard).
Bild oben: Beyoncé Instagram.