Creator Stories // Mit Life-Coach Lea Vogel
„Kennst Du das Gefühl, dass der Schuh nicht so recht passen will‘?“

22.04.2015 Business, box3

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Ich gebe zu, das Wort „Coaching“ war für mich bisher eher ein Fremd-, vielleicht sogar ein Unwort. So richtig konnte und wollte ich für diesen ominösen Begriff in meinem Wortschatz keinen Platz finden.

Was ich mir unter Coaching vorgestellt habe, ähnelte eher einem Marathon von Gesprächsterminen, Gruppendiskussion mit unzähligen Vorstellungsrunden à la „Hallo ich bin Ann-Kathrin und mein Problem ist…“. Solche Art von Gesprächen, sogenannte tiefenpsychologische Stretchings, deprimieren mich mehr als mir zu helfen. Dachte ich. Es fiel mir jedenfalls schwer, in ihnen eine Art Motivation dafür zu finden, mein Leben anders zu leben. Gebrauchen könnte ich ein solches Coaching allerdings zweifelsohne. Fragen wie „Wer bin eigentlich?“, „Wo gehöre ich hin?“ und „warum kann ich eigentlich nicht ausnahmslos so richtig, richtig glücklich sein kann, wo doch alles eigentlich gut ist?“ treiben mich nicht selten in den Wahnsinn. Aber zum Glück gibt’s ja Lea.

Lea Vogel ist ein sogenannter Life-Coach, sogar der jüngste ihrer Art in Deutschland. Mit nur 29 Jahren ist sie fester Partner bei Heiner Diepenhorst geworden und kümmert sich seither um ihr eigenes Business. Einfach war der Weg dorthin nicht immer, aber gut. Denn für ihren Traum von der Selbstständigkeit hat Lea ihr eigentliches Studium, sämtliche Jobs in der PR Welt und noch vieles mehr hinter sich gelassen.

Bei Limo und Melone plauderte sie während unseres Treffens für euch und uns ein bisschen aus dem Nähkästchen und zeigt uns mit kleinen Geschichten aus ihrem eigenen Alltag, wie es sich anfühlen kann, noch einmal alles umzuschmeißen und sein persönliches Glück auf eine ganz neue Karte zu setzen.

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Das Gespräch mit Lea war für mich eines der überraschendsten seit langer Zeit, denn was ich nicht erwartet hatte: Einen so gefühlsvollen und ehrlichen Menschen zu treffen, einen, dem es eben nicht darum geht, in jedem zweiten Satz einen Verbesserungsvorschlag zu machen oder mein Leben zu optimieren, sondern einen, der auf Augenhöhe auch mal von sich erzählt, der aber trotzdem gerne zuhört. Eine Frau eben, die sich so gar nicht nach Coach anfühlt.

Lea beschäftigt sich in ihrem Universum mit Fragen, die ganz oft auch unsere Generation betreffen: Was will ich eigentlich, wo gehöre ich hin, was passt zu mir, jetzt, später und irgendwann in 10 Jahren? Denn auch ihr persönliches Glücksbarometer, wie sie es so schön nennt, zeigt nicht immer die besten Ergebnisse. Ganz im Gegenteil. Wie beruhigend.

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 Liebe Lea, 
Warum möchtest du andere Leute coachen? Coacht man nicht so oder so schon jeden Tag unterbewusst sich selbst, aber vor allem auch Freunde, die eigene Familie und gerne auch mal Kollegen?  

Weil ich fest davon überzeugt bin, dass jeder Mensch in seinem vollen Potenzial leben kann, sobald er seine vielleicht manchmal nicht ganz so positiven Gedankenspiralen erkannt und beiseite geschoben hat. Gerade im Freundeskreis ergreift man Partei, weil die enttäuschte Freundin es gerade braucht, dass man so richtig über den Miesepeter herzieht, der ihr das Herz gebrochen hat. Im Coaching herrscht eine professionelle Distanz, die dafür sorgt, dass man sich den Herausforderungen ganz objektiv stellen kann. Für mich ist es unheimlich spannend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen und Gefühle sein können.

Was heißt das eigentlich, ein „Life Coach“ sein?

Ich begleite Menschen in Krisen, herausfordernden Situationen und in Momenten, in denen sie glauben, die eigene negative Gedankenspirale nicht verlassen zu können. Man muss nicht krank sein, um hin und wieder vom schnelllebigen und leistungsorientierten Alltag überfordert zu sein. Wir waren noch nie so frei wie in der heutigen Zeit, das ist ein großes Privileg: Wir können zunächst einmal alles sein, jedes Leben leben, mit jedem Partner zusammen sein und generell machen, wonach uns der Sinn steht – diese Freiheit ist aber auch mit großem Druck verbunden. Wenn man sich für einen Lebensentwurf entscheidet, lässt man automatisch viele andere,  vielleicht ebenso verlockende Entwürfe fallen. Das baut Druck auf und Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Nicht selten kommen Klienten zu mir, die mehr über ihr Leben und ihre Möglichkeiten nachdenken, sich mit anderen vergleichen und dadurch ungewollt im Stillstand verharren, statt wirklich erfüllt zu leben. Dabei – und davon bin ich fest überzeugt – hat jeder das Recht, glücklich zu sein und sein Leben nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Dazu muss man seine Bedürfnisse aber erst einmal kennen. Im Coaching gibt es den nötigen Raum, um sich diesen Fragen zu stellen – ganz ohne Vergleiche, ohne Druck und ohne blockierende Gedanken. Gemeinsam gehen wir dann aus dem Problem hinein in die Lösung. Und wenn man erst einmal weiß, was man selbst wirklich möchte, dann kann man seine Kraft dafür nutzen, darin wirklich gut zu werden.

 2009 nach deinem Linguistik-Studium, nach ein paar mehr oder weniger befriedigenden Erfahrungen in der PR, als Lektorin und zu guter Letzt nach einer zusätzlichen Ausbildung als Coach, bist als du selbstständige Partnerin bei Heiner Diepenhorst, einem Zentrum für Themen rund um das Coaching, eingestiegen. Ein großer Schritt und vor allem ein mutiger. Ging damit für dich ein Traum in Erfüllung und wie kam es zu diesem Entschluss?

 Kennst Du das Gefühl, dass “der Schuh nicht so recht passen will”? So ging es mir sehr oft. Ich habe mich nicht selten in meinem Leben gefragt, wohin ich eigentlich gehöre. Als logische Konsequenz aus meinem Studium und weil ich es wahrscheinlich auch einfach nicht besser wusste, bin ich damals in die PR und in die Social Media-Welt gegangen. Dort wurde ich aber unglücklich. Das “sich darstellen und permanent online sein müssen” hat sich für mich persönlich immer falsch angefühlt, denn im Grunde war ich schon immer eher zurückhaltend und viel mehr daran interessiert, Menschen, deren Emotionen und kognitive Zusammenhänge zu verstehen. Nicht selten habe ich mir abends lange Vorträge über Neuroligie und Positive Psychologie angehört, am anderen Tag aber vergessen, den für die Agentur wichtigen Newsfeed zu lesen. Soll heißen: “Schuster, bleib bei Deinen Leisten” und ja, es ist ehrlich ein Traum. Und wenn ich es gerade so sage, wird es mir noch mal sehr bewusst – das ist schön! Nicht nur die Möglichkeit mit einem so guten Coach wie Heiner zusammenzuarbeiten, ist schon irre gut. Die Erkenntnis, dass das, was mich als Mensch ausmacht, auch einen Nutzen hat und ich damit nicht nur Geld verdienen, sondern im Optimalfall auch anderen Menschen helfen kann, ihr eigenes Leben zu gestalten, macht mich wahnsinnig glücklich und sehr dankbar.

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Gab es einen Business-Plan?

Ich bin durch und durch Geisteswissenschftlerin, das merkt man in vielen Bereichen – einen Businessplan gab es daher nicht, oh je. Aber es gab eine Vision und die emotionale Unterstützung von Familie und Freunden, die irgendwie nie gezweifelt haben. Und in Sachen Businessplanung gibt es zum Glück Mama und Papa Vogel. Wenn alles raucht und qualmt, hat Mama immer ein offenes Ohr und Papa Vogel hat selbst dann noch immer einen kühlen Kopf und den nötigen Ratschlag parat.

 Ist Life Coaching in Deutschland ein großes Thema? 

Life Coaching ist in Deutschland noch immer Pionierarbeit. Viele kennen und nutzen das Coachen im Business-Kontext, wissen aber noch nicht so richtig etwas mit Coaching im Zusammenhang mit Lebensthemen anzufangen. Ich würde mir wünschen, dass in 10 Jahren noch viel mehr Menschen von dieser Möglichkeit wissen, um für sich  entscheiden zu können, ob sie es in den ‘brennenden’ Situationen nutzen möchten oder nicht.

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Du kommst eigentlich aus der Nähe von Wiesbaden, bist aber über Umwege in Berlin gelandet. Warum? Brauchen wir dich hier vielleicht aufgrund der Schnelllebigkeit, die den ein oder anderen zum Verzweifeln bringt, ein bisschen mehr?

Ich kam vor 6 Jahren wegen meines Masters nach Berlin und war – wie viele andere auch – erst einmal völlig beeindruckt von dem Geist und dem so anders schlagenden Herzschlag der Stadt. Deshalb bin ich geblieben. Ich glaube, dass die Menschen in Wiesbaden mit den selben Themen zu ‘kämpfen’ haben wie wir hier in Berlin. Druck, Entscheidungsangst und Unsicherheit sind sicher nicht regional zu betrachten. Dennoch erlebe ich immer wieder, dass zwischenmenschliche Werte in Berlin oft zu kurz kommen. Ob das an der Fluktuation, der Anonymität oder der Schnelllebigkeit liegt, die man Berlin nachsagt, möchte ich nicht beurteilen. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich aber sagen: Die Sensiblen unter uns kommen damit weniger gut klar und ‘verzweifeln’ auch mal daran. Vor allem die Partnersuche in Berlin ist ein ganz eigenes Thema und fordert einen emotional gefestigten Umgang mit sich selbst, um auch nach dem 20. gescheiterten Dates nicht die Flinte ins Korn zu werfen. 

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Was hat dir dabei geholfen, alles auf eine Karte setzen zu können? Ich finde das nämlich mutig.

Das Bedürfnis und der wahnsinnige große Wunsch glücklich zu sein. Mit dieser Aussicht wirkt alles andere irgendwie überwindbar. (Nächtliche Panikattacken allerdings inklusive.)

Wie kamst du zu deinem ersten Klienten und mit welchen Fragen kommen die Menschen zu dir?

Kaum auf Heiners Website positioniert, kam auch schon der erste Klient. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort. Es war ein Mann in den Dreißigern, der seine Freundin betrogen hatte und unheimlich unter dem Seitensprung seiner eigentlich monogamen Beziehung litt. Auf der einen Seite genoss er das aufregende Neue der Affäre, auf der anderen Seite konnte er sich nicht vorstellen, auf das Vertraute seiner langen Beziehung zu verzichten. Das war sehr herausfordernd für mich, denn ich war als Coach und nicht nur als Mensch gefragt. Wir haben vorsichtig herausgearbeitet, welche Anteile und Bedürfnisse er in sich trägt und wie er diesen auf erwachsene und ehrliche Art gerecht werden konnte, ohne sich selbst und andere dabei zu sehr zu verletzen. Außerdem war es für diesen Klienten wichtig zu erkennen, dass nicht alle Entscheidungen im 90 zu 10 Verhältnis, sondern gerne auch mal im 51 zu 49 Verhältnis ausfallen, aber trotzdem getroffen werden wollen, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Die Lösung verlangte viel Mut von ihm, half ihm aber auch dabei, sich auch in der neuen Situation zu positionieren und Verantwortung zu tragen.

 Hui, das ist mehr als spannend. Da würde ich gerne mal Mäuschen spielen.
Sag, bleibst du denn jetzt für immer Life Coach?

Wenn ich in meinem Leben und in meinem Beruf etwas gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass sich das Leben selten reinreden lässt und gerne mal ‘sein eigenes Ding’ macht, auch ohne uns zu fragen. Auf Veränderungen flexibel zu reagieren, das ist es, was ich mir für mein Leben vorgenommen habe. Zum heutigen Zeitpunkt würde ich aber ganz klar sagen: Die Arbeit mit Menschen ist es, die mich nachhaltig glücklich macht. Dabei möchte ich gerne bleiben.

 Wo findest du denn einen täglichen Ausgleich? Schließlich trägst du ziemlich viele Päckchen fremder Leute mit dir herum und musst dich ständig mit neuen Lebensumständen auseinander setzen.

Ich finde, das ist eine sehr gute Frage. Manchmal erinnere ich mich ganz bewusst daran, dass ich nicht jeden Gedanken zu Ende denken muss. “Moral holiday” sozusagen. Das fällt mir manchmal noch schwer, aber ich übe mich darin. Zu viel Grübeln geht auf Kosten der Leichtigkeit und die braucht es nunmal auch, um glücklich zu sein. Ich achte schon sehr darauf, mir bewusst einen Ausgleich zu schaffen. Dann backe oder koche ich und probiere mich mit  neuen Marmemaldenrezepten aus. Besonders gut fühle ich mich nach langen Spaziergängen mit meinem Freund und seinem kleinen Hund – er selbst ist auch selbstständig und versteht deshalb haargenau, wie es mir manchmal geht.

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Woher nimmst du die Kraft und die Ideen, immer wieder Lösungen zu finden? 

Wer schon einmal in einer Krise war und diese erfolgreich überwältigt hat, der weiß, welches Potenzial in dieser ungewollten Veränderung stecken kann. Das kann ungemein beflügeln und die eigene Kreativität wecken. Sobald man seine Problemtrance verlassen hat, sprudelt man meist vor. Das Verhältnis zu meinen Klienten fußt auf Vertrauen und ehrlichem Interesse – in diesem Rahmen und mit der richtigen Technik lassen sich zu zweit sehr viel leichter gute und langfristige Lösungen finden.

Ist das Coachen mehr anweisen oder mehr zuhören?
Und wie können wir uns einen Tag in deinem Beruf vorstellen?

Dazu fällt mir folgendes Zitat ein: “The biggest communication problem is that we do not listen to understand. We only listen to reply.” Zuhören gehört ganz klar dazu. Und ist meiner Meinung nach nicht nur im Coaching ein wichtiges Werkzeug. Wer wirklich und ehrlich zuhört, um zu verstehen und nicht schon gedanklich seine Antwort zurechtlegt (häufig in Konfliktsituationen), der bekommt sogar mit, was zwischen den Zeilen so versteckt liegt. Das hilft dabei, einen Menschen wirklich kennenzulernen. Im Coaching macht es die Kombination aus bewusstem und ehrlich interessiertem Zuhören und gezielten lösungsfokussierten Fragen.

Was gefällt dir an deinem Job, dem Coaching? 

Für mich ist es ein absolut überzeugender Ansatz. Die eigenen Probleme kennen die meisten von uns schon sehr gut – sie leben ja schließlich Tag für Tag mit ihnen. Ich mag die Idee, das Beste aus sich herauszuholen, dabei aber nachsichtig und liebevoll mit sich selbst zu sein, um auf diese Weise Raum für Entfaltung und Lösungen zu schaffen.

 Ändern würde ich höchstens die Tatsache, dass immer noch viele Menschen glauben, sie hätten es nicht besser verdient und ein völlig glückliches Leben stünde ihnen nicht zu. Wahrscheinlich sind das noch die Nachwehen vom Aufeinandertreffen zweier völlig unterschiedlicher Generationen: Die, in der wir selbst leben und die unserer Eltern, die uns nun mal auch geprägt haben. Glaubenssätze wie “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen”, oder “Man kann nun mal nicht alles haben, entweder Job oder Liebe” hallen in unserem Unterbewusstsein noch nach.

Was ist das Schönste daran, selbständig zu sein?  

Ich arbeite Tag für Tag an MEINEM Traum. Nicht an dem eines anderen.

 …und die Nachteile? 

Unsicherheit. Wenn ich Urlaub habe, zahlt mich niemand. Ganz einfach.

Worauf muss man immer und jederzeit gefasst sein?  

Dass es auch – egal wie gut Du planst – immer anders kommen kann. Hier kommt dann wieder die eigene Flexibilität ins Spiel…

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Was tust du, wenn dein Traum zu einem Kontinuum, sprich zum Alltag wird? 

Wenn der (Arbeits-) Alltag mit Dingen gefüllt ist, die wirklich zu innerer Befriedigung führen, dann fühlt es sich nicht so sehr nach Arbeit an, dann kommt die Leidenschaft meistens von ganz alleine. Versteh mich bitte nicht falsch, die Arbeit ist für mich nicht wie Eisessen in der Sonne mit Freunden. Es ist auch anstrengend, manchmal frustrierend und fordert meine höchste Konzentration. Aber am Ende des Tages gehe ich glücklich ins Bett. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Vorbilder: Wer gibt Dir Kraft, motiviert dich und zu wem schaust du (noch heute) auf? 

Ich bin sehr vorsichtig mit Vorbildern, weil sie den Weg zum Vergleichen öffnen. Und Vergleiche können immense Kraft haben und machen deshalb nicht selten auch unglücklich. Beeindruckend finde ich Brené Brown und Helen Fisher, Wissenschaftlerinnen aus den USA, die es trotz ihrer täglichen Arbeit mit Daten und Fakten schaffen, die Emotionen eines Menschen in ihren Studien nicht zu vernachlässigen. John Steinbeck und Irvin David Yalom finde ich auch sehr faszinierend. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, John Steinbeck mal zu treffen, ich hätte ganz sicher mit ihm über die Liebe gesprochen…

Du scheinst deine Pläne konsequent umzusetzen. Was kommt als nächstes an die Reihe? 

Im Mai findet ein Führungskräftetraining statt, das Heiner ins Leben gerufen hat. Da freue ich mich schon drauf, auch wenn es eine neue Herausforderung ist. Immer häufiger stelle ich fest, dass besonders Themen wie Selbstbewusstsein, die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie die Arbeit am eigenen Traum große Relevanz haben. Auch das Thema Partnersuche findet großen Anklag. Zu wissen, dass man mehr tun kann als auf den perfekten Partner oder die perfekte Beziehung zu warten, kann schon sehr viel zur Lebensqualität beitragen. Zu diesen Themen möchte ich gerne Seminare und Workshops anbieten.

 Bist du dir immer sicher, dass das, was du tust, das Richtige ist? Und hast du für Momente des Zweifelsn selbst einen Coach?

 Dass es das Richtige ist, bezweifle ich nie. Wenn dann aber doch mal alle Stricke reißen und die Angst für einen Moment gewinnt, dann spielt Zwischenmenschlichkeit eine große Rolle für mich. Ein einfacher Blick von meinem Freund, der wirklich fest an mich glaubt. Das tut gut. Oder meine Freunde und meine Familie, die einen Notfallbesuch abstatten, sich auf meine Couch setzen und sagen “Wir verstehen Dich, wir waren auch schon mal an diesem Punkt. Aber vertrau mal, alles wird gut.”

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Vergangenheit –  welcher Moment macht dich noch heute stolz?

Eigentlich konnte man meine Coachingausbildung erst mit mindestens 30 Lebensjahren und mindestens 4 Jahren Berufserfahrung beginnen. Ich bin zum jetzigen Zeitpunkt 29. Das macht mich schon stolz.

Wenn du noch einmal ganz von vorne beginnen könntest,
würdest du etwas anders machen wollen?
 

Oh Gott – alles und nichts. Ich hatte wirklch schon ein paar äußerst herausfordernde Situationen in meinem Leben, die mich wahrscheinlich nachhaltig geprägt haben. Aber letztlich war das mein Weg und ich kann es inzwischen auch für das schätzen, was es ist: Lebenserfahrung. Und nicht selten sind Menschen, bei denen immer alles nur glatt läuft, in meinen Augen auch einfach ein bisschen langweilig. Perfection is boring.

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Deine drei Life Coching-Tipps, für all die, die ihr eigenes Projekt starten wollen:  

Liebe: Das kann John Steinbeck besser ausdrücken als ich: “If it’s right, it happens. The main thing is not to hurry. Nothing good gets away.”
Wer die Erfahrung einer ehrlichen zwischenmenschlichen Begegnung machen will, muss sich einlassen, sich fallenlassen, sich kennenlernen. Auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden oder die ‘falsche’ Entscheidung zu treffen. Und bevor man diese Erfahrung mit einem anderen Menschen machen kann, muss man sie zuerst mit sich selbst gemacht haben. Nur wer weiß, wer er ist und was er wirklich will, ist offen für eine gute Beziehung, die auch von Dauer sein kann und bangt nicht standing, dass an der nächsten Ecke noch jemand besseres warten könnte. Außerdem: Geduld. Niemand, aber wirklich niemand ist verflucht. Wenn es auf die eine Weise schon ein paar Mal nicht funktioniert hat, sollte man eine andere ausprobieren.

 Karriere: Da setze ich auf Werte: Ehrlichkeit, Fleiß, Vertrauen. Neid ist da völlig fehl am Platz und hilft auch wirklich niemandem. Außerdem die Klärung der Fragen: Was will ich wirklich, was kann ich wirklich und wie werde ich damit erfolgreich?

Alltag bzw. Freizeit: Auf seine Bedürfnisse achten. Klingt banal, hat aber immense Kraft. Ich habe zum Beispiel weder Facebook noch Instagram oder ähnliches. Aus egoistischen Gründen wohlgemerkt. Auf diese Weise bin ich nur bei mir und dem, was ich mache mit den Menschen, die dabei sind. Kein Druck, jemanden mit meinen Freizeitaktivitäten beeindrucken zu müssen. Keine Möglichkeit zu vergleichen. Und wie ich immer wieder feststelle: Das Gras ja doch nur in unseren Köpfen woanders grüner…

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Du hast uns schon verraten, dass du ganz genau weißt mit welchen Problemen unsere Generation zu kämpfen hat.
Oft hört man von Überforderung und Burnout Erscheinungen, was hälst du davon?
Wo machen wir Fehler und setzen uns so oft unnötig unter Druck? Sollte wir uns mehr erlauben bzw es akzeptieren auch einmal falsche Entscheidungen treffen zu können? Fragen über Fragen…

 Oft höre ich: “Was ist denn nur los mit dieser verweichlichten Generation? Die haben keine Sorgen, kennen keinen Krieg und trotzdem geht es ihnen so schlecht, alle haben irgendwas und kommen nicht klar.” – Natürlich verstehe ich, was damit gemeint ist und ja, im Vergleich zu anderen Ländern und vorherigen Dekaden geht uns ausgesprochen gut. Im Vergleich wohlgemerkt. Leiden ist allerdings sehr subjektiv und der durch Druck überforderte Mensch hat keine Kapazität, um sich an denjenigen zu messen, denen es womöglich aufgrund von Armut und Hunger sehr viel schlechter geht. Soll heißen: Den Druck, den wir spüren, den spüren wir nunmal.  Wer schon mal in einem Real Supermarkt war, in dem sich tausende Regale aneinanderreihen, der weiß, wovon ich spreche. Zu viele Wahlmöglichkeiten überfordern uns, lassen den Stresspegel steigen, wir empfinden es als unangenehm und können keine Entscheidung treffen. Und wenn doch, dann überlegen wir danach, ob nicht die andere Entscheidung besser gewesen wäre. Im echten Leben beginnt dann das Gedankenkarusell, das sich gepaart mit Druck und Angst so richtig unangenehm anfühlen und sogar zur Erschöpfung führen kann.

 Mein Appell: Sei nachsichtig und nett zu Dir selbst, zu Deinem besten Freund wärst Du es ja auch. Unterschiedliche Entscheidungen führen in unterschiedliche Richtungen. Die Beurteilung “richtig” oder “falsch” entspricht einem leistungsorientierten Ansatz und trägt sehr viel Wertung in sich. Vertrauen ins Leben und Akzeptanz sich selbst gegenüber sollten meiner Meinung nach in jeden guten Lebenswerzeugkoffer vorhanden sein.

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 Danke, liebe Lea!
HIER LANG GEHT˚S ZU LEAS COACHING.

24 Kommentare

  1. Anna

    Ich habe noch nie einen Artikel gelesen bei dem wirklich jedes Wort so sehr ins blaue getroffen hat wie dieser. DANKE!
    Und ps: auf deine zweifelnden Fragen hin kann ich vllt den Denkanstoß geben, dass dauerhaft „glücklich sein“ eventuell gar kein idealer Zustand ist. Denn Glück nimmt man doch auch nur als so schönes glück wahr, weil es gerade nichts dauerhaftes ist. Dauerhaft zufrieden sein hab ich mir jetzt mal als Ziel gesetzt.

    Liebste Grüße und nochmal dankedanke!

    Antworten
    1. Anni Jane Artikelautorin

      Liebe Anna,
      danke auch für deinen wunderbaren Denkanstoß, du hast vollkommen Recht. Immer glücklich sein wäre ja auch langweilig.
      Liebst,
      Anni-Jane

      Antworten
  2. Corinna

    Dies ist der spannendste Blogartikel, den ich seit langer Zeit lese, ich muss ihn direkt noch ein zweites Mal lesen. Danke für Deine Inspiration Lea und die vielen guten Worte.

    Antworten
  3. Josephine

    vielen Dank für dieses Interview, hat mir gerade den Tag verschönert! Falls du der guten Dame nocheinmal begnest, würdest du sie nach Buchtipps bzw Videos zu dem Thema fragen?

    Antworten
    1. Anni Jane Artikelautorin

      Liebe Josephine,
      die Buchtipps sind quasi auf dem Weg zu uns und müssen nur noch in meinem Postfach landen, bevor ich sie direkt hier einfüge.
      Liebst,
      Anni

      Antworten
      1. Anni Jane Artikelautorin

        Liebe Josephine,
        hier ein paar Buchempfehlungen von der lieben Lea. Ich hoffe es ist etwas dabei für dich.
        Helen Fisher: Why We Love: The Nature and Chemistry of Romantic Love
        Brené Brown: The Power of Vulnerability: Teachings of Authenticity, Connection, and Courage
        Barry Schwartz: The Paradox of Choice: Why More Is Less
        Barry Schwartz: Anleitung zur Unzufriedenheit: Warum weniger glücklicher macht
        Dr. Petra Bock: Mindfuck Love
        Liebst,
        Anni

        Antworten
  4. Anja

    Wow, danke für dieses wahnsinnig tolle Interview! Ich kann mich in so vielen Dingen, die sie sagt, wiederfinden! Nach Studium und PR-Jobs einfach selbstständig werden und sein eigenes Ding durchziehen! Das ist auch sowas von mein Lebenstraum. Ganz großen Respekt! 🙂

    Antworten
  5. Nina

    Toll Toll Toll!!! Gerade der Absatz zur Liebe… Buchtipps von ihr fänd ich übrigens auch prima und interessant. Volt kannst du da wirklich noch mal nachfragen?

    Antworten
    1. Anni Jane Artikelautorin

      Liebe Nina,
      Buchtipps wandern gerade von Lea Richtung This is Jane Wayne und werden ganz bald hier gepostet. <3
      Liebst,
      Anni

      Antworten
      1. Anni Jane Artikelautorin

        Liebe Nina,
        auch für dich hier ein paar Buchempfehlungen von der lieben Lea. Ich hoffe es ist etwas dabei für dich. Berichte doch mal! 😉
        Helen Fisher: Why We Love: The Nature and Chemistry of Romantic Love
        Brené Brown: The Power of Vulnerability: Teachings of Authenticity, Connection, and Courage
        Barry Schwartz: The Paradox of Choice: Why More Is Less
        Barry Schwartz: Anleitung zur Unzufriedenheit: Warum weniger glücklicher macht
        Dr. Petra Bock: Mindfuck Love
        Liebst,
        Anni

        Antworten
        1. Alina

          Unbedingt das hier lesen! Hab’s geschenkt bekommen und war vorher gar kein Fan von Coaching Büchern, aber muss sagen: das war das erste Buch zu dem Thema, was locker flockig, witzig und gut geschrieben ist, aber die Sachen einfach voll auf den Punkt bringt und mir echt was gebracht hat, Gewohnheiten (rauchen hallo!) und gewohnte Denkstrukturen zu verändern:
          http://www.amazon.de/So-schaffe-ich-alles-wird/dp/387159251X

          Antworten
  6. Patrizia

    Ich habe noch nie einen Artikel gelesen bei dem wirklich jedes Wort so sehr ins blaue getroffen hat wie dieser. DANKE! Und ps: auf deine zweifelnden Fragen hin kann ich mich nur an den Freud Text den ich einmal für die Uni lesen musste. In dem stand sinngemäß, dass der Mensch sein Glück nur durch das Vorhandensein des Unglücks erkennen kann 🙂

    http://www.thesmallnoble.blogspot.de

    Antworten
  7. Merle

    Sehr schönes und interessantes Interview und eine sehr kluge Frau! Trotz allem tue ich mich mit Coaching an sich schwer. Es gibt doch schon Psychoherapie und Beratung und dort die verschiedensten Richtungen – wozu braucht es nun noch Coaching?

    Antworten
  8. Merle

    …ich habe da oft das Gefühl, dass der Begriff Coaching auch verwendet wird, weil er nicht so sehr nach „echten Problemen“ klingt, wie es bei Therapie und Beratung der Fall ist. Das ist schade, denn es geht ja gerade auch darum zu seinen Schwächen und Schwierigkeiten zu stehen. Und zumindest ich assoziiere damit mehr eine Unterstützung, um noch effektiver und leistungsstärker zu werden. Vielleicht ist das falsch, aber die Nähe zur unternehmerischen Beratung und Führungskräfteberatung legt diese Assoziation schon sehr nahe.

    Damit möchte ich aber nicht die überaus klugen Worte der Interviewten schlecht machen, das sind nur meine Gedanken zum Thema Coaching an sich.

    Antworten
  9. Monika und Willi Sommer

    Liebe Lea !
    Wir verfolgen nun, auch dank Papa Manfreds Infos, Deinen Aufsteigenden Weg über mehrere Jahre und sind begeistert über die Konsequenz in der Verfolgung Deiner Ziele. Das Interview ist sehr informativ und sollte Dir viele Aufträge bringen.
    Vielleicht gibt’s wieder einmal eine Gelegenheit zum Zusammentreffen in Berlin.
    Bis dahin Alles Gute von Monika und Willi
    aus Klagenfurt am Wörthersee

    Antworten
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