Die Grenzen zwischen aufgebrezelt und tussig sind offensichtlich ebenso fließend wie jene zwischen ombre und billig. Ein Instagram Post meines in Peroxid getunkten Haars samt obigem Outfit trat jedenfalls wieder eine dieser Diskussionen los, bei denen man zuweilen ins rätseln gerät. Ich konnte der ehrlichen Kommentatorin, die meine Frisur als wenig stilvoll einstufte (bloß mit anderen Worten), nicht einmal böse sein. Ist ja alles Geschmacksache und, so realistisch muss man schon sein, von einer betörenden Eleganz wie Amal Clooney sie an den Tag legt, bin ich in ungefähr 100% aller Fälle meterweit entfernt. Die Frage ist bloß: Will man überhaupt stets stilvoll wirken? Oder ist Spaß wichtiger? Ich plädiere für Zweiteres, in vollem Bewusstsein darüber, dass ein knatschenger Lederrock zu blondierten Spitzen wenig Kaffeeklatsch-geeignet ist. Musste er am Wochenende aber auch gar nicht, es ging nämlich zum Mädchenumtrunk in trautem Kreise irgendwo in Neukölln.
Was dann das Outfit soll, fragt ihr euch jetzt zu Recht. Weil niemand von uns in der letzten Zeit dazu kam, sich mal so richtig aufzubrezeln für die Welt da draußen, beschlossen wir in einem spontanen Anflug von Kindsköpfigkeit, ganz einfach so zu tun, als gäbe es einen besonderen Anlass. Als säßen wir an irgendeiner vornehm-schlüpfrigen Hotelbar, statt auf den zerpflückten Sofas unserer Lieblingkneipe. Wir waren übrigens die Einzigen, die den Sinn dahinter verstanden. Der Rest der Anwesenden schielte nur skeptisch zu uns rüber und wartete auf das unangenehme Giggeln fünfer Sex-and-the-City-Fans – vergebens. Kleider machen bekanntlich zwar Leute, aber noch mehr Vorurteile. Ihr wisst schon: Je höher die Absätze, desto kürzer die Hauptsätze. Immerhin waren meine nur drei Zentimeter hoch:
Tutti Frutti Top: thanks to Ganni // Lederrock: thanks to Ganni //
Schuhe: & other stories // Clutch: Oma