Ich war schon ein paar Mal in New York, meist in Manhattan, jedes Mal war ich sprachlos, auch ein bisschen verliebt, aber am Ende hat mich die Stadt verschluckt, war mir zu groß, zu schnell und voll. Menschen wie Ameisen, die für hohe Mieten an noch höheren Gebäuden vorbei jagen, glänzende Aktentaschen, die bei jedem Schritt an gehetzte Knie schlagen, das Summen von Klimaanlagen und klagende Blauchlichtsirenen. Wenn dann irgendwann Regen fällt und am Straßenrand jemand im schwarzen Smoking Ray Charles auf dem Saxophon bläst, ist es, als müsse New York selbst kurz innehalten, atmen, von vorn beginnen. Dann legt sich Hollywood mit all seinen Leinwandbildern wie eine dieser schimmernden Rettungsdecken über den schwitzenden Asphalt, als wolle sie sagen: Ist ja gut, du hast deinen Zauber nicht verloren, das hier bist du, das ist New York fucking City. Zeit, die Skyline von der anderen Seite des East Rivers zu betrachten, am besten bei Nacht, damit die Liebe nicht vergeht. Hallo Brooklyn, du hast unsere Beziehung gerettet.
Kent Avenue 475, Williamsburg. Die ehemalige jüdische Mazza-Fabrik mit ihren zehn Etagen und den großen alten Fenstern, liegt nur ein paar Gehminuten von der Anlegestation der East River Ferry entfernt. Der Aufzug bringt uns knatternd in den achten Stock, auf dem Klingelschild ist in verblassten Buchstaben Bianca Cassady zu lesen. Die Tür zum Loft ist schwer, dahinter wartet der Garten Eden, vollgestopft mit Mitbringseln aus der ganzen Welt, eine Feder schlängelt sich an einem Faden von der meterhohen Decke, es riecht nach Myrre und vor uns steht Bryn, die neue Mieterin, in ihrem Leinenkleid und nackten Füßen, die uns mit „Hi Lovers!“ und drei Gin Tonic begrüßt. Das ist er also, der „Palace in the Sky„.
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Bianca Cassady – der Name sagt mir irgendwas, ich gehe an Bildbänden vorbei, „Full Moon“ zum Beispiel, auf dem Nachttisch liegt „Just Kids“, überall bunt gewebte Decken, getrocknete Blumen und Salzkristalle. An den rohen Wänden entdecke ich handgeschriebene Skizzen und Drehbücher, wirre Zeichnungen, dann Liedtexte. Bianca ist Cocorosie. Sie hat uns einen Regenbogen aus Wasserfarbe da gelassen, „Lost Girls“ steht darüber geschrieben. Im Hintergrund läuft eines der Endlos-Mixtapes von Chances with Wolves, ein bisschen Früher, Jazz und Psychedelic. Der Soundtrack zu sieben Tagen Brooklyn mit Rooftop und Gemüsegarten.
Wer hier bleibt, muss damit rechnen, sich irgendwann im Blumenkleid auf einem alten Sessel wiederzufinden, ohne Laptop, dafür aber mit Stift und Papier. Was will ich, wer bin ich – man stellt sich Fragen, während man den Himmel dabei beobachtet, wie er langsam zur Nacht wird, in der Küche findet man Kräuter und Agavensirup, die Zeit dreht sich langsam, aus der Dusche sickern zaghaft ein paar Wassertropfen.
Statt atemlos die Stadt zu erkunden, bleibt man manchmal einfach hier, in der Wohnung oder auf dem Dach. Man lernt die Nachbarn kennen, Künstler, Architekten, Musiker. Und irgendwann vergisst man, dass man bloß zu Besuch sein darf. #Belongeverywhere gibt Airbnb uns mit auf den Weg – ich weiß jetzt, was das heißt und komme zurück. Am liebsten gleich morgen.
Hier wohnen: PALACE IN THE SKY.
Ausstattung: Drei Doppelbetten, Küche, Bad, Zugang zum Rooftop.
Danke für sieben Tage im Himmel, Airbnb!
Brooklyn, you suck glow in the dark.
FOTOS: BENJAMIN MARKSTEIN
INSTAGRAM-BILDER: NIKEJANE & EEAZYP