Es ist eigentlich noch ein bisschen zu früh für Weihnachtsgeplänkel, ich weiß, aber die Marketingmaschine dreht sich jedes Mal schneller als man überhaupt das Eintreffen der Schokoweihnachtsmänner im spätsommerlichen Supermarkt fassen kann, die Modebranche tickt sowieso ein bisschen schneller und anders als der Rest der Welt und ich sitze manchmal mitten drin und frage mich, wann sämtliche Designer dieser Erde wohl die weiße Fahne hissen, zurück zum Zwei-Sainson-Modell kehren und durchatmen werden. Womöglich nie, das mag sein und im Fall von ASOS lege ich sogar meine Hand dafür ins Feuer. Man könnte ja durchaus meinen, in den heiligen Hallen des High Street Gigantes ginge es zu wie im Taubenschlag, das tut es auch, aber glücklicherweise wie in einem sehr friedlichen, glückseligen mit Sugarbabes-Soundtrack oben drauf.
Während unserer minikurzen Pressereise gen Headquarter mitten in London, durften Katja und ich einen, natürlich, superschnellen Blick hinter die Kulissen und auf die kommende XMAS 2015 „Black“ Kollektion werfen. An dieser Stelle sei vorab eins gesagt: Ich liebe die Briten für ihren Mut zum Üppigen, da werden die Feste in Prunk und Pailletten gefeiert. Nicht alles passt in unseren feierlich-zurückhaltenen deutschen Schnarchkleiderschrank, aber vieles. Und eventuell sollten wir uns sogar eine Scheibe vom Aufbrezel-Glück abschneiden – ich jedenfalls habe mein Herz an einen Bibo-Gedächtnismantel verloren.
Aber zurück zum Anfang. Am Morgen vor dem Abflug wollte ich meine Kollegin Katja gerade noch für überorganisiert halten und mich selbst in lässiger Tranfunzeligkeit baden, als mich eine SMS mit den Worten „In 29 Minuten mache ich mich auf den Weg“ erreichte, in diesem Moment saß ich nämlich noch im Schlafanzug und ohne gepackten Koffer vor dem Bildschirm. Kurze Schockstarre, dann Katzenwäsche und ein Jutebeutel mit frischen Socken als Handgepäck, schnell ab ins Taxi mit Käsebrot – ich hatte nämlich Abflug und Ankunft vertauscht. Danke, Katja. Das war kurz vor knapp.
Vom Flughafen aus ging es direkt zum ASOS Headquarter, das uns mit zwei gigantischen Katzen-Statuen vor der Eingangshalle begrüßte. Geschmacksache, aber durchaus eindrucksvoll. Währenddessen warteten zwei Zimmer im ACE Hotel auf uns, auch Hipsterhausen genannt, weil selbst der Portier College-Jacke trägt. Ich habe daran wirklich nichts auszusetzen, scheint immerhin gemütlicher zu sein als ein steifer Anzug. Das Interieur ist auch nicht von schlechten Eltern, ein bisschen Wohnzimmer-Atmosphäre kam mir am Abend jedenfalls sehr gelegen, entgegen aller Erwartungen gibt es für mich nämlich durchaus erquickenderes als einsame Nächte in fremden Hotelbetten.
Im Showroom dann das „ASOS BLACK“ Glitzererwachen. Irgendwo zwischen den Swinging Twenties und The Great Gatsby, einer Portion 30er mit viel Pailletten-Blingbling verziert, wie ihn vermutlich auch Greta Garbo gemocht hätte, und einem Zeitsprung hin zu den opulenten 80ern mit Schulterfransen-Aufsätzen, fand Katja die Kuh ihrer Träume:
Außerdem in petto: Ein Saint Laurent’sches Lurexkleid, stattliche Mäntel (zum Beispiel in Jagdgrün), Strick à la Céline, hier und da etwas Boho, Fake Für in allen Farben und Mustern, aber vor allem auch durchaus alltagstaugliche Hingucker. Es dauert nicht mehr lang, bis sämtliche Stücke der Black Collection online verfügbar sind, ein paar sind sogar jetzt schon erhältlich. Wir machen aber nochmal piep.
Was mich persönlich am meisten berührt hat, war die Liebe der vier Chefdesignerinnen zu ihren entworfenen Stücken. Jedes einzelne wurde behutsam von der Stange genommen und erklärt, mal war etwas für das jüngere Publikum dabei, mal für das gediegenere, aber immer war da ein Leuchten in den Augen und auch Stolz, so als wäre jedes Kleid in kleiner Welpe, der noch ein passendes, liebevolles Zuhause sucht:
Der Lieblingsschuh des Quartetts: Pompom!
Was ich an ASOS mag: Alle Produktionsstätten werden regelmäßig kontrolliert (das sagen sie alle, aber so weit ich es beurteilen kann, ist hier wirklich was dran, Transparenz wird nämlich ausnahmsweise groß geschrieben). Stichwort: ‘Fashion with Integrity’ – „It sums up our approach to business. For ASOS, Fashion with Integrity means managing all aspects of our brand transparently so that our customers can enjoy their fashion in the knowledge that they are not harming people, animals or the environment.“ Das reicht natürlich längst nicht aus, aber ein Anfang ist gemacht. Auf Leder, Federn, Mohair und Angora wird für die Eigenmarke zum Beispiel gänzlich verzichtet. Wer zudem mehr über die Africa-Collection, dessen Erlös komplett den Arbeiterinnen vor Ort zugute kommt, oder die ASOS Foundation lesen mag, der darf jetzt hier vorbei schauen.
So begrüßt man in London übrigens Nick, den CEO:
Und so sieht es hinter den Kulissen aus:
Zu den Fakten:
Das Text-Team schreibt über 3500 Produkbeschreibungen pro Woche.
Über 14000 Bilder werden pro Woche vom Retouching-Team bearbeitet.
Das Catwalk-Team nimmt bis zu 500 Videos am Tag auf.
Hinzu kommen 2000 Product Shots und 360 Filme für Accessoires.
900 Brands werden jedes Jahr gelistet.
Über 100 Models arbeiten regelmäßig für ASOS (so hat übrigens auch Cara Delevingne angefangen).
Pro Woche schneien um die 4000 Samples beim Sales-Team ein, die es zu begutachten und selektieren gilt.
Das klingt viel und ist viel. Ih ziehe meinen Hut vor diesem Workload, wirklich wahr.
Nach der Stippvisite im HQ ging es kurz zum Hotel und dann ins Restaurant „Bistroteque„:
Danke für die Einladung, Team Asos, Jasmine & Christine!
Und bis hoffentlich ganz bald.