Kolumne //
Keine Angst vor Konsequenz

konsequenz-essay-julia koch-this is jane wayneIch bin Veganerin und kaufe so oft wie möglich fair Produziertes und Umweltfreundliches. Bin ich deshalb ein besserer Mensch? Nein, ich bin vielleicht ein konsequenterer Mensch. Vielleicht als kleinen Aufatmer, für all diejenigen, die denken, es kommt jetzt ein Oberlehrervortrag über die Wichtigkeit von To-do-Zetteln (diese liebe ich im Übrigen sehr) oder wie viel Zeit vom Tag noch übrig ist, wenn man früh aufsteht (it’s true, though): Für mich geht es bei Konsequenz vor allem um Gleichgewicht und Zufriedenheit.

Was man tun muss, ist die Sorge abzulegen, dass Konsequenz bedeutet, alles richtig zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe Konsequenz mit Perfektion verwechselt und bin ganz schön unglücklich darüber geworden. Heute weiß ich es besser, versuche nicht mehr 100 Prozent sein zu müssen und bin konsequenter als jemals zuvor.

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Ich gestalte mein Leben wahrscheinlich rücksichtsvoller und ethischer als viele andere Menschen. Ich gehe nicht in den Zoo, ich kaufe nichts mit Wolle, Leder, Seide, Horn, Muschel oder Pelz (auch nicht Second Hand), ich esse keinerlei tierische Produkte, ich kaufe nur bei großen Modehäusern, wenn ich das Gefühl habe, dass deren nachhaltigen Bemühungen wenigstens halbwegs ernst gemeint sind, „Made in Bangladesh“ oder Vergleichbares trage ich am liebsten gar nicht oder nur in „fair“, ich kaufe bio und wenn möglich auch lokal und ich konsumiere in Maßen. Ich missioniere nicht, betone aber, wenn gefragt, meine Meinung zu oben genannten Themen. Ich bin bei Tierschutz- und Umweltorganisationen Mitglied, ich bin Herausgeberin eines Magazins, das sich mit den schönen Seiten des veganen und nachhaltigen Lebens beschäftigt. Für mich ist das alles eine Art Aktivismus und ein großer Teil meines Lebens.

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Warum ich das mache? Herkömmliche Wege zu konsumieren und auf diesem Planeten zu existieren, haben mich unglücklich gemacht. Ich habe eine Last auf mir gespürt, eine Art Schuldgefühl, da ich spätestens in der Oberstufe verstanden habe: Die Nachfrage bestimmt das Angebot und nicht andersrum. Produkte und Dienstleistungen, die unschöne Entstehungsgeschichten haben, werden so lange angeboten, bis sie niemand mehr in Anspruch nimmt oder kauft. Ich wollte diese Systeme mit meinem Kaufverhalten nicht mehr unterstützen. Zuerst habe ich Biolebensmittel gekauft, dann nachhaltige Kleidung und schließlich wurde ich Veganerin. Ich war immer der 0-oder-1-Typ, schwarz oder weiß, ganz oder gar nicht. Lange Zeit war für mich Konsequenz gleichbedeutend mit Perfektion und ich wollte alles sofort und zu 100 Prozent umsetzen.

Ich habe meine Lieblingspullover nicht mehr getragen und viel Geld für ethische Kleidung ausgegeben, in der ich mich aber nicht immer wohlgefühlt habe. Ich bin in drei Supermärkte geradelt, um einen bestimmten Biosalat zu kaufen. Ich habe Schuhe getragen, die manchmal weder schön noch bequem waren, dafür aber ohne tierischen Kleber und in Europa hergestellt. Ich habe nicht mehr gebadet, weil das zu viel Wasser verbraucht. Ich habe keine Kerzen mehr in der Wohnung gehabt, weil ich keine ohne Palmöl gefunden habe. Ich hatte zwei Ledertaschen, von denen ich eine verkauft und die andere verschenkt habe. Ich habe mir PETA Videos angeschaut und jedes Mal geweint. Versteht mich nicht falsch:

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Alles was ich aufgezählt habe, sind theoretisch gute, ja vielleicht sogar die richtigen, Entscheidungen. Aber für mich waren es Entscheidungen, die ich nicht selber getroffen habe und von denen ich nicht wirklich überzeugt war, sondern die ich getroffen habe, weil ich dachte, dass es die 100prozentig richtigen Entscheidungen sind, das man es so und nicht anders machen darf. Ich wollte alles richtig machen und mit einem utopischen Ideal mithalten, von dem ich nicht mal glaube, dass es überhaupt jemand erfüllt. Es war fast so, dass ich mich schlechter gefühlt habe als zu der Zeit, als ich alles einfach so ohne nachzudenken konsumiert habe. Etwas richtig machen zu wollen und das Richtige zu tun, sind eben manchmal zwei verschiedene Sachen.

Heute weiß ich das und lasse mich nicht mehr davon beirren, was man zum Beispiel als Veganer angeblich „darf“ und was nicht. Wann man von fair sprechen darf und wann nicht. Ob Konsum nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist. Ob ich mir neue Bettwäsche kaufen oder das Geld lieber spenden sollte. Und ob ich bei H&M Conscious einkaufen darf, weil viele ganzheitlich nachhaltigen Labels keine Produkte anbieten, die mir richtig gut gefallen. Ich schalte die Stimmen in meinem Kopf jetzt aus und versuche zunächst von der Entscheidung auszugehen, die für die Umwelt, die Tiere und meine Mitmenschen das Beste wäre. Fühle ich mich mit dieser Entscheidung wohl und trägt sie dazu bei, dass es mir gleich gut oder besser geht?

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Das wäre der Idealfall, und tritt er ein, freue ich mir ein Loch in den Bauch und mache dann genau das. Was aber, wenn es gerade keine 100% veganen und nachhaltigen Schuhe gibt, in denen ich mich wohlfühlen kann? Wenn der nachhaltige Strickpullover so geschnitten ist, dass er den Geschmack der vermeintlich breiten Masse trifft, aber gerade eben nicht zu mir passt? Was, wenn der pflanzliche Biopudding einen leichten Graustich hat und pappig schmeckt, mich vom Regal gegenüber aber der vegane Pudding mit Konservierungsstoffen und aus chemisch gedüngten Soja anlacht? Wenn man reist und es so spät ist, dass nur noch Schnellrestaurants offen haben? Dann, ja dann verzweifele ich nicht mehr, sondern wähle eben die Alternative, die am zweitoptimalsten ist. Ich kaufe Schuhe aus Kunstleder, von denen ich so sicher wie möglich bin, dass sie nicht mit tierischem Kleber gefertigt wurden, von denen ich aber auch weiß, dass sie weder nachhaltig noch fair sind, bei Kleiderkreisel oder Second Hand. Ich kaufe einen Strickpullover aus der Conscious Collection von H&M und nehme den veganen Nichtbiopudding. Am Flughafen esse ich auch mal Pommes bei McDonalds und nein, ich reise nicht nur mit Zug und Bus.

Ich habe Freunde, die nicht vegan sind und für die Nachhaltigkeit ein Fremdwort ist. Das finde ich nicht gerade großartig, aber natürlich bin ich trotzdem mit ihnen befreundet. Ich hatte ein Fairphone und habe jetzt wieder ein iPhone. Und ich glaube, dass ich heute trotzdem konsequenter bin, als ich es jemals war.

Das etwas bedrohliche Wort Konsequenz mag den ein oder anderen an elterlich verhängten Hausarrest oder Nachsitzen erinnern. Im eigentliche Sinne ist Konsequenz aber etwas wunderbares, ja gar romantisches: Es bedeutet Unbeirrbarkeit. Sich nicht beirren lassen, ist für mich ein Ausdruck von Stärke, von Emanzipation, von Unabhängigkeit und Selbstvertrauen. Es geht dabei um Gleichgewicht und den direkten Weg zu einem Zustand, der wertvoller ist als Glück und Freude: Zufriedenheit. Echte Zufriedenheit ist vielleicht das höchste Gut, was man in einer westlichen Gesellschaft wie unserer erlangen kann. Zufriedenheit kann man sich nicht kaufen, sie ist unbezahlbar. Ich habe für mehr Zufriedenheit lernen müssen, die Angst vor vermeintlicher Inkonsequenz abzulegen. Denn wie fälschlicherweise irgendwie in unsere Gehirne gebrannt, muss man nicht alles richtig machen, um konsequent zu sein. Ganz im Gegenteil.

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Ich habe keine Angst mehr, etwas nicht gut genug zu machen, wenn es ins große Bild passt. Ich mache so viel ich kann, ohne mich oder mein Leben aufzugeben, denn dann bin ich in Nullkommanichts an einem Punkt, an dem ich keine Motivation, keine Freude und keine Energie mehr habe, um mich kontinuierlich zu bewegen und zu entwickeln. Außerdem habe ich beschlossen, Konsequenz und Unbeirrbarkeit unmittelbar mit positivem Verhalten und Entscheidungen zu assoziieren. Konsequent das objektiv Falsche zu tun, ist in meinen Augen nicht mehr und nicht weniger als Ignoranz. Nichts hat mir mehr Stabilität, Rückhalt und Lebensfreude gebracht, als konsequent zu sein und dem zu folgen, was ich ganz tief in mir drin für richtig und erstrebenswert erachte: anderen Lebewesen und dem Planeten auf dem ich leben darf, so wenig wie möglich zu schaden, sie zu ehren und zu respektieren. Denn Zufriedenheit ist ein viel schöneres Gefühl als Selbstgerechtigkeit.

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25 Kommentare

  1. Lena

    Toller Artikel! Ich glaube, darüber denken viele nach… ich auch. Und auch ich dachte mal, dass „ganz oder gar nicht“ der Weg ist. Ist er aber nicht, zumindest nicht für mich. das muss aber jeder selbst entscheiden. Ich achte darauf, habe in einigen punkten eine ganz klare Linie, was mir nicht in die tüte oder in den Schrank kommt, bei anderen bin ich lockerer. Aber so fühlt es sich für mich gut und richtig an, und das ist glaube ich das wichtigste.

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  2. anvic

    Man bemerkt deine Stärke in deinem Text. Klar, unverblümt, strukturiert und/aber zugleich passioniert. Deinen Schreibstil und deine Denke finde ich super und kann vieles für mich unterstreichen!

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  3. Jana

    Danke! Sehr langer, aber toller Text! Ich konsumiere tierische Produkte. Wenig und so weit wie möglich bio und regional. Ich kaufe fast ausschließlich fair hergestellte Kleidung. Und am liebsten auch da möglichst wenig. Dass ich in dem Sinne konsequenter „fair“ als „vegan“ lebe, ist eine persönliche Entscheidung. Weil ich mich nicht in allen Bereichen einschränken will und dort Prioritäten setze, wo es mir besonders am Herzen liegt. Und das kann man jetzt schlimm finden, aber das sind in meinem Fall nicht die Tiere. Das Wichtige ist doch: ich mache mir Gedanken. Und ich mache lieber ein bisschen was, als nichts. Sprüche wie „Kein …, aber … – das ist doch total inkonsequent! Da kann man es ja gleich lassen!“ (für die Punkte lässt sich jetzt alles mögliche einsetzen, der Klassiker ist wohl Fleisch essen – Lederschuhe tragen) hat wohl jeder schon mal gehört, der sich mit dem Thema beschäftigt hat. Aber warum müssen es entweder 100 oder 0% sein? Und warum sehen so viele 0% als die Lösung der Wahl an? Das will mir einfach nicht in den Kopf gehen! Wenn ich nur 50% schaffe, ist das doch immerhin besser als 0%! In dem Sinne bin ich also für weniger Konsequenz. Aber ich glaube, so war der Artikel auch gemeint. Also konsequent das machen, was man meint, nicht was andere für konsequent halten!

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    1. Jana

      Ich muss aber doch noch eine Einschränkung hinzufügen. Bei manchen Sachen finde ich das „Ganz-oder-gar-nicht“-Prinzip dann doch besser: greenwashing. Also Produkte, die als nachhaltig verkauft werden, es aber im Grunde nicht so richtig sind. Weil es schon im Artiekl erwähnt wird: ich würde dazu auch H&M conscious zählen. Okay, wenn der „richtige“ öko-pulli mal nicht in frage kommt, aber ein pulli her muss. Aber nicht um mit reinem Gewissen weiter bedenkenlos viel billiges (und entsprechend produziertes) Zeug zu konsumieren. Einen meiner Meinung nach ziemlich guten Artikel darüber gibt es hier: http://www.huffingtonpost.com/shannon-whitehead/hms-conscious-collection-_b_7107964.html

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    2. Bina

      Man ist in diesem Falle ja nicht nur für sich und die eigene Zufriedenheit konsequent, sondern weil man etwas erkannt hat – und das ist hier nun mal, so wenig Schaden wie möglich anzurichten.

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  4. Michaela

    Wow, ganz toller Artikel!!
    Du beschreibst so gut wie auch ich mich in meiner Anfangszeit als Veganerin gefühlt habe. Ich konnte erst glücklich und wirklich vegan leben, als ich mich von meinem Perfektionszwang befreit habe. Ab einem bestimmten Punkt konnte ich kaum noch Gerichte kochen für welche mehr als drei Zutaten notwendig waren, da die Beschaffung schon so kompliziert war. Dort ist es nicht bio, da ist es nicht palmölfrei, hier gibt es nur ein Produkt von einem bösen Lebensmittelkonzern, usw. Im Endeffekt investiert man eine Menge Zeit und Geld und trotzdem fühlt man sich nicht hundertprozentig zufrieden. Und das soziale Umfeld ist auch irgendwann komplett genervt. Mittlerweile habe ich meinen Weg gefunden und meine persönlichen Grenzen abgesteckt. Rechtfertigen muss man sich dafür natürlich trotzdem immer mal wieder, aber damit kann ich gut leben 😉

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  5. Leo

    Boah, ganz viel <3<3<3 für diesen Text!
    Ich hab mich so wiedererkannt.
    Du hast Dinge in Worte gepackt, die ich schon so ähnlich gedacht aber nicht formuliert habe, und das sehr schön, danke!

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  6. Sybille

    Schöner Text, mit schönem Inhalt. Danke dafür. Es ist dir sehr gut gelungen, wie du auch die Probleme, die mit dieser Lebensphilosophie einhergehen, benennst und beschreibst. Und ich mag die Art, wie du damit umgehst.
    Auch ein dickes Dankeschön an die Janes, dass ihr Julia in euer Team mitaufgenommen habt. Die Themen tierproduktfrei/vegan und Nachhaltigkeit liegen mir sehr am Herzen. Ich persönlich finde es megagut, dass sie auf eurem Blog einen Platz finden und berücksichtigt werden. <3

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  7. Sabine

    Toller Text, tolle Gedanken!

    Was mir auffällt… Ich erinnere mich gerade dunkel an einen Artikel von Nike, in dem sie sinngemäß thematisierte, wie nervig häufig diese Leute seien, die im Cafe ihren Kaffee mit Sojamilch statt richtiger Milch bestellen und nicht einfach mal ein stinknormales Käsebrot essen… War ziemlich was los an Kommentaren und es schien so als müsse man sich rechtfertigen, dass man bewusst auf Milchprodukte oder allgemein Tierprodukte verzichtet und dann eben nervigerweise einen Latte Macchiato mit Soja- statt normaler Milch bestellt…

    Und jetzt ist eine solche Person selbst Teil des Teams ;-). Ich find’s gut.

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  8. Nina

    Wunderbarer Artikel der mir aus dem Herzen spricht. Ich werde als Geographie-Lehrerin das Thema Nachhaltigkeit unterrichten und vermitteln und genau diese Einstellung – bewusst kleine „richtige“ und manchmal auch nur „halbrichtige“ Konsumentscheidungen zu treffen- ist das an was ich glaube und was am Ende den großen Unterschied machen wird.

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  9. Nina

    Gleich der Begeisterung hinterher: ich würde mir so sehr mal einen ausführlichen Bericht zu tierversuchsfreien, veganen und (!) guten Kosmetikprodukten wünschen. Das wäre ganz, ganz toll 🙂

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  10. Lisa

    Danke für den Artikel! Mir ging es lange Zeit (und immer mal wieder) ähnlich. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles perfekt umsetzen muss. Aber das hat mich sehr gestresst und unglücklich gemacht. Obwohl ich doch eigentlich so viel nachhaltiger eingekauft habe. Jetzt versuche ich, alles so gut wie möglich zu schaffen. Wenn es aber einmal nicht möglich ist oder es mir mit einer Entscheidung schlecht geht, dann greife ich eben auch mal zu einem Produkt, das nicht ganz 100%ig meiner Einstellung entspricht. Damit geht es mir besser und ich kaufe immer noch besser ein als zuvor. Bei ein paar Dingen bleibe ich streng, aber ich setze jetzt mehr Prioritäten.

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  11. Bina

    Was für ein großartiger Artikel. Ich denke, dass sich viele, die sich auch tagtäglich bemühen, fair, vegan und nachhaltig zu leben hier echt verstanden fühlen. Es ist nicht immer alles zu 101% richtig, aber vielleicht zu 99% oder 95% und der Weg dahin ist ja auch ein kleines Etappenziel. Ich denke aber, dass du besonders diejenigen ansprichst, die vielleicht gerne mehr in diese Richtung gehen möchten, aber befürchten, nicht immer 100% konsequent sein zu können. Für mich ist es auch konsequent, wenn man sich trotz Rückschlägen von seinem Ziel nicht abbringen lässt. Ich bin jedenfalls schwer begeistert von deinen Worten.
    Liebst, Bina

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  12. Pingback: STRYLINKS #68 - stryleTZ

  13. Marie

    Da ich mir selbst ein Fairphone zulegen wollte, würde ich super gerne wissen, wieso du stattdessen nun wieder ein iPhone hast.

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    1. Julia Jane Artikelautorin

      Hallo Marie,
      ich hatte das Fairphone First Edition Second Batch für 310 Euro knapp ein Jahr und habe es danach verkauft.
      Da ich auch beruflich stark auf mein Smartphone angewiesen bin, gab es am Ende einfach zu viele Punkte, die mich gestört haben. Der größte Punkt war die Qualität der Kamera (die wurde für das Fairphone 2 jetzt aber verbessert): viel zu viel Rauschen und keine ausreichende Auflösung für Retinadisplays. Dann ist es bei Android ja so, dass du dir aus ganz vielen Themes das aussuchen kannst, was dir am besten gefällt – oder du nimmst das vorinstallierte Theme von Fairphone (was ich empfehlen würde, aber damals selber nicht gemacht habe). Nach jedem Update waren die Anordnung der Apps und viele meiner Einstellungen einfach weg und ich musste alles manuell wiederherstellen, das war echt nervig. In Punkto Akkulaufzeit, Größe und Qualität der Hardware fand ich das Fairphone aber voll empfehlenswert. Jetzt im Herbst wird ja das neue Fairphone ausgeliefert und soll sich in einigen Punkten verbessert haben. Ich würde an deiner Stelle ein paar Erfahrungsberichte und Einträge von Technikblogs abwarten und dann entscheiden 🙂

      Übrigens ist es so, dass das Fairphone nicht komplett fair ist und der Hersteller im Laufe der Entwicklung viele Abstriche machen musste. Da andere Hersteller wie Samsung oder Apple viel größere Stückzahlen fertigen lassen, haben sie im Prinzip mehr Einfluss auf die Produktionsbedingungen als ein verhältnismäßig kleiner Hersteller wie Fairphone. Durch dieses Druckmittel kann es von Fall zu Fall sogar sein, dass herkömmliche Hersteller in manchen Punkten fairer sind – nichtsdestotrotz zeigt Fairphone natürlich mehr Engagement und Vision als die meisten Smartphonehersteller und ich finde es super, dass es sie gibt. Sie zeigen den großen Herstellern, dass es eine Nachfrage gibt und das ist in meinen Augen ein wichtiger Beitrag. Hoffe, meine Einschätzung hat dir etwas geholfen <3

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      1. Janina

        Liebe Julia,
        ich möchte nun doch noch explizit eine Lanze für das Fairphone brechen. Ich bin eine zufriedene Fairphone-Besitzerin (1. Generation), die froh ist über eine nachhaltigere und fairere Alternative. Den Versuch eine Alternative gegenüber den großen Playern zu schaffen finde ich unterstützenswert.
        Was die Fairness der Handys angeht, kommuniziert Faiphone sehr transparent, dass es sich selbst als fairER versteht. Z.B. bezieht Fairphone lediglich zwei bzw. drei der dreißig Metalle, die in einem Handy stecken, „konfliktfrei“. Immerhin ein bzw. zwei mehr als Apple, Samsung & Co. Wenn man sich etwas mit der Thematik der Konfliktrohstoffe im Kongo und den Anrainerstaaten beschäftigt ist das eine mega Leistung (https://www.youtube.com/watch?v=wQhlLuBwOtE). Wenn es die Kleinen können, macht es mich wütend, dass die Großen nur so langsam nachziehen!

        Für mich geht es letztlich darum, zu erkennen, welchen Hebel man als Konsument hat, dass jede Nachfrage auch ein Angebot schafft und dass am Ende v.a. die eigenen Konsumgewohnheiten kritisch zu hinterfragen sind (brauche ich das wirklich? kann ich es nicht vielleicht auch gebraucht kaufen?) …Less, slower, better!

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        1. Julia Jane Artikelautorin

          Liebe Janina,

          vielen Dank für deinen Kommentar. Ich stimme dir vollkommen zu: Fairphone kommuniziert Positives und Negatives in seiner Produktionskette sehr transparent und das ist vorbildlich und einfach nur super – ich hoffe, dass das in meinem Kommentar auch so rübergekommen ist.
          Privat hätte ich das Fairphone 1 vielleicht sogar weiterhin genutzt, aber beruflich war es für mich leider absolut nicht tragbar. Deshalb hoffe ich auf noch viele kommende Fairphone-Generationen und eine stetige Verbesserung der technischen Voraussetzungen. Toll, dass du dich auch versuchst als Konsument zu engagieren, da man tatsächlich einen Unterschied machen kann. Hab einen wunderbaren Sonntag!

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  14. Bibi King

    Liebe Julia,

    vielen lieben Dank für deinen Artikel. Ich kann denn Zwiespalt verstehen, auch von den Kommentatoren. Bei mir selbst ist es so, dass ich immer mich selbst als Maßstab genommen habe. Was vielleicht auch einfacher ist, da ich in meinem Umfeld die einzige bin, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander setzt. Mir werden auch nie Maßstäbe vorgehalten und generell wird das Thema nur ganz, ganz selten diskutiert. Ich weiß nicht, ob sich einige selber den Stress machen, auf jeden Fall finde ich es gut, dass du proklamierst, dass es eben eine persönliche Entscheidung ist und mit dieser muss jeder selbst glücklich sein. Perfektion das gibt es ja gar nicht. Perfek ist eben für jeden etwas anderes. Es gibt keinen universellen Maßstab dafür. Ich finde, jeder soll es für sich entscheiden wie nachhaltig und konsequent er leben möchte.

    Ich zum Beispiel bin seit 12 Jahren Vegetarierin und kann mir nicht vorstellen vegan zu leben. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen finde ich persönlich es nicht nachhaltiger als ich jetzt lebe, zum anderen denke ich auch an meine Gesundheit. Ich verweigere mich mittlerweile bei herkömmlich produzierten Textilkonzernen einzukaufen, das bedeutet jedoch nicht, dass ich meine bisherige Kleidung aus dem Fenster werfe. Denn mit Nachhalitgkeit hat dieses Verhalten für mich nichts zu tun. Ich trage weiter meine Kleidung nur in der Zukunft werde ich Alternativen wählen (Fair Fashion oder Second-hand) und im Zweifelsfall nichts kaufen. Denn ich meine, ich habe eh genug und brauche einfach kein Ankleidezimmer. Und so hat jeder seine eigenen Überzeugungen und Maßstäbe. Ich finde es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, sonst fällt man wohlmöglich auf etwas „herein“ (weil es vermeintlich bio, vegan oder nachhaltig ist – aber andere Konsequenzen hat z.B. mehr Plastik, mehr Bezinverbrauch um es zu besorgen etc.) und ärgert sich und wird einfach nicht mehr glücklich.

    Liebe Grüße,
    Bibi
    http://happyandcity.blogspot.de/

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    1. Céline

      Du schreibst, du lebst unter anderem nicht vegan, weil du auch an deine Gesundheit denkst. Wie meinst du das genau? Mir geht es gesundheitlich viel besser, seit ich vegan lebe, weniger Heuschnupfen, Blähungen, etc. Und meine Blutwerte stimmen ;).

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