Ich mag den Beginn eines neuen Jahres. Überhaupt den Beginn von etwas Neuem. Alles auf Anfang, neue Chancen, neue Risiken und ohne Ballast neu starten. Deshalb nehme ich mir auch nichts vor, bevor das neue Jahr begonnen hat und setze mich so oder so auf keinen Fall unter Druck.
Für mich funktioniert das gut und genauso bin ich vor Jahren auch die Sache mit dem Veganismus und der Nachhaltigkeit angegangen: In meiner eigenen Geschwindigkeit und mit vielen kleinen Schritten. Hier sind 10 Tipps, mit denen auch ihr im neuen Jahr mit mehr Bewusstsein für unser Umfeld durch den Alltag stapfen könnt und ganz nebenbei noch etwas Gutes für euch tut.
Die Angst vor konsequenten Entscheidungen, kann sehr lähmend sein und sich im schlimmsten Fall wie ein fieses Kaugummi um die eigenen Motivation wickeln. Es folgt Stillstand, gepaart mit unregelmäßig aufblitzenden „Ich müsste, ich sollte, ich könnte“-Gedanken. Ein neues Jahr kann eine tolle Gelegenheit sein, einen Moment inne zu halten. Veränderung ist nicht ausschließlich disziplinierten, elitären Menschen mit zu viel Zeit und Geld vorbehalten. Veränderung hat nichts mit Bildung, Alter oder Geldbeutel zu tun, sondern mit dem Willen aufzustehen, sich zu schütteln und mal vorsichtig den klitzekleinen Zeh in neue Gewässer zu tunken. Man kann den Fuß jederzeit zurückziehen, Omas Stricksocken wieder drüber stülpen und so tun, als wäre nichts passiert.
Veränderung hat viele Facetten, sie kann radikal sein, stetig, nachhaltig oder kurzweilig, aber in jedem Fall motivierender, lehrreicher und spannender als das ewig gleiche Tröpfeln durch den Alltag. Es ist schön, sein Leben ein wenig nachhaltiger zu gestalten, glaubt mir. Es ist schön, etwas an unser Umfeld zurückzugeben, von dem wir oft einfach so und viel zu selbstverständlich profitieren. Es ist schön, gut zu sich selber zu sein. Auch wenn es nach einem Eintrag im Poesiealbum klingt:
Wer Positivität gibt, wird Positivät zurückbekommen. Und es ist gar nicht schwer, versprochen.
Ich kann förmlich den Aufschrei hören: Was ist mit Milch im Kaffee? Milch in den Cornflakes? Kuchen? Kakao oder Latte Haselnussvanilleespressochai? Und überhaupt, Fleisch ist doch viel schlimmer?
Kuhmilch gehört meiner Meinung nach zu den grausamsten Tierprodukten, die wir täglich konsumieren. Hier die Fakten:
- das Kälbchen wird nach ein bis drei Tagen der Mutterkuh weggenommen, um dann selber zur Milchkuh heranzuwachsen oder als männliches Kälbchen nach wenigen Monaten als Kalbsschnitzel auf dem Teller zu landen
- Milchkühe werden jedes Jahr künstlich geschwängert, ab einem Alter von zwei Jahren und bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr die nötige „Milchleistung“ bringen und geschlachtet werden (manchmal mit Fötus im Bauch)
- im Durchschnitt kann eine Kuh 15 Jahre alt werden, in der Industrie liegt ihre Lebenszeit bei gerade mal durchschnittlich 5 Jahren
Der Tipp:
Als Alternativen warten auf euch Sojamilch, Hanfmilch, Hafermilch, Dinkelmilch, Reismilch, Kokosmilch, Cashewmilch, Macadamiamilch, Mandelmilch und Haselnussmilch.
- eine Vielzahl dieser Sorten kann man auch selber zu Hause im Mixer herstellen
- ich empfehle immer die Bioalternative, da sie in der Regel umweltschonender hergestellt wurde und z.B. bei Sojamilch frei von Genmanipulation ist
- fürs Müsli empfehle ich Hafermilch (ich nehme die von dm oder Alnatura)
- für den Kaffee Sojamilch (ich nehme oft die aus dem Kühlregal von Alpro, leicht gezuckert und leider nicht bio, aber frei von Genmanipulation und für den Anbau wird kein Regenwald gerodet)
- für Kakao und sämtliche Getränke mit Schaum: im 1:3 Verhältnis Sojamilch (definitiv von Alpro, die schäumt wunderbar) und Hafermilch, denn die schmeckt nussig leicht
- zum Backen und kochen nehme ich immer Sojamilch, egal welche Sorte
Ich mache mir keine Illusionen: Ganze Kollektionen, die mit der Vielfalt und dem Style von H&M und Co. vergleichbar sind, sucht man im veganen, fairen und nachhaltigen Bereich leider noch immer vergebens. Ein paar tolle Einzelteile sind aber immer dabei, auch wenn sie sich nicht immer so leicht finden lassen.
Der Tipp:
Ein relativ einfacher und guter Einstieg sind aber Basics wie unifarbene T-Shirts, Longsleeves oder Leggings, die es ja mittlerweile sogar in großen Modehäusern mit wenigstens einem Anteil an Biobaumwolle gibt. Wem die Produktionsbedingungen ebenfalls Herzen liegen, der findet tolle und bezahlbare Basics bei diesen Brands und Stores (dies ist meine persönliche Auswahl, kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- DearGoods (Berlin, München und online, vegan)
- Loveco (Berlin, vegan)
- Veganista (München, vegan)
- V-Angle (tendenziell eher ausgefallen, Online-Shop Schweiz, vegan)
- Freitag (meiner Information nach sind alle Produkte vegan)
- Armedangels (häufig ist das Logo mit dem Engel außen auf dem T-Shirt Rücken in klein zu sehen, das mag nicht jeder und einige Kleidungsstücke enthalten Leder oder Wolle)
- anzüglich (besonders die dariadaria Kollektion, die 100% vegan ist)
- American Apparel (der Großteil der Kollektion ist nicht Bio, aber in den USA produziert, AA verarbeitet auch Leder, Wolle und Seide)
- Jan ’N June (ausgefallenere Schnitte, vegan)
- wunderwerk (nicht 100% vegan)
- Studio Jux (nicht 100% vegan)
Ein Monat hat bis zu 31 Tagen, an denen man mindestens drei Mal pro Tag etwas essen muss. Das sind im besten Falle 93 Mahlzeiten und eine Menge Zeit. Vier Mahlzeiten davon – nämlich eine pro Woche – rein pflanzlich zu sich zu nehmen, wird selbst in dem unwahrscheinlichen Fall einer geschmacklichen Enttäuschung mindestens eine bereichernde Erfahrung sein.
Der Tipp:
Der aus den USA stammende „Meatless Monday“ hat nicht nur den Vorteil einer einprägsamen Alliteration, sondern auch den, dass feste Termine einzuhalten wahrscheinlicher ist, als „demnächst irgendwann“ anzufangen. Pflanzliche Ernährung ist der vielen Vorurteile zum Trotz nicht zwingend teurer, dafür umweltfreundlicher und meiner Meinung nach auch gesünder (dafür gibt es aber keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis).
Jetzt bleibt noch die Frage: Ins Restaurant oder selbst kochen? Letzteres schont den Geldbeutel, bildet weiter und bietet in Kombination mit Freunden einen garantiert interessanten Abend. In ein veganes Restaurant zu gehen ist aber natürlich mindestens ein genauso großes Abenteuer. Ich würde allerdings für die Premiere eine vorher recherchierte und gut bewertete Location ausdrücklich empfehlen. Und diese Location kann auch ein Burgerimbiss sein! Der beste vegane Restaurantfinder ist die App „Happy Cow“ (ja, die Kuh ist lila, nein ich finde das auch keinen sehr gelungenen Design-Geniestreich), mit einer weltweit nahezu vollständigen Erfassung aller veganen und vegetarischen Restaurants und solchen mit pflanzlichen Optionen. Fürs Selberkochen bin ich ein Fan von natürlichen Gerichten, ohne große Ersatzprodukte und wenn es geht, natürlich gesund. So erklärt sich auch meine Auswahl an veganen, deutschsprachigen Foodblogs und Kochbüchern für erste Gehversuche:
- eat-this.org
- kathiescloud.com
- veggi.es
- oh-sophia.net
- The Lotus and the Artichoke Kochbücher (gibt es auch auf Deutsch) von Justin P. Moore
- Meine Rezepte für eine bessere Welt von Alicia Silverstone
- Attila Hildmann Kochbücher (Attila ist durchaus umstritten und in einigen Punkten auch nicht ganz unbegründet, aber seine Bücher sind gerade für Neueinsteiger super geeignet, am liebsten mag ich das Vegan for Fit)
Wie ich bereits in diesem Artikel beschrieben habe, ist es gar nicht so schwer, vegane Kosmetik zu finden. Welche zu finden, die dann auch noch tatsächlich haltbares Make-Up aufs Gesicht zaubert, ist schon wieder eine andere Sache.
Der Tipp:
Für den ersten Schritt würde ich euch raten, sich erst nach und nach an Naturkosmetik zu wagen (außer bei Gesichtscremes und Tonern) und erstmal nur auf Tierversuche und tierische Inhaltsstoffe zu achten. Und davon findet ihr eine sehr gute Auswahl sogar bei dm und Co. Ein paar weitere Anregungen:
- Haare: Paul Mitchell
- Gesicht: Santaverde (Creme und Toner, Naturkosmetik)
- Make-Up: Barry M. (nicht alles ist vegan!)
- Nagellack: Kure Bazaar
Ich liebe es zu verreisen und tue es so oft ich kann. Innerhalb von Deutschland benutze ich dafür aber nur in absoluten Ausnahmefällen das Flugzeug, nämlich dann, wenn die Alternative mehr als doppelt so teuer ist (dem kann man meist mit früherem Buchen entgegenwirken) oder ich sehr schnell von A nach B kommen muss.
Der Tipp:
- Das Auto wähle ich nur bei Strecken, die zu lang für Fußweg oder Fahrrad und zu kompliziert für öffentliche Verkehrsmittel sind (zweimal umsteigen ist nicht kompliziert!)
- Bei Mitfahrgelegenheiten habe ich genauso viele gute wie weniger gute Erfahrungen gemacht und für mich beschlossen, dass ich erst mal alle anderen Alternativen ausschöpfe
- Am häufigsten verreise ich mit der Deutschen Bahn oder dem HKX (Köln <-> Hamburg), aber auch immer öfter mit…
- Reisebussen: nach München, Berlin und Hamburg bin ich schon mit dem ADAC Reisebus gefahren und finde diese Art zu reisen sogar angenehmer als die Bahn. An Board gibt es kostenloses WiFi und nicht unerheblich viele Filme zum anschauen, Klimaanlage, Plätze mit Tisch und sehr viel Fußraum. In der Regel sind die Busse unterbesetzt, aber ich gehöre zu den Menschen, die mit einer Sitzplatzreservierung kurz vor der Abfahrt weniger hibbelig sind
- Für kurze Strecken nehme ich fast immer das Fahrrad oder meine zwei glücklicherweise gesunden Füße, da ist die Sporteinheit gleich erledigt
Ich wünsche euch ein wunderbares Jahr und eine gute Portion Motivation und Mut für eure Ziele! Lasst euch nicht unterkriegen, seid gut zu euch und nicht vergessen:
Jeder Schritt zählt und fühlt sich wahnsinnig gut an <3