Interview // Aurora – „Können wir den Körper des anderen nicht in Ruhe lassen?“

10.02.2016 Musik, box2, Feminismus

interview aurora

Zugegeben, im Zusammenhang mit der Künstlerin Auroa dudelte mir bisher nur ein Lied im Kopf herum, welches nicht nur Freunden von Mobilfunkanbieterwerbung ein Begriff sein dürfte: „Running with the Wolves“ war dabei aber nur die Anlaufbahn für das, was die grade mal 18-jährige Norwegerin da gerade mit einer Familienpackung Melancholie in ihren Texten und leisen, starken Tönen in die Welt versprüht. Ihr Debutalbum ‚All My Demons Greeting Me As A Friend‚ ist noch nicht einmal richtig draußen, da wird sie schon als das nächste große Ding, the Nordlicht Wonderkind, auf Händen durch Europa getragen.

Ich traf die entspannte Nachwuchskünstlerin auf einen Plausch über Feminismus, Girlpower und der Liebe zu Faltern im Haar.

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Wir sitzen in einem Raum im Hotel Michelberger, ich werde ihre 19. Interviewpartnerin sein an diesem verregneten Tag in Grauberlin. Ein bestenfalls müder, schlechtestenfalls übel gelaunter Teenie war das was ich erwartete – aber nix da. Aurora wippt auf ihrem Schaukelstuhl gleichermaßen zerbrechlich elfengleich, als auch energiegeladen und selbstbewusst wie ein echtes Supergirl. Sie spricht leise aber mit kräftiger Stimme. Ihre Haut ist sehr hell, ihre Haare, die Stimme, die Augen, Augenbrauen und ihre Aura auch.

aurora interview

Hast du schon einmal Erfahrungen mit Sexismus gemacht – in der Musikindustrie oder im täglichen Leben?

Ja, ich bin zum Beispiel in alles stark involviert, was den Sound angeht in unserer Band, ich kenne mich gut damit aus. Trotzdem, niemand kommt bei Soundchecks vor Auftritten auf die Idee, zuerst mich, die Künstlerin, zu fragen wie es sein soll. Es werden immer erst die beiden Männer mit denen ich unterwegs bin gefragt – weil ich ja „nur ein kleines Mädchen bin“. Das fühlt sich strange an.

Oder auf Fotoshoots – Männer sind bei sowas in zwei Stunden raus aus der Nummer, bei mir wollen sie immer das ganze Programm. Sechs Stunden lang oder länger, kleben mir Sachen an, kleistern mich mit Make-Up zu – obwohl ich sonst nie welches trage – und sie sagen Sachen wie „du bist zu blass“. Sie hassten auch sehr, als ich mir die Augenbrauen blich, aber ich wollte das genau so weil ich es toll finde – ich will tun dürfen was ich will mit meinem Gesicht, mit meinem Körper.

Wenn dich jemand fragt ob du Feministin bist, was sagst du dann?

Ich sage dann „natürlich bin ich Feministin“ und dass jeder Mensch Feministin oder Feminist sein sollte. Es bedeutet ja nicht, dass ich als Frau plötzlich ein Mann sein soll, sondern eben genau so gleichberechtigt wie ein Mann. Gleichberechtigung ist mir sehr wichtig, wie sollte es auch nicht.

Was bedeutet für dich Girlpower?

Girlpower bedeutet für mich, als Frau tun zu dürfen, was auch immer man will und auch aussehen zu dürfen wie man will. Ich bin dieses Thema „Echte Frauen haben Kurven“, „Echte Frauen haben Muskeln“ usw. wirklich leid. Ich selbst bin zum Beispiel sehr dünn und zierlich – bin ich deshalb also keine echte Frau? Können wir nicht einfach gut zueinander sein und akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich sind – den Körper des Anderen einfach mal in Ruhe lassen?

Achte lieber auf dich selbst – wenn du happy bist, dann kannst du das auch an andere weitergeben. Frauen sollten mehr zusammenhalten, zusammen Gutes tun, einander Gutes tun und beflügeln.

Drückst du dich mit deiner Mode aus oder ist sie für dich purer Konsum?

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Wenn ich jemandem neu begegne, möchte ich, dass der eine kleine Ahnung von meiner Persönlichkeit bekommt – das kann ich gut mit meiner Mode bewirken. Ich drücke mich gern mit Mode aus, aber auch durch meine Malerei, das Tanzen und Singen. Mode ist ein sehr wichtiger Teil davon.

Gerade trage ich ein sehr altes Shirt meiner Schwester aus den 90ern, einen Rock aus einem Vintage Store und Hosenträger aus einem Männergeschäft. Außerdem habe ich mir hier in Berlin wasserfeste Schuhe gekauft, weil ich es liebe in Pfützen rumzuspringen. Den Schmetterling in meinem Haar habe ich irgendwann mal auf dem Boden gefunden, ich trage oft alle möglichen Falter im Haar – egal ob Motten oder Schmetterlinge, ich mag beides.

Bist du gern auf Social Media unterwegs?

Ich muss es sein, es ist Part des Jobs und ich bin gerne auf Instagram – es ist eine Art Inspirationsquelle für mich und der beste Weg, um schnell mit meinen Fans und Freunden zu teilen, was ich gerade erlebe. Facebook und Twitter sind weniger meine Spielwiesen.

Haben sich die Beziehungen in deinem Leben geändert seit du so erfolgreich bist? Ist es leichter oder schwieriger geworden für dich?

Es fragen mich heute Leute mit denen ich damals zur Schule gegangen bin und mit denen ich keine oder eher schlechte Beziehungen hatte, ob ich ihnen Plätze für meine Konzerte sichern kann – das ist total verrückt und noch verrückter ist, dass ich es jedes Mal tue. Mit dieser neuen Situation kann ich noch nicht so gut umgehen.

Mit meiner Band bin ich jeden Tag zusammen – warum wir uns nie auf die Nerven gehen, wissen wir auch nicht. Selbst an freien Tagen sind wir zusammen, einfach immer. Es ist schwierig, Freundschaften darüber hinaus zu pflegen, weil man nunmal so viel unterwegs ist. Da ist es wichtig, dass man sich hat. Und zusammenhält. Wie eigentlich immer im Leben.

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Danke für das Interview Aurora, du Zauberwesen.

Auroas erstes Album ‚All My Demons Greeting Me As A Friend‚ kann ab sofort
vorbestellt werden, und zwar hier:

aurora Musik
Official Store:http://po.st/DemonsFBeC
iTunes: http://po.st/DemonsFBiT
Aurora auf Facebook.

2 Kommentare

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