Fair Friday // Auf einen Kaffee mit…
Jenny Mustard

fair friday

Inspirierend, weird (in a good way!), sehr nett und respektvoll – so würde ich Jenny Mustard, Bloggerin und Minimalistin, wohl am ehesten beschreiben. Nicht nur mag ich ihren Stil und ihre zum Teil nüchterne Herangehensweise an ganz elementare Themen wahnsinnig gerne, auch ihre stets positive Einstellung zu Veränderungen und vielleicht sogar gemeingesellschaftlich eher unpopulären Entscheidungen, gefällt mir.

Auf ihrem Blog findet man fast alles, was man fürs Leben braucht: Rezepte, How Tos, Beziehungseinblicke, Anregungen und Tipps zu den Themen Decluttering und Minimalismus, und on top noch wunderbare Essays. Jetzt, wo die Superfrau nach mehr als zwei Jahren mit Berlin auch wieder einen festen Wohnsitz hat, musste ich meine Chance ergreifen und all die Fragen stellen, die schon seit geraumer Zeit in meinem Kopf herum flatterten. Alle Antworten und den Beweis, dass man Catwoman tatsächlich als mädchenhaft bezeichnen kann, findet ihr hier: 

Hi Jenny, wie geht’s? Was machst du so zur Zeit?

Hi, mir geht es wirklich sehr gut, danke. Es ist Montag und ich mag neue Anfänge. In letzter Zeit habe ich versucht, in unserer neuen Wohnung anzukommen – dekorieren, eingewöhnen, es langsam angehen lassen und mich mehr auszuruhen.

Was war das Beste, was dir in den vergangen Tagen passiert ist?

Ah, das ist ein Geheimnis. Aber das Zweitbeste war, dass wir unseren Schrank im Schlafzimmer aufgebaut haben und nun aufhören können aus dem Koffer zu leben. Endlich!

David und du, ihr seid in letzter Zeit sehr viel umgezogen und gereist, ohne dabei eine feste Wohnung zu haben. Kannst du dir vorstellen, dass du für immer so lebst? Es gibt bestimmt Vorteile, oder?

Wir haben sogar für zweieinhalb Jahre ohne eigenes Zuhause gelebt. Seit ein paar Monaten wohnen wir jetzt in unserem ersten Apartment – seit 2014. Ich könnte definitiv nicht permanent ohne eigene Wohnung leben. Es ist wirklich echt hart! Und trotzdem auch wunderbar, diese Art der Freiheit habe ich vorher so noch nicht erlebt. Fast nichts zu besitzen, keine Verpflichtungen zu haben und nicht zu wissen, was der nächste Schritt sein wird. Wahnsinnig anstrengend und berauschend gleichzeitig. Der größte Vorteil beim dauerhaften Unterwegssein, also immer neue Städte und Länder zu erkunden, ist, dass du dich selbst kennenlernst. Automatisch kommst du dir selbst näher, deinen Träumen und was dir wichtig ist, wenn du andauernd mit einer neuen Umgebung und neuen Leuten zusammen triffst. Es kann kein Stillstand aufkommen, wenn du deine Wohnsituation alle paar Monate änderst.

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Siehst du dich selbst als Minimalistin und wenn ja, was genau bedeutet das für dich?

Ja, ich sehe mich selbst als Minimalistin, aber wahrscheinlich bedeutet das etwas anderes, als die Meisten denken, wenn sie das Wort hören. Energie, Zeit und Geld für Dinge zu verbrauchen, die mir wichtig sind und über den Rest nicht nachzudenken. Sich nicht zu sehr an gesellschaftlichen Normen und Standards zu orientieren und stattdessen den Lebensstil zu wählen, den du verfolgen möchtest. Wie genau dieser Lebensstil aussieht, ist für jeden Minimalisten unterschiedlich, weil wir eben verschiedene Interessen, Vorzüge und Persönlichkeiten haben.

Glaubst du, dass Minimalismus für jeden funktioniert?

Nein, nicht unbedingt. Für manche Menschen kann es sich zu fordernd anfühlen, herausfinden zu müssen, was man wirklich möchte und total fokussiert seine Träume zu verfolgen. Wahrscheinlich, weil es zu viele Möglichkeiten gibt?

Was sind deine 3 Anfänger Tipps & Tricks für einen minimalistisches Leben?

  • Finde heraus, was du wirklich willst
  • Finde heraus, was dir wirklich egal ist (auch wenn du damit ein Tabu brichst)
  • Verfolge nur die Dinge, die du möchtest und lass den Rest links liegen

Du orientierst dich auch in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Gehört das zum Minimalismus dazu?

Für viele Minimalisten ist die Umwelt ein wichtiges Thema. Nicht überkonsumieren, möglichst unverarbeitete Lebensmittel essen und Ressourcen zu sparen, wann immer es möglich ist. Für all diejenigen, die Minimalismus als einen ethischeren Lebensstil betrachten, gehören diese Themen dazu. Natürlich gibt es auch Minimalisten, die das Konzept aufgrund von Ästhetik oder Finanzen verfolgen, weil sie Einfachheit und Ruhe wollen oder weil es Freiräume schafft und neue Energie freisetzt. Es ist also alles eine Frage des Standpunktes.

Was denkst du über 100% faire und biologische Kleiderschränke?

Wenn man sich genügend damit beschäftigt, bin ich mir sicher, dass es möglich ist, eine 100% nachhaltige Garderobe zu haben. In meinen Augen ist das allerdings viel zu hart. Sich unter ethischen Gesichtspunkten zu ernähren ist viel einfacher, als ausschließlich biozertifizierte Kleidung zu tragen. Da Mode eine große Leidenschaft und ein großer Teil meines Jobs ist, finde ich es sehr schwierig, genug umweltbewusste Brands zu finden, mit denen man arbeiten kann. Die gute Nachricht ist allerdings, dass jedes Jahr mehr solcher Labels auf den Markt kommen. Und sogar die großen Brands und Modehäuser finden langsam den Anschluss und bringen auch immer mehr fairtrade, vegan oder biologische Kollektionen heraus. Lasst uns hoffen, dass der Trend so weiter geht.

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Warum hast du dafür entschieden, nur vegane und gesunde Lebensmittel zu konsumieren?

Vegan zu leben war für mich anfangs eine rein ethische Entscheidung, um nicht den Missbrauch durch die Tierindustrie zu unterstützen. Es hat sich zwar gut angefühlt, damit gleich auch noch einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, aber das Thema Tierschutz stand für mich im Vordergrund. Ich habe gedacht, dass es für meine Gesundheit nicht so gut sein würde, dass ich Mangelerscheinungen kriegen und öfter krank und ohne Energie sein würde. Es hätte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Ich habe mich vorher, als ich noch Vegetarierin war, auch schon mit Gesundheit beschäftigt und dieses Interesse ist immer größer geworden, als ich gemerkt habe, was für einen riesigen Unterschied eine gute Ernährung für den Körper, den Geist und die Lebensqualität bedeutet.

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Wie schaffst du es, standhaft zu bleiben und bei dem zu bleiben, was dir wichtig ist, anstatt ab und zu in einem Fast Food Restaurant vorbeizuschnuppern?

Gewohnheit! Es geht nur darum gute Angewohnheiten zu etablieren. Wenn etwas zu einer Gewohnheit geworden ist, musst du dich nicht anstrengen, bei deiner Entscheidung zu bleiben. Sobald ich also weiß, wie ich gerne mein Leben leben möchte, versuche ich es mir genauso an zu gewöhnen. Zu Beginn bedeutet das zunächst, bei seiner Entscheidung zu bleiben, komme was wolle. Denn unsere früheren Angewohnheiten werden gegen die neuen ankämpfen. Diese Herangehensweise ist nach meiner Erfahrung einfacher als man denkt. Um deine Fast Food Frage zu beantworten: Ab und zu esse ich auch mal Fast Food. Das kann ein wahnsinnig tolles neues veganes Produkt im Supermarkt sein, oder zum Beispiel etwas Gebackenes aus einer Konditiorei, wenn ich zufällig vorbeikomme. Der Unterschied ist nur, dass meine normalen Essgewohnheiten weit davon entfernt sind und ich nie ein richtiges Verlangen nach Fast Food habe. Es macht mir einfach nur Spaß, ab und zu mal etwas Neues zu entdecken. Mittlerweile ist es aber auch so, dass ich es gar nicht mehr so genießen kann, weil ich mich von hohem Zuckergehalt oder Frittiertem so weit entfernt habe. Da meine Essgewohnheiten also gefestigt sind, wird mir etwas Ungesundes nicht gleich schaden, vor allem, weil ich dann immer wieder merke, dass ich gewisse Dinge einfach nicht mehr mag. Spaß macht es aber trotzdem. Also denke ich, dass es davon abhängt, in welcher Phase des Gewöhnungsprozesses man sich gerade befindet. Wenn du gerade versuchst, eine schlechte Angewohnheit loszuwerden, ist es wahrscheinlich besser, ganz davon weg zu bleiben, bis man sich sicher genug in seinem neuen Verhalten fühlt.

3 Dinge, die du am Bloggen besonders magst:

Seiner Kreativität jeden Tag Ausdruck verleihen zu können. Die Freiheiten. Die Tatsache, dass ich mit meinem Freund David arbeiten und meine ganze Zeit mit ihm zu verbringen kann.

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Mein Grad an Weirdness von 1-10:

In meinen Augen bin ich eine 1. So wie ich bin, fühlt sich für mich total normal an und ich kenne es nicht anders. Ich verstehe aber, dass mein Lifestyle von außen nicht unbedingt als normal angesehen wird…?

Wie viel Humor hast du auf einer Skala von 1-10:

David sagt, ich bin eine solide 10. Ich sehe mich selber vielleicht so bei 5?

Mein Grad an Girlieness von 1-10:

Abhängig von meiner Stimmung, an manchen Tagen eine 2 (Brienne of Tarth) und an anderen Tagen 7 (Catwoman).

Was magst du an dir besonders gern?

Meine Neugier, meine Kreativität, meine Fähigkeiten. Und meinen Freund!

Verrätst du uns dein liebstes veganes Schnellrezept?

Das hier ist unser Lieblingsrezept für jede Gelegenheit im Mustard Headquarter. Wir machen eine größere Menge davon und essen dann mehrere Tage davon. Perfekt für den Herbst.

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Wenn du der Welt etwas sagen könntest, was wäre das?

Seid rücksichtsvoll. Rücksichtnahme und Toleranz – zwei sehr unterschätzte Begriffe.

Danke für deine Zeit und das Interview, Jenny <3

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(C) instagram-.com/jennymustard

Mehr von Jenny gibt’s hier:

Website/Blog: jennymustard.com

YouTube: JennyMustard

Instagram: @jennymustard

 Podcast: Mustard on Movies on iTunes

4 Kommentare

  1. Eva

    Tolle Frau, tolles Interview. Mir gefällt Ihre Geradlinigkeit und Ihre Konsequenz. Ich bewundere Ihre Herangehensweise, gute Gewohnheiten zu etablieren, wie sie harte, strenge Disziplin in ihr Gegenteil verwandelt – in eine leichte, mühellose gute Gewohnheit – dafür würde ich ihr schon alleine den schwarzen Gürtel der gelebten Selbstverwirklichung verleihen.

    Leider funktioniert nicht der Link zu Ihrem Lieblingsrezept, vielleicht könnt Ihr den noch einmal prüfen

    Antworten
  2. Rike Rike

    Schön, dass Ihr das Mädel hierhin eingeladen habt. Interessanter und unterhaltsamer Artikel! 🙂

    Antworten

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