Ich kann mich noch ganz genau an diesen einen Tag erinnern, als Sarah und ich uns nach fünf Jahren gemeinsamer Selbstständigkeit jeweils einen heimlichen Traum erfüllten, der uns insgeheim viel zu hochtrabend, oberflächlich und verschwenderisch vorkam. Eine Chanel-Tasche sollte es für jeden von uns ein. Es gibt zwar keine Entschuldigung für so viel Wahnsinn, aber auch keinen anderen Anflug von grenzenloser Unvernunft, den ich je so wenig bereut hätte. Kurz zuvor hatte ich noch mit zwei Beuteln Chipsfrisch im Bett gesessen und Audrey Tautou dabei zugesehen, wie sie die junge Coco Chanel im gleichnamigen Film spielte, wie eine Tänzerin zur Designerin wurde und eine ganze Branche umkrempelte, wie Coco, die eigentlich Gabrielle hieß, die Frauenmode revolutionierte und das Korsett abschaffte.
Man muss, glaube ich, ein bisschen verrückt sein und auch verliebt in das alles, um nachempfinden zu können, weshalb eine Marke derart viele Gefühle und Assoziationen und sogar einen kleinen Funken Stolz hervorrufen kann. In dem Moment zum Beispiel, als wir den Store verließen und wussten, dass wir es ganz allein bis hierher geschafft hatten, ohne Gönner, ohne Eltern, ohne Investoren. Nach einem Jahr Hartz IV, in dem wir Tag und Nacht tippten, zwei weiteren Jahren mit weniger Monatsgehalt als andere für ein paar Schuhe ausgeben, und ganz viel Durchhaltevermögen. Wir brauchten noch eine Weile um zu realisieren, dass wir langsam aber sicher immer unabhängiger und dass Existenzängste längst überflüssig geworden waren. Meine rote Chanel-Tasche ist damit quasi so etwas wie eine tägliche Erinnerung daran, dass man auch dann weitermachen sollte, wenn der Rest der Welt denkt, man hätte sich in brotlosen Träumen verstrickt.
Ein kleines Déjà-vu erlebte ich, als irgendwann eine Einladung von Chanel auf meinen Schreibtisch flatterte. Für die Eröffnung der neuen Boutique auf der Maximilianstraße 6 durfte ich vergangene Woche einen Tag und eine Nacht im Tweed-Jäckchen verbringen. Mit 450 Quadratmetern ist der Store, der optisch an Mademoiselle Chanels ehemaliges Apartment angelehnt ist, nun der größte in ganz Deutschland. Gefeiert wurde indes im Efeu-berankten Kohlebunker. Très chic, jawohl – und gleichzeitig herrlich unprätentiös, denn ob mans glaubt oder nicht: Chanel hat mit Spießigkeit als Lebensmodell absolut rein gar nichts am Hut.
Um trotz des temporären Luxus optisch noch ich selbst zu bleiben, nahm ich für das Event jedenfalls Vorlieb mit meinen eigenen Blue Jeans, unserem „Bonjour Simone“ – T-Shirts und gemütlichen Boots. Man muss ja nicht gleich übertreiben; wobei ich beim Anprobieren diverser Röcke ehrlich gesagt ein wenig Gänsehaut bekam. Der, sagen wir mal „Rucksack“, hingegen stammt aus der „Gabrielle“ Linie, die, wenn es nach Karl Lagerfeld geht, als eine Hommage an die große Modeschöpferin und Gründerin des Hauses gedacht ist. Dazu aber demnächst mehr.
Jäckchen: Chanel // Tasche: Gabrielle Chanel Bag // Jeans: Closed // Shirt: KDGxJaneWayne // Boots: Aeyde // Gürtel: & other stories // Ohrringe: H&M
Danke auch an Hey Woman, Julia & Veronika . es ist immer wieder ein Fest mit euch ♥xxx