Wenn es etwas gibt, dass ich bei Jane Wayne besonders gerne umsetze, dann ist es Superfrauen vorzustellen, die ihr einen großen Teil ihres Leben damit verbringen, die Welt ein bisschen besser, bunter und irgendwie erträglicher zu gestalten. Und wenn dann genau diese Wonderwomen auch noch ein eigenes Start-Up gründen, dann bin ich längst hin und weg, rolle trällernd den roten Teppich aus und frage borderline-irritierend viele Fragen.
Nach Leanne May-li Hilgart, Hilal Sezgin, Jenny Mustard, Bekka Oomen, den Yakamozz Mädels und Sascha Camili, möchte ich heute zwei höchst entzückende Damen vorstellen, die sich vielleicht noch viel mehr als wir alle den Sommer herbeisehnen: Andrea Kollar und Barbara Gölles vom Swimwear-Label Margaret and Hermione. Was das Ganze mit Nachhaltigkeit zu tun hat, wie man überhaupt auf die Idee kommt, ein Swimwear-Label zu gründen und ob man als Bademodendesignerin im Winter eigentlich arbeitslos ist, erzählen die beiden Macherinnen heute selbst!
Die Macherinnen <3
Ein kleiner Hinweis zuerst: Das Label spricht man tatsächlich Englisch aus – Margaret dürfte dann ja klar sein und wer nicht gleich weiß, wie Hermione ausgesprochen wird, hat die Harry Potter Filme augenscheinlich auf Deutsch geguckt (tse, tse). Jedenfalls haben sich Andrea und Barbara während ihres Studiums der Angewandten Kunst in Wien kennengelernt und quasi nahtlos den Entschluss gefasst, ein Label für nachhaltige und hochwertige Swimwear made from alten Fischernetzen zu gründen – was ich persönlich besonders toll finde, da wir zwar Eco T-Shirt Brands im Überfluss haben, aber Unterwäsche und Bademode schon etwas schwerer zu finden sind. Alle Margaret and Hermione Produkte sind handgemacht in Europa. Diesen Sommer erscheint bereits die dritte Kollektion und jede einzelne von ihnen war auf ihre Weise besonders. Bevor ich euch nun aber die wahnsinnig tollen Bilder der aktuellen „Banana Pop“-Kollektion zum Anschmachten zur Verfügung stelle, lasse ich die Beiden erstmal absolut verdient zu Wort kommen.
Hi ihr Zwei, was ist euch diese Woche schon spannendes widerfahren?
Barbara: Gestern hatten wir die Opening Party für unseren Pop-up Shop in Wien, der übrigens noch bis zum 8.4. stattfindet. Wir finden es immer total spannend, wenn wir direkt an Kundinnen verkaufen können. Da bekommt man einfach so unglaublich viel Feedback, das uns letztendlich weiterbringt!
Der Tag, an dem ihr euer Label gegründet habt – könnt ihr euch noch an ihn erinnern?
Andrea: Wir haben schon lange überlegt, gemeinsam ein Label zu gründen. 2015 war es dann soweit. Wir saßen dann zusammen in meinem Wohnzimmer und nachdem die Idee das erste Mal laut ausgesprochen wurde, hat es sich für uns beide sofort richtig angefühlt. Klingt kitschig, aber wir haben beide sofort gewusst, genau das ist es.
Hattet ihr Vorerfahrungen, was Design, Kunst und Unternehmensführung angeht?
Barbara: Wir haben beide unter Raf Simons und Veronique Branquinho an der Universität für angewandte Kunst in Wien Modedesign studiert. Ich habe für unterschiedliche Modelabels als Designerin gearbeitet, darunter auch Alexander McQueen. Andrea war selbstständige Illustratorin. Was Unternehmensführung betrifft ist unser Motto: Learning by doing.
Gibt es bei euch klare Aufgabenteilungen oder macht jede von euch alles?
Barbara: Wir hatten von Anfang an eine klare Aufgabenteilung: Ich bin für das Design verantwortlich, Andrea zeichnet die Prints. Alle anderen Aufgaben haben sich mit der Zeit ganz natürlich zwischen uns aufgeteilt. Wir sind sehr unterschiedlich und haben ganz verschiedene Stärken und Schwächen. Da ergänzen wir uns sehr gut. Und die Aufgaben, die wir beide blöd finden, also so Sachen wie Buchhaltung und Preiskalkulationen, die versuchen wir möglichst fair zwischen uns aufzuteilen.
Hinter Margaret and Hermione steckt ja viel mehr als nur ein Bademodenlabel.
Könnt ihr uns das Konzept mal genauer erklären?
Andrea: Für uns war immer klar: Wenn wir zusammen ein Bademodelabel gründen, dann nur in Verbindung mit nachhaltigen Materialien und einer transparenten Produktion in Europa. Also haben wir zu recherchieren begonnen, was gibt es, was ist möglich. So sind wir auf die Fischernetze gestoßen und und fanden die Idee einfach großartig: Das Meer zu säubern und daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen. Das ist ein sehr schöner und irgendwie ja auch logischer Kreislauf. Qualitativ ist es auch noch das hochwertigste Bademodematerial, das im Moment auf dem Markt erhältlich ist. Der Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich bei uns durch das gesamte Label. Angefangen von recyceltem Seidenpapier bis hin zu unserem veganen Sticker.
Barbara: Das faszinierende an Bademode ist, dass sie so unmittelbar am Körper ist, nichts wird kaschiert oder versteckt. Das ist aber auch der Grund, warum sich so viele Frauen in Bademode nicht wirklich wohl fühlen, sie fühlen sich exponiert. Das kennen wir nur zu gut von uns selbst, uns und auch all unseren Freundinnen geht es ja nicht anders. Gut sitzende Bademode kann da viel bewirken. Bloß haben wir leider einfach selbst keine gut sitzende gefunden, in der wir uns wirklich wohl gefühlt haben. Das war, neben der Nachhaltigkeit, von Anfang an der wichtigste Aspekt für uns: Jede Frau und jeder Frauenkörper ist anders und wir wollen, dass sich möglichst viele Frauen mit ganz unterschiedlichen Körperformen in unseren Bikinis und Badeanzügen wohl fühlen. Kurz gesagt: Wir wollen jede Frau schön aussehen lassen und ihre Vorzüge so gut wie möglich zur Geltung bringen.
Andrea: Unsere Schnitte sind bewusst sehr klassisch, weil sich alles um die perfekte Passform dreht. Wir feilen solange an unseren Modellen, bis jede Naht perfekt sitzt. Wir haben auch eine eigene Verarbeitungstechnik, durch die nichts einschneidet und sich unsere Bikinis und Badeanzüge regelrecht an den Körper anschmiegen. Alle Oberteile sind außerdem ungepaddet, um ein leichtes und natürliches Tragegefühl zu geben, das ist uns total wichtig.
„Bademode“ – bedeutet das nicht, dass ihr nur im Sommer etwas verdient und im Winter der riesige Umsatzeinbruch kommt?
Barbara: Deshalb haben wir uns für Herbst Winter auch etwas ganz Neues einfallen lassen, das unsere Bademode ergänzen wird. Es steht noch alles in den Startlöchern, deshalb können wir noch nicht soviel davon erzählen, aber wir freuen uns schon wahnsinnig darauf.
Ich bin eine völlig neue Kundin und möchte gerne für meinen Sommerurlaub einen nachhaltigen Bikini kaufen, wie gehe ich dann vor? Also woher weiß ich, welche Form am besten zu mir passt?
Andrea: Wir versuchen mit unseren Schnitten möglichst viele unterschiedliche Bedürfnisse und Körperformen zu bedienen. Wir haben drei verschiedene Ober- und Unterteile, die frei kombinierbar sind und zwei Badeanzüge. Man kann das natürlich nicht pauschal sagen, aber das ist eine ganz gute Richtlinie:
Top No. 4 ist ein unkompliziertes bügelloses Oberteil, das sich auch perfekt als BH eignet, funktioniert für ein A bis C Körbchen.
Top No .2 zaubert durch die abnehmbaren Träger ein perfekt gebräuntes Dekolleté (Körbchen A bis C).
Top No. 5 ist super für eine größere Oberweite geeignet, durch breitere Träger und eingearbeitete Bügel sorgt es für den perfekten Halt. (Körbchen B bis D).
Bottom No.1 ist unser sexy Höschen.
Bottom No. 2 ein klassisches Basic Höschen.
Bottom No.3, das hohe Höschen.
Swimsuit No. 2 ist unser sexy Badeanzug mit tiefem Vorder- und Rückenausschnitt.
Swimsuit No. 3, ein eleganter Klassiker und durch die eingearbeiteten Bügel wunderbar für weiblichere Formen geeignet.
Alle Modelle in allen erdenklichen Mustern gibt’s hier im Online Shop.
Woher kommt der Kollektionsname „Banana Pop“?
Barbara: Die Spring/Summer 2017 Kollektion wurde von Andy Warhol und der Pop Art in den 60ern/70ern in New York inspiriert. Und dann haben wir uns gedacht: Was passiert, wenn man die Welt aus der Sicht von winzigen Insekten sieht? Das Ergebnis hat uns dann ein bisschen selbst überrascht: Unersättliche Ameisen frönen dem Glücksspiel und würfeln um quietschgelbe Zitronen. Mutige Käfer erobern die Skyline von New York und bunte Fliegen umschwärmen Bananen, die der Kollektion auch den Namen verleihen: BANANA POP.
Und wer ist auf die Idee mit der üppigen Blumenwand gekommen?
Andrea: In den Prints tut sich schon wahnsinnig viel, da wollten wir mit der überbordenden und üppigen Blumenwand nochmal eins draufsetzen. Wir haben dann aus allen möglichen Archiven in Wien die Blumen zusammengesammelt (Modisten, Theater…). Neue kaufen kam für uns nicht in Frage, da es ja Plastikblumen sind. Wir sind an drei Tagen erneut ausgerückt, da die 2 x 2m Wand wirklich einiges an Blumen frisst. Der Fotografin Irina Gavrich ist es mehr als gelungen, trotz des Wahnsinns im Hintergrund, den Fokus auf die Bademode zu setzen und den spannenden Moment davor und danach einzufangen. Wir lieben ihre Arbeiten, sie geht ganz unkonventionell an Dinge heran und macht eben nicht diese aalglatte Modefotografie. Da wir mit unseren Sachen viele Frauen ansprechen wollen, haben wir ganz bewusst zwei sehr unterschiedliche Models gewählt. Gina, eine moderne Grace Jones, ist auch das Model in unserem neuen Video, das unter der Art-Direction von Irina Gavrich entstand.
Auch wenn ich noch tausend Fragen hätte, danke für das Interview ihr Zwei!
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