Welches Buch ich kommende Woche mit nach Mallorca nehmen werde, das weiß ich noch gar nicht (Tipps sind wirklich sehr willkommen); ein kleines aber feines muss es jedenfalls sein, mir bleiben nämlich nur drei Tage mit sehr wenig Allein-Zeit zum Verschlingen desselbigen. Würde mich aber gerade jemand anderes nach einer schnellen Lektüre fragen, nach einem Buch, das Flugzeiten überbrückt oder für ein schnelles Feierabend-Gehirnyoga geeignet ist, stünde Abenteuer Freiheit von Carlo Strenger ganz oben auf meiner Liste. Strenger ist etwa der Meinung, Freiheit sei ein lebenslanges Abenteuer: riskant, aber zugleich viel interessanter als die Massenkultur uns weismachen wolle. Wer ein wenig mehr Zeit und Muße mitbringt, könnte sich hingegen dem Club der unverbesserlichen Optimisten von Jean-Michel Guenassia hingeben – eine wonnige Reise durch das Paris der 1960er Jahre ist das, vollgestopft ist mit Rock’n’Roll, Verweisen auf die großen Intellektuellen der Nachkriegszeit, Gitanes-Zigaretten und der ersten großen Liebe. Wie im Rausch lässt sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase außerdem Delphine De Viganes autobiografischer Roman Das Lächeln meiner Mutter lesen. Tragisch, traurig und tonnenschwer ist dieses Buch und dann wieder so sanftmütig und versöhnlich, dass man irgendwann den Drang danach verspürt, laut in die Seiten hinein zu rufen. Um das gerade Geschehende endlich zurechtzurücken. Fehlt noch Joan Juliet Bucks Memoiren The Price Of Illusion – ganz leichte Kost, ein wenig Gossip, ein bisschen Grazie, ein andere Welt, die es sich aber durchaus zu Ergründen lohnt, zum Beispiel Strohhut-tragend und Limo-schlürfend:
1. The Price of Illusion // Joan Juliet Buck
„From Joan Juliet Buck, former editor-in-chief of Paris Vogue comes her dazzling, compulsively readable memoir: a fabulous account of four decades spent in the creative heart of London, New York, Los Angeles, and Paris, chronicling her quest to discover the difference between glitter and gold, illusion and reality, and what looks like happiness from the thing itself.
Born into a world of make-believe as the daughter of a larger-than-life film producer, Joan Juliet Buck’s childhood was a whirlwind of famous faces, ever-changing home addresses, and a fascination with the shiny surfaces of things. When Joan became the first and only American woman ever to fill Paris Vogue’s coveted position of Editor in Chief, a “figurehead in the cult of fashion and beauty,” she had the means to recreate for her aging father, now a widower, the life he’d enjoyed during his high-flying years, a splendid illusion of glamorous excess that could not be sustained indefinitely.
Joan’s memoir tells the story of a life lived in the best places at the most interesting times: London and New York in the swinging 1960s, Rome and Milan in the dangerous 1970s, Paris in the heady 1980s and 1990s. But when her fantasy life at Vogue came to an end, she had to find out who she was after all those years of make-believe. She chronicles this journey in beautiful and at times heartbreaking prose, taking the reader through the wild parties and the fashion, the celebrities and creative geniuses as well as love, loss, and the loneliness of getting everything you thought you wanted and finding it’s not what you’d imagined. While Joan’s story is unique, her journey toward self-discovery is refreshing and universal.“
2. Abenteuer Freiheit – Ein Wegweiser für unsichere Zeiten // Carlo Strenger
„Nachdem Carlo Strenger in Zivilisierte Verachtung gezeigt hat, weshalb es westlichen Gesellschaften heute oft schwerfällt, ihre Werte selbstbewusst zu verteidigen, wendet er sich in seinem neuen Buch der individuellen Seite dieser Verunsicherung zu: Warum leiden so viele Menschen unter Depressionen und einer erdrückenden Angst vor dem Scheitern? Warum boomen Heilslehren, die uns den Weg zum wahren Selbst weisen wollen?
All das hat laut Strenger, damit zu tun, dass es sich bei der Idee, es gäbe so etwas wie ein Grundrecht auf müheloses Glück, um einen Mythos handelt. Ausgehend von Denkern wie Spinoza, Nietzsche und Freud legt er dar, dass lange die Überzeugung vorherrschte, Konflikte und Scheitern gehörten zur menschlichen Natur. Daher, so schließt er aus den Biografien von Künstlern wie Egon Schiele oder Francis Ford Coppola, müssen wir wieder lernen, dass Freiheit ein lebenslanges Abenteuer ist: riskant, aber zugleich viel interessanter, als uns die Massenkultur heute weismachen will.“
3. Das Lächeln meiner Mutter – Delphine De Vigan
„»Du bist nicht so wie andere Mütter« – Von klein auf weiß Delphine, dass ihre Mutter talentierter, schöner, unkonventioneller ist als andere. Wie wenig diese jedoch dem Leben gewachsen ist, erkennt die Tochter erst als Erwachsene. Warum hat Lucile sich für den Freitod entschieden? Diese Frage treibt Delphine seit dem Tag um, an dem sie ihre Mutter tot aufgefunden hat. Sie trägt Erinnerungsstücke zusammen, spricht mit den Geschwistern ihrer Mutter, mit alten Freunden und Bekannten der Familie. Es entsteht das Porträt einer widersprüchlichen und geheimnisvollen Frau, die ihr ganzes Leben auf der Suche war – nach Liebe, Glück und nicht zuletzt nach sich selbst. Gleichzeitig zeichnet Delphine das lebendige Bild einer französischen Großfamilie im Paris der 50er und 60er Jahre. Erinnerung um Erinnerung lernt sie ihre Mutter und schließlich auch sich selbst zu verstehen.“
4. Der Club der unverbesserlichen Optimisten
„Mit dem „Club“ hat Guenassia den »Roman einer Generation«, die »melancholische Chronik einer Adoleszenz« geschrieben. 1959, als Michel in Paris seinen zwölften Geburtstag feiert, stößt er im Hinterzimmer eines Bistros auf den »Club der unverbesserlichen Optimisten«. Die folgenden fünf Jahre, bis zum Schulabschluß, wird ihn diese Versammlung von Männern beschäftigen, die trotz allem Optimisten geblieben sind: Emigranten aus dem Ostblock, enttäuschte und verfolgte Kommunisten, Juden, Querköpfe, Intellektuelle, Schachspieler. Deren dramatische Lebensgeschichten begleiten, kontrapunktieren, verdunkeln und erhellen Michels Aufwachsen. Es ist die Zeit des Kalten Kriegs. In Algerien werden die Unabhängigkeitsbestrebungen bekriegt; der Rock ’n’ Roll erobert die Jugend. Sascha, spät zum Club dazugestoßen, wird ausgeschlossen. Er hilft Michel bei seinen Anfängen als Fotograf. Eine alte Geschichte wird diesem Sascha zur Last gelegt. Dabei hat er sich, damals in der Sowjetunion, korrekt verhalten – was sich jedoch erst nach seinem Selbstmord 1964 herausstellt. Im selben Jahr wird der Club geschlossen. Michels Liebe wandert mit ihrer Familie nach Israel aus. Michel Marini muß sich neu orientieren.“