Jonathan Anderson wirkt bei der Präsentation seiner vierten Kollektion für Uniqlo tiefenentspannt, er lacht viel und schweift immer wieder ein bisschen ab, als er einzelne Kleidungsstücke von der Stange zieht und kurze Anekdoten vorträgt. Etwa dann, als er auf eine der Fleecejacken zeigt und erzählt, dass er während seiner Kindheit jede Menge davon trug, damals eben zur Radlerhose, statt —wie heute — zum Modell aus Cord. Inmitten der wärmenden Jacken hängen dicke, grob gestrickte Pullover und weite Flanellhemden — bereits die Materialien lassen vermuten, dass die Kollektion von langen Spaziergängen durch die Natur inspiriert wurde. Und tatsächlich liegen ihre Wurzeln in jener weiten Landschaft Englands, die der Designer während einer Zugfahrt nach Cornwall bewunderte.
Überhaupt spielt Großbritannien eine wichtige Rolle für die Herbst Winter 2019 Kollektion, auch, wenn die politische Situation derzeit schwierig ist. Wohl aber ist es Anderson gerade deshalb so wichtig, sich umzusehen und sich an jenen Dingen zu festzuhalten, die das Land eigentlich ausmachen: „Wenn die Dinge manchmal etwas merkwürdig scheinen, ist es gut, sich wieder ein bisschen an der Normalität und an dem, das man hat, zu orientieren.“ So ist die Kollektion von Tartan, Kilt-ähnlichen Röcken, aber auch von Longsleeves, die an Rugby-Shirts erinnern, durchzogen.
Es ist eine Ansammlung traditioneller Kleidungsstücke, denen Anderson durch kleine Details einen modernen Kniff verleiht, wie es etwa der Rock, der gleichermaßen an eine Decke erinnert, zeigt. Zeitlos sollen sie dennoch sein, was sie so sehr von den Arbeiten für Loewe oder sein eigenes Label unterscheidet — und gerade darin liegt für ihn die Schwierigkeit, gleichzeitig jedoch auch der Grund, mit einem Unternehmen wie Uniqlo zu arbeiten, erzählt Anderson: „Es ist auf eine merkwürdige Art und Weise schwieriger, weil ich es gewohnt bin, aufwendiger zu arbeiten und auch schon mal etwas auszuufern. Man muss wirklich darüber nachdenken, was zeitlos ist, aber es hilft mir auch dabei, mich in der Realität zu erden.“
Bei 19 Kollektionen im Jahr, so der Designer, könne man schon mal abschweifen und in merkwürdige Phasen rutschen. Um auf seine Psyche Acht zu geben, nimmt er deshalb nur jene Projekte an, die er wirklich liebt. Überhaupt ist die Mode das, was ihn morgens dazu bringt, aufzustehen — auch, wenn es natürlich, wie bei jedem Menschen, dennoch Situationen gibt, in denen er aufwacht und darüber nachdenkt, „alles hinzuschmeißen, sich ein Haus im Nirgendwo und ein paar Hühner zu kaufen“, was ihn letztlich, wie er anmerkt, aber wohl doch zu sehr langweilen würde. All die Arbeit für die unterschiedlichen Brands sei ein Balanceakt, der nur mit einer positiven Einstellung und anderen Hobbys fernab der Arbeit zu bewältigen sei — ein Tipp, den er an diesem verregneten Donnerstag uns allen mit auf den Weg gibt.
Und wie tragen andere die Kollektion?
Während des Launch-Events habe ich mich für euch auf die Suche nach den besten JW Anderson x Uniqlo Looks gemacht:
oben: Giulia und Camilla von Medea
Andy Torres von Style Scrapbook
links: Sarah Harouri // rechts: Karla Alajdi