Eine Genvariante der Pigmentablagerung ausgelöst durch Sonnenlicht – irgendwas mit Melanin – das sagt die Medizin über euch. Doch viel mehr als eine Laune der Natur, seid ihr Verbindungspunkte an schöne Tage und die Erinnerung an mein inneres Lausemädchen – damals und heute. An euch hängen Gedanken an Schokoeis und Salto vom Beckenrand – verklebte Pommeshände im Freibad. Unter „Besondere Kennzeichen“ schrieb ich euch in jedes Freundschaftsalbum der 6C bei Frau Hartusch. Auch in Pauls. Paul hatte ebenfalls rotblonde Haare, doch war dazu riesig groß und schlackselig. Er war viel schlauer als seine Noten und mehr Raudi als seine knopfigen Augen vermuten ließen. Als Rüpel wie er im Buche steht, ließ er Lehrer kapitulieren. Er paffte mit Zwölfeinhalb in den geschwänzten Stunden Malboro Lights im Wäldchen hinter der Schule und klaute mir meinen ersten Lidschatten.
Pauls Papa schlug ihn – manchmal mitten ins Gesicht. Zwischen den blauen Stellen waren dann aber immernoch seine vielen kleinen, braunen Fleckchen erkennbar – ich hätte sie ihm manchmal gern geküsst und seinem Vater dagegen liebend gern heftig eine zurückgeballert. Wenn sich unsere Hände trafen zählte man doppelt so viele Flecken. Meine Punkte verschwanden im Winter jedes Mal fast ganz und gar, seine nie – auch nicht mein Lieblingspunkt direkt auf der Oberlippe. Die, die in den kalten Monaten bei mir übrig blieben am Ellenbogen und Knie verband Paul manchmal mit Filzstift ohne eine Ahnung zu haben, wie kitschig das heute wirkt – kitschig waren wir damals nämlich nicht, sondern nur ein verknalltes Team mit Sommersprossen.
Gestern kam mir die Zeit mit Paul wieder in den Sinn und wie er unsere Sprossen heute wohl finden mag. Ich liebe meine, bin stolz auf jede Einzelne und jedes Mal richtig traurig wenn der Winter sie alle verblassen lässt. Deshalb zog ich gestern kurzerhand meinen Augenbrauenstift aus dem Schminkkästchen und fing an um die Nase zu tupfen. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz Schokoeis und Pommes Schranke wie damals – aber so’n bisschen vielleicht?
Die Gazetten und Fashion Shows sind gerade voll mit Looks rund um die Langstrumpf-Flecken. Die Sprosse hat mal wieder Boom-Zeit. Also ran an den Augenbrauenstift für einen Tag Takkatukaland.
Extratipp: Je unregelmäßiger desto besser – rund um die und auf der Nase verteilen und nach dem pünkteln ruhig noch ein Mal mit der Fingerkuppe ganz leicht einklöpfeln. Obendrauf eine Schicht losen Puder zum fixieren. Es gibt zwar inzwischen richtige Sommersprossenstifte, aber die braucht kein Mensch.
Und, was meint ihr: Nachgemalte Sommersprossen im Winter – Machen oder sein lassen?