Ach Paris, du schönste aller Modestädte, du. Von Träumen und Schäumen ging’s am vergangenen Wochenende weiter in Frankreichs Modehochburg – und eines bleibt klar wie Kloßbrühe: Die 70er Jahre gehören weiterhin zu den wichtigsten Tendenzen und Clare Waight Keller aka Mastermind hinter Chloé macht es sich auch im Winter 2015 ganz oben an der Spitze der wohl einflussreichsten Modedesignerin ihrer Zeit bequem. Selbstverständlich gleich neben Phoebe Philo von Céline – allerdings mit einer Nasenspitze voraus. Und MyTheresa-Chefeinkäufer Justin O’Shea brachte es am Wochenende knackig auf den Punkt: Who doesn’t want to be a Chloé Girl? -Eben. Momentan wohl jeder.
Geschlitzte Schlaghosen, tiefer Hosenbund, hippieske Maxikleider, Knebelverschlüsse, Flügelchenärmel, zarte Transparenzen, Babycord, Taillengürtel, Glockenärmel und eine ordentliche Ladung Patches. 70er Jahre, wir bleiben dir verfallen und können von der sophisticated Version aus dem Jahre 2015 einfach nicht genug bekommen. Unsere Highlights vom Wochenende plus Merkliste:
Oh, Chloé – mehr Bilder findet ihr wie immer bei der Vogue.
Sie widmete ihre Kollektion dem internationalen Frauentag und macht damit eines deutlich: Die Chloé Frau hat sich von einer zarten, schüchternen Dame zu einer selbstbewussten Lady entwickelt. Und die Erläuterung von Hella Schneider passt: Die Seventies waren das Jahrzehnt des modernen Feminismus, nach den 60er-Jahren und ihrer sexuellen Befreiung suchten und fanden Frauen ihre neuen Rollen in dieser neu gewonnenen Freiheit. Möglicherweise sprechen uns die Codes der 70er-Jahre heute so an, weil unsere Zeit zumindest in ihrem Aufbruchsgedanken den Seventies gar nicht so unähnlich ist. Und vielleicht nehmen wir seine ästhetischen Codes bald gar nicht mehr als aus den 70er-Jahren stammend wahr, sondern als die Gegenwart.
Merken wir uns also:
- Maxi-Kleider, Troddeln und zartes Chiffon sind das Traumpaar der Saison
- Weiche, feminine Einflüsse treffen auf maskuline Details wie strenge Westen
- Das eng anliegende Halsband ist nicht länger wegzudenken
- Samt & Babycord <3
Céline 24/7 – Mehr Bilder gibt’s hier.
Die Strenge weicht mehr und mehr und lässt weiche, feminine Einflüsse zu, ohne von Phoebe Philos minimalistischem Konzept abzuweichen. Hier und dort tauchen sie natürlich auf, diese Kreationen aus einem Guss, die wir in den vergangenen Saisons so sehr verehrten. So langsam aber sicher addiert man mehr verspielte Details hinzu und unterstreicht die Weiblichkeit: Femininere Proportionen, Cut-Outs und ein 24/7 Anspruch: Mal undone, mal überstylt wieder völlig alltagstauglich. Mal so, mal so und wieder so: Die Céline-Frau kann alles, wenn sie mag.
Merkliste:
- Trompetenärmel, bittesehr!
- Verschiedenste Materialien in einer Kreation: Patchwork!
- Color-Blocking
- Warum sind wir nicht vorher auf die Idee von Schultertaschen gekommen?
Acne Studios – eine Verschnaufpause für 70s Gegner. Mehr Bilder findet ihr hier.
Das neue Oversized? Das 70er Jahre oversized ins Hier uns Jetzt transportiert? Jonny Johanssons arbeitet an seiner geliebten Silhouette und zurrt sie kommende Saison einfach fest – und zaubert ihr eine Taille: Ein Remake der 80er Jahre Silhoutte vielleicht? Um eines vorweg zu nehmen: Die Schauen im Hause Acne Studios sprechen uns schon etwas länger nicht mehr an, lösen kein Herzrasen mehr aus und treiben uns auch immer seltener Herzchen in die Augen – ganz im Gegensatz zu den Kreationen, die am Anfang der nächsten Saisons in die Läden kommen. Es gibt also die Show „Acne“ und es gibt die Realität „Acne“ – und leider entfernen sie sich mehr und mehr voneinander. Zugegeben, das ist nicht weiter schlimm, wenn die Überraschungen eben im Store folgen – es ist bloß einfach unheimlich schade.
Merken sollte wir uns dennoch:
- Dufflecoats feiern ihre großes Comeback
- Schlaghosen dürfen wieder geschlitzt werden und wehen so noch mehr bei jedem Gang
- Dicke Ziernähte werden zum besonderen Detail
- Oversized Kreationen im Kleiderschrank können spielend leicht mit einer Kordel in der Taille enger gezurrt werden
Isabel Marant bleibt sich treu – die gesamte Kollektion seht ihr hier.
Es ist ein Heimspiel der besonderen Art für Isabel Marant, denn ihre Kreationen wirken so zeitgemäß und auf den Punkt wie nie zu vor: Ihr folkloristischer Einschlag und ihre zarte Hippie-Note könnten den Nerv der Zeit im Moment also gar nicht präziser treffen. Während ihre Kollegen also auf neue Einschläge setzen, macht Mme Marant genau das, was sie am besten kann: Sich treu bleiben. Von einer Sache allerdings hat sie sich entfernt: Vom Wedge-Absatz. Und nicht zuletzt das macht uns ab sofort zu den allergrößten Isabel-Marant-Fans überhaupt!
Merken wir uns:
- Flügelchen-Ärmel: Ich bin verknallt!
- gerüschte Röcke und Overknee-Stiefel: Check!
- Blusen werden ab sofort wieder geschnürrt
Loewe meldet sich zurück – alle Bilder hier.
J.W.Anderson für Loewe oder auch: Der Herzschrittmacher für ein längst vergessenes Brand. Das Gute ist: Loewe konnte uns nur überraschen, denn wir müssen ehrlich sein: Es existierte überhaupt kein Bild von einer DNA in unserem Kopf. Was nun also folgt ist entweder ein „Ja, das sieht großartig aus“ oder ein „Nunja, gar nicht mein Stil“ – und J.W. Anderson sorgt für ersteres und kreiert Looks, die sofort und ohne Umwege in unseren Kleiderschrank einziehen dürften: Cool, entspannt, äußerst bequem und gleichzeitig stark.
Merken wir uns:
- Wide Leg war nie schöner und braucht als Gegenpart gar kein eng anliegendes Oberteil um zu begeistern
- Leder in unterschiedlichster Coleur
- Ein zartes Chiffon-Kleid darf ab sofort ebenfalls mit weiter Hose flirten