Mode funktioniert im Grunde nach ganz simplen Regeln, die auf den ersten Blick zwar nicht immer ersichtlich, aber relativ einleuchtend sind. Nehmen wir das Beispiel der Flora zur Veranschaulichung: Beginnt ein Designer damit, kleine Blüten auf Seide zu drucken, ist es wahrscheinlich, dass in den kommenden Saisons irgendwo extrem großflächige Blumen auftauchen werden, es folgen 2-D-Stickereien, bis man schließlich wieder zum Ursprung zurück kehrt und das innerste der Pflanze womöglich sogar auf extrem abstrahierte Weise darstellt. So einfach ist es natürlich nicht immer, aber oft. Ähnlich ergeht es im Frühjahr 2016 jedenfalls der allseits bekannten Rüsche. Ihre Omnipräsenz auf den Laufstegen der aktuellen Fashion Weeks ist womöglich auch eine Gegenbewegung zur Workwear, zu all der Sportlichkeit, die uns da in letzter Zeit zum Minimalismus bewegte (siehe auch: Der Spaß kehrt zurück!). In Krisenzeiten, egal ob wirtschaftlicher oder politischer Natur, passiert auf den Runways aber häufig etwas, das man frech als „Kompensation“ abtun könnte:
Man ermutigt die Welt dazu, im Kleinen durchzudrehen, aus dem Vollen zu schöpfen, der Tristesse die Stirn zu bieten. Nicht selten mit Prunk, den sich die allermeisten überhaupt nicht leisten können, so wie damals, als man während der Nachkriegszeit sämtliche Stoffe auf pompös wippende Röcke verschwendete. Nicht zu verachten ist in diesem Fall außerdem die Wiederkehr der Weiblichkeit im offensichtlichsten aller Sinne. Rüschen eben, wie sie damals vom blauen Blut getragen wurden. Aber Mode wäre nicht Mode, würde sie nicht den Zeitgeist beachten und Altes in einen neuen Kontext betten – gerüscht wird deshalb im Jahr 2016 überall: An Hosenbeinen, Ärmeln, Röcken, Kragen, Hüften und Bäuchen: