Es kommt vor, dass mich Lookbooks trotz wahnsinniger Schönheit recht kalt lassen, das mag an der Abstumpfung liegen und der Übersättigung, vielleicht aber auch daran, dass ich es viel lieber mag, Kleidung hemmungslos betatschen zu können, statt sie bloß aus der Ferne anzustarren. So in etwa erging es mir mit dem Hamburger(!) Label Black Velvet Circus, das ich, so viel muss ich zu meiner Schande gestehen, längst auf dem Schirm hatte, aber bisweilen keineswegs adäquat huldigte. Der eine Funke zur großen Liebe fehlte und zwar genau jener, der mir während der Press Days im Showroom von Melodie Michelberger entgegen flog, als ich plötzlich vor den offenen Nähten wie sie Vladimir Karaleev sie lange für sich beanspruchte stand, vor kastenförmigen Jacquemus-Schnitten, „Free the nipple“-Gedächtniskleidern und Parolen für eine bessere Welt samt Love, Piece und No War.
Urheberin meines neuesten Favoriten-Anwärters der deutschen Label-Landschaft ist Tanja Glissmann, die einst ihren eigenen Vintage Shop „Black Velvet Circus“ eröffnete, um sich im Jahr 2013 mit eigenem Brand neu zu erfinden. Hätte ich wie sie bei Alexander McQueen gelernt, ich hätte es wohl ganz genau so gemacht. Was ich besonders an den Designs der aus London Wiedergekehrten mag: Das Credo „Love the past – wear the future“, das bereits für den aktuellen Herbst als Leitmotiv für sämtliche Kollektionsstücke galt.
Das Lookbook für das kommende Frühjahr:
Ein paar wenige Stücke aus der aktuellen Kollektion schlummern aber schon jetzt im Online Shop. Hin da!