Für die viel diskutierte #imperfect Kampagne, die keinen Unterschied mehr zwischen Perfektion und Imperfektion machen will, wo doch gerade im Unvollkommenen die große, wahre Schönheit liegen sollte, hatten wir bereits vor einer Handvoll Monaten mit Esprit zusammen gearbeitet. Jetzt, kurz vor dem Einbruch des lang ersehnten Frühlings, geht es in die nächste Runde. Diesmal dreht sich alles um die Kostbarkeit der individuellen Freiheit, um den Mut, niemand anderes als man selbst zu sein, und: Um Tanz als Ausdrucksform der eigenen Persönlichkeit. Warum denn eigentlich Tanz, dachte ich noch beim Durchblättern des Konzepts, das ich kurz darauf beiseite räumte, mir blieb ja noch etwas Zeit für diesen Beitrag.
Eine Woche später fand ich mich dank eines mitternächtlichen Anrufs mehr unerwartet als gewollt auf einer kuschelig kleinen, in flackerndes Licht getränkten Tanzfläche irgendwo in Kreuzberg wieder. Noch am Nachmittag zuvor hatte ich mir eingebildet und zugleich geschworen, ich sei rausgewachsen aus diesem elendig anstrengenden Clubleben, mein Sofa würde fortan auf Ewig Vorrang haben und überhaupt, keine durchgemachte Nacht der Welt könne den Kater mit Kind am Tag danach je wett machen. Trotzdem blieb ich bis die Sonne aufging. Und als ich ins Taxi stieg, um noch vor Einbruch des hellen Tages ein Glas Eiswürfelwasser auf meinem Balkon zu schlürfen, so wie früher immer, legte sich in meinem Hirn ein Schalter um, dessen Existent ich beinahe gänzlich vergessen hatte. Nie mehr ohne diese Momente, bitte. Nach Ampel Nummer Eins fühlte ich mich plötzlich frisch wie mit 20, auf der letzten Kreuzung abenteuerhungrig wie die junge Mia Farrow und vor der Haustür erholt wie dreißig Siebenschläfer nach der Winterruhe, jedenfalls geistig. Nicht, dass ich überhaupt ein nennenswertes Hinterteil hätte, aber ich fürchte, dank Rihannas und Drakes „Work“ habe ich mir an diesem Samstag in weniger als vier Stunden den Stress von mehr als drei Monaten aus dem Leib getwerkt.
Für den ein oder anderen mag das keine Besonderheit sein, für jemanden wie mich, der streckenweise unter frühzeitiger Vergreisung und akuter Bewegungsfaulheit leidet, glich diese wiedergefundene Lust am Rumzappeln allerdings einer Art akut benötigter Erleuchtung. Ich hatte schon über Detox nachgedacht und auch über das Herunterladen einer arschteuren Meditation-App, dabei kann es so einfach sein, alles an Ballast loszulassen und abzuwerfen, was regelmäßig in der Magengrube drückt – Obwohl man mir einst nachsagte, ich sähe auf der Tanzfläche aus wie ein Wasserpflanzengewächs, das sich durch den Raum räkle wie der größte Körperklaus; ich glaube übrigens, da ist noch immer viel Wahres dran. Aber hier fand ich wieder zurück zu Esprit, denn darum geht es in der Kampagne doch, um das un-perfekte Perfekte, das einen Menschen womöglich erst zu einer Persönlichkeit formt und vom faden Abziehbild unterscheidet.
Jene, die mir feuchte Augen des Glücks bereiten, sind nunmal meist die, die sich bewegen als kämen sie von einem anderen Stern. Oder als seien sie vom Glück getrieben. Als würden sie nicht für andere tanzen, sondern nur für sich selbst und das Gefühl, nicht umsonst heißt es ja „dance like nobody is watching“. Wer richtig tanzt, von innen heraus, lässt die Alltagsmaske und manchmal auch die Grazie fallen, das kann schon passieren. Gut ist das. Denn „der Tanz ist die Poesie der Arme und Beine, er ist die anmutige, schreckliche, durch Bewegung beseelte und verschönte Materie,“ findet Charles Baudelaire. Und ja, der Zustand des Tanzenden ist womöglich wirklich der einzige der Welt, der schrecklich und anmutig zugleich sein kann, wenn er nicht gerade schrecklich anmutig ist.
Ich bleibe also dabei: #imperfect forever, was nichts anderes als I’m perfect bedeutet – perfekt so wir sind. Da gelob ich mir doch meine ganz persönlichen Wasserpflanzenmomente.
Look I: Kleid als Top coming soon // Culottes // Sandale
Look II: Kleid // Mokkassins
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– in Kooperation mit Esprit –