Kitaferien sind was feines, dachte ich. Da wird man schließlich einfach so zum Urlaub gezwungen, zum Eisenbahnschienen verlegen, Sandburgen bauen und Hasengeschichten lesen. In der Sonne natürlich, irgendwo auf dem Land – so in etwa jedenfalls sah meine romantische Vorstellungen vom gemeinsamen Nichtstun zwischen Traktoren und Johannisbeerfeldern aus. Hätte ich nur nicht den Fehler gemacht, meine eigene Heimat als Kurstädte missbrauchen zu wollen. Mein Korschenbroich-Karma ist nämlich zweifelsohne schon mies seit ich Berlin „Zuhause“ nenne und fragt mich jetzt nicht, weshalb ich diesen Umstand immer wieder gedanklich beiseite schiebe. Setze ich auch nur einen Fuß in dieses Dorf am Niederrhein, fängt es für gewöhnlich an zu regnen. Es wird kalt. Und auch nicht wieder warm. Ich werde krank. Dann wird Lio krank. Und andersherum. Meine Familie hat außerdem meist zu tun, das ganz normale Leben geht nunmal weiter und bleibt nicht stehen, nur weil die Ausreißerin aus der Ferne sich nach langer Zeit mal wieder dazu bequemt, vorbei zu schauen. Logisch. Aber wie gesagt, die Verdrängung. Jedenfalls bin ich seit gestern zurück und ich fühle mich ein bisschen wie Janoschs Bär. „Oh wie schön ist Panama“, haben Lio und ich unter Gewitterwolken gelesen und dabei schnell gemerkt: Es mag ja wunderbar sein dort im Grünen, aber Zuhause ist nunmal wo die Freunde sind und das eigene Bett. Der Lieblingsbäcker. Der Spielplatz mit dem Piratenschiff. Und das Herz. Ich meckere zwar viel über Berlin, aber selten war ich so froh, wieder zurück sein, wirklich wahr.
Wären bloß die Omas und Opas und meine Schwestern nicht so furchtbar weit weg. Und da haben wir schon wieder den Salat, da fängt sie bereits an, besagte Verdrängung und ich weiß schon jetzt, dass ich bald wieder 600 Kilometer gen Südwesten fahre werde, fluchend und schimpfen und liebend, weil das Landei in mir ein Leben lang mit meinem inneren Stadtkind zanken wird.
Kleid: thanks to H&M Trend // Schuhe: Vetements //