Wenn es um Feminismus geht, dann weine ich manchmal laut, jedenfalls innerlich. Entweder vor Verzweiflung über die Borniertheit realitätsverweigernder Gegner dieser elementaren Geisteshaltung, oder aber vor Glück. So wie neulich, als ich zum ersten Mal „She’s Beautiful When She’s Angry“ sah, Mary Dores Werk über die Second Wave Feminists der späten 60er Jahre – ein längst überfälliges Stück Geschichte im Bewegbild, das es auf die großen Kinoleinwände der Welt geschafft hat. Ganz im Gegensatz zu den allermeisten Frauenrechtlerinnen übrigens, dabei gäbe es ausreichend Stoff und Sensationen für mindestens zehn Streifen. Diese inzwischen frei zugängliche Dokumentation über jene Frauen, die in den USA den Gleichberechtigungs-Stein ein zweites Mal zum Rollen brachten, über die verschiedenen Ansätze und Absplitterungen der Bewegung, über Mut und Protest und innere Konflikte, entschädigt uns zumindest ein Stück weit für alles bisher Unverfilmte.
Nach 90 Minuten mit Originalaufnahmen von früher und aktuellen Interviews mit den Protagonistinnen von damals kann ich nicht nur auf unzählige Gänsehaut-Momente, etliche Wut-Knoten und feuchte Augen ob des überschäumenden Kampfgeistes der gezeigten Aktivistinnen zurück blicken, sondern ertappe mich außerdem ungewohnt angesteckt von der inspirierenden Kraft, die Regisseurin Mary Dore mit ihrem Werk auf uns los lässt. Man möchte irgendetwas tun und bewegen, endlich wieder laut werden. Und all jene vor den Bildschirm setzen, die immer noch nicht verstanden haben, was Feminismus bedeutet. Und dass die Welt ausschließlich aus Feminist*innen bestehen sollte.
„She’s beautiful when she’s angry“ läuft ebenfalls bei Netflix.
Hier kann die Dokumentation via Paypal finanziell unterstützt werden.
Auf der offiziellen Website findet ihr alle weiteren Infos und einen Online-Shop.