Ob Mode politisch sein kann, ob sie es sogar sein muss, als Ausdrucksmedium, Statement und stoffgewordene Parabel, die von Solidarität und Verbundenheit erzählt, darüber diskutieren wir immer wieder, gerade jetzt. Weil man nicht nichts tun kann – gegen Homophobie, Rassismus, Sexismus und Weltbilder, die keine Diversität erlauben. Gegen die Angst vor dem Fremden und Neuen, die als Dünger für rechtes Gedankengut, den Aufstieg von AfD und Pegida in Deutschland und den Brexit funktioniert, die Autokratien zulässt, Marine Le Pen hetzen, Viktor Orbán drangsalieren oder Donald Trump siegen lässt. Rückblick.
In der Nacht des 12. Juno stürmt Omar Mir Seddique Mateen gegen 02:00 Uhr den Gay Club „Pulse“ und erschießt 49 Menschen. Aus Hass gegen eine von vielen Minderheiten; das Massaker von Orlando gilt als gezielter Anschlag auf die LGBTQ.-Gemeinde. 25 angehende Modejournalisten/-innen der Akademie für Mode & Design beschließen am darauffolgenden Tag, dass nichts mehr nicht politisch sein kann und darf. Auch Mode nicht. Zusammen mit ihrem Dozenten Fabian Hart entwickeln sie die Idee zum Solidari-T-Shirt ART III, das Artikel 3 GG, also unser Grundrecht auf Gleichheit, als StreetART auf die Straße bringt und sichtbar macht. Der gesamte Erlös kommt dem Hamburger Verein Basis und Woge zugute, der sich um Jugendliche kümmert, die aufgrund ihrer Sexualität, Hautfarbe, Herkunft oder Religion mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert sind. Wir machen mit. Weil Position jetzt wichtiger ist als Pose.
„Das Gesetz ist die Basis unserer Gesellschaft – so wie ein T-Shirt ein Basic unseres Alltags ist.“ ART III
„Wir sind nicht länger die Unbeschwerten, deren gutes Leben von den anderen gesichert und organisiert wird. Unsere Demokratie ist keine unwiderrufliche Errungenschaft unserer Geschichte. Wir selbst müssen sie sichern, unsere Grundrechte einfordern.“ Fabian Hart
Zwar gelingt es und ganz sicher nicht, die Welt mit einem einzigen T-Shirt vom Kleingeist zu befreien, aber wir können für das einstehen, woran wir glauben. Daran, dass jeder Mensch gleich (viel wert) ist. Sichtbarer Zusammenhalt ist unweigerlich imstande dazu, genau dort wichtige Diskurse zu beleben, wo sich vielleicht längst eine gefährliche Art von Selbstverständlichkeit eingeschlichen hat. In unserer Blase etwa. Wenn Liberalität Standard ist, fällt das Streitgespräch allzu häufig unter den Tisch, genau wie jene, die mit ihren Befürchtungen isoliert daneben stehen. Dabei ist der Austausch womöglich unsere kostbarste Währung, die effektivste Waffe gegen Rechts in jedweder Form.
Die fair produzierten T-Shirts sind passend zum International Tolerante Day in limitierter Edition unter artdrei.bigcartel.com für je 40,00 Euro erhältlich.
„ARTIII repräsentiert die Vielfalt unserer Gesellschaft und ist in den sozialen Medien zu Hause. Wer ARTIII verkörpern möchte und selbst nicht nichts tun möchte, kann ab sofort unsere Botschaft der Dreieinigkeit verbreiten.“
Es war mir die größte Ehre, einen Teil der Macher*innen kennenlernen zu dürfen, besonders Julia Rau, die unsere Freundin Mary Scherpe, Schauspieler Clemens Schick, Einkäufer Herbert Hoffmann, Youtuberin Suzy Grime, App-Co-Gründerin Ann-Kathrin Grebner, Willy, Patrick Mason (Art Director), Autor Adrian Bianco (Biancissimo & Vice) oder die beiden Magazinmacherin Kira und Olive, aber auch Jakob und mich für eine kleine Kampagne zusammengeführt hat. Durch die Unterstützung von Elbsticker, Glore Store Hamburg, Marlowe Nature, Marten Herma Anderson und der Fotografen Marlen Stahlhut, Roman Rätzke, Kumičak und Namslau, sowie durch EigenOinanzierung, konnte das Projekt ARTIII realisiert werden. Danke!
Das ART III Logo des Solidari-T steht für den Artikel 3 des Deutschen Grundgesetzes, das seit 1949 existiert:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Danke, danke, danke und Chapeau, ihr tollsten Student*innen.
Es müsste mehr von euch geben ♥